Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.der neuen Gäste, als daß er hätte diesen Blick bemerken sollen. Aber wenn auch dieser erste Blick ihm entging, so sah er doch bald, daß zwischen diesen Beiden ein geheimes, süßes Einverständniß walten müsse, das ihm unerträglich war. Er sann nach, wie er dies stören könne, und war während des ersten Gesprächs ziemlich schweigsam. Nachher sagte er leicht und halblaut zu Jaromir, aber doch laut genug, daß es wie zufällig Elisabeth hören konnte. "Nicht wahr, ein niedliches Kind die kleine Felchner? Ich sah Sie gestern mit ihr. -- Sie stehen bei ihr in großer Gunst, wie ich höre?" Jaromir sagte unbefangen aber ernst: "Sollten Sie das Fräulein auch kennen?" "Nun, Sie brauchen nicht gleich eifersüchtig zu sein," sagte in demselben leisen Tone wie vorher, doch zugleich ironisch lachend, Aarens. "Ich kenne Sie nur von Ansehen und habe ihr noch keinen Besuch gemacht -- aber man bemerkt unser Flüstern --" und rasch gegen die Gesellschaft gewendet, fuhr er laut fort: "Ich erging mich eben im Lobe von des Grafen Kunstgeschmack, der sich in allen Dingen, welche er auswählt und anordnet, bewährt -- auch in der Wahl seines Pferdes und Reitzeuges." Da ein Gespräch von Pferden beginnen konnte, war Waldow ganz in seiner Sphäre; er richtete deshalb sogleich der neuen Gäste, als daß er hätte diesen Blick bemerken sollen. Aber wenn auch dieser erste Blick ihm entging, so sah er doch bald, daß zwischen diesen Beiden ein geheimes, süßes Einverständniß walten müsse, das ihm unerträglich war. Er sann nach, wie er dies stören könne, und war während des ersten Gesprächs ziemlich schweigsam. Nachher sagte er leicht und halblaut zu Jaromir, aber doch laut genug, daß es wie zufällig Elisabeth hören konnte. „Nicht wahr, ein niedliches Kind die kleine Felchner? Ich sah Sie gestern mit ihr. — Sie stehen bei ihr in großer Gunst, wie ich höre?“ Jaromir sagte unbefangen aber ernst: „Sollten Sie das Fräulein auch kennen?“ „Nun, Sie brauchen nicht gleich eifersüchtig zu sein,“ sagte in demselben leisen Tone wie vorher, doch zugleich ironisch lachend, Aarens. „Ich kenne Sie nur von Ansehen und habe ihr noch keinen Besuch gemacht — aber man bemerkt unser Flüstern —“ und rasch gegen die Gesellschaft gewendet, fuhr er laut fort: „Ich erging mich eben im Lobe von des Grafen Kunstgeschmack, der sich in allen Dingen, welche er auswählt und anordnet, bewährt — auch in der Wahl seines Pferdes und Reitzeuges.“ Da ein Gespräch von Pferden beginnen konnte, war Waldow ganz in seiner Sphäre; er richtete deshalb sogleich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0170" n="164"/> der neuen Gäste, als daß er hätte diesen Blick bemerken sollen.</p> <p>Aber wenn auch dieser erste Blick ihm entging, so sah er doch bald, daß zwischen diesen Beiden ein geheimes, süßes Einverständniß walten müsse, das ihm unerträglich war. Er sann nach, wie er dies stören könne, und war während des ersten Gesprächs ziemlich schweigsam.</p> <p>Nachher sagte er leicht und halblaut zu Jaromir, aber doch laut genug, daß es wie zufällig Elisabeth hören konnte. „Nicht wahr, ein niedliches Kind die kleine Felchner? Ich sah Sie gestern mit ihr. — Sie stehen bei ihr in großer Gunst, wie ich höre?“</p> <p>Jaromir sagte unbefangen aber ernst: „Sollten Sie das Fräulein auch kennen?“</p> <p>„Nun, Sie brauchen nicht gleich eifersüchtig zu sein,“ sagte in demselben leisen Tone wie vorher, doch zugleich ironisch lachend, Aarens. „Ich kenne Sie nur von Ansehen und habe ihr noch keinen Besuch gemacht — aber man bemerkt unser Flüstern —“ und rasch gegen die Gesellschaft gewendet, fuhr er laut fort: „Ich erging mich eben im Lobe von des Grafen Kunstgeschmack, der sich in allen Dingen, welche er auswählt und anordnet, bewährt — auch in der Wahl seines Pferdes und Reitzeuges.“</p> <p>Da ein Gespräch von Pferden beginnen konnte, war Waldow ganz in seiner Sphäre; er richtete deshalb sogleich </p> </div> </body> </text> </TEI> [164/0170]
der neuen Gäste, als daß er hätte diesen Blick bemerken sollen.
Aber wenn auch dieser erste Blick ihm entging, so sah er doch bald, daß zwischen diesen Beiden ein geheimes, süßes Einverständniß walten müsse, das ihm unerträglich war. Er sann nach, wie er dies stören könne, und war während des ersten Gesprächs ziemlich schweigsam.
Nachher sagte er leicht und halblaut zu Jaromir, aber doch laut genug, daß es wie zufällig Elisabeth hören konnte. „Nicht wahr, ein niedliches Kind die kleine Felchner? Ich sah Sie gestern mit ihr. — Sie stehen bei ihr in großer Gunst, wie ich höre?“
Jaromir sagte unbefangen aber ernst: „Sollten Sie das Fräulein auch kennen?“
„Nun, Sie brauchen nicht gleich eifersüchtig zu sein,“ sagte in demselben leisen Tone wie vorher, doch zugleich ironisch lachend, Aarens. „Ich kenne Sie nur von Ansehen und habe ihr noch keinen Besuch gemacht — aber man bemerkt unser Flüstern —“ und rasch gegen die Gesellschaft gewendet, fuhr er laut fort: „Ich erging mich eben im Lobe von des Grafen Kunstgeschmack, der sich in allen Dingen, welche er auswählt und anordnet, bewährt — auch in der Wahl seines Pferdes und Reitzeuges.“
Da ein Gespräch von Pferden beginnen konnte, war Waldow ganz in seiner Sphäre; er richtete deshalb sogleich
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