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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805.

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Empfindungen für Sinne halten zu können,
was sie auch in der That nicht sind, so-
bald es wahr ist, dass nur die Reflexe der
unorganischen Welt, und nicht die
Wahrnehmungen der eignen Zustände des
Thiers, Sinne zu nennen sind.

Dieser Sinn für die Cohäsionsfunction der
Natur hat sich als eignes Organ constituirt in
den Saugwarzen der Würme, in den Palpen
der Insecten, im Rüssel der Säugthiere,
des Elephanten, Schweins, Tapirs, Nil-
pferdes etc., im Schnabel der Wasservö-
gel etc., und endlich in den Lippen des
Menschen. Sein Nerv ist bekanntlich ein
grosser Theil des fünften Paars, und ei-
gens stark ausgebildet in den Rüsselthie-
ren, in den Aenten, und nach Blumen-
bach
im Ornithorhynchus. Ueber die
Bedeutung seiner Verbindung mit dem Hör-
nerven und mit dem sympathischen, kann
hier nichts gesagt werden, ausser dass er
in Bezug auf das letztere als erster Sinn
allen thierischen Functionen zum Grunde
liegt, wie die Erde den unorganischen.

Mit dem Lippensinn öffnet sich die
Mundhöhle, und daraus folgt nothwendig,

dass

Empfindungen für Sinne halten zu können,
was sie auch in der That nicht sind, so-
bald es wahr iſt, daſs nur die Reflexe der
unorganischen Welt, und nicht die
Wahrnehmungen der eignen Zuſtände des
Thiers, Sinne zu nennen sind.

Dieſer Sinn für die Cohäſionsfunction der
Natur hat sich als eignes Organ conſtituirt in
den Saugwarzen der Würme, in den Palpen
der Inſecten, im Rüſſel der Säugthiere,
des Elephanten, Schweins, Tapirs, Nil-
pferdes etc., im Schnabel der Waſſervö-
gel etc., und endlich in den Lippen des
Menſchen. Sein Nerv iſt bekanntlich ein
groſser Theil des fünften Paars, und ei-
gens stark ausgebildet in den Rüſſelthie-
ren, in den Aenten, und nach Blumen-
bach
im Ornithorhynchus. Ueber die
Bedeutung seiner Verbindung mit dem Hör-
nerven und mit dem sympathiſchen, kann
hier nichts geſagt werden, auſser daſs er
in Bezug auf das letztere als erſter Sinn
allen thieriſchen Functionen zum Grunde
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Mit dem Lippenſinn öffnet sich die
Mundhöhle, und daraus folgt nothwendig,

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[107/0125] Empfindungen für Sinne halten zu können, was sie auch in der That nicht sind, so- bald es wahr iſt, daſs nur die Reflexe der unorganischen Welt, und nicht die Wahrnehmungen der eignen Zuſtände des Thiers, Sinne zu nennen sind. Dieſer Sinn für die Cohäſionsfunction der Natur hat sich als eignes Organ conſtituirt in den Saugwarzen der Würme, in den Palpen der Inſecten, im Rüſſel der Säugthiere, des Elephanten, Schweins, Tapirs, Nil- pferdes etc., im Schnabel der Waſſervö- gel etc., und endlich in den Lippen des Menſchen. Sein Nerv iſt bekanntlich ein groſser Theil des fünften Paars, und ei- gens stark ausgebildet in den Rüſſelthie- ren, in den Aenten, und nach Blumen- bach im Ornithorhynchus. Ueber die Bedeutung seiner Verbindung mit dem Hör- nerven und mit dem sympathiſchen, kann hier nichts geſagt werden, auſser daſs er in Bezug auf das letztere als erſter Sinn allen thieriſchen Functionen zum Grunde liegt, wie die Erde den unorganiſchen. Mit dem Lippenſinn öffnet sich die Mundhöhle, und daraus folgt nothwendig, daſs

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Zitationshilfe: Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/125>, abgerufen am 31.10.2024.