Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.Kindes willen, das sich zum Zeitvertreib und aus Langerweile zu Dir herabgelassen -- aber edel wär's, wenn Du auch Etwas wagtest, sie Dir zu erkämpfen, und was außerdem vielleicht mißlänge, würde durch die Liebe gelingen! Ich lasse Dich mit Deinem Herzen und Deinem Verstand allein -- die werden Dir's noch deutlich vortragen, wie ich's meine." Er ging. Franz war wieder allein in seinem Kämmerchen, allein mit dem aufgeregten Innern, in dem jetzt Wilhelm geschickt einen neuen Kampf aufgeregt hatte. Daran hatte Franz noch nicht gedacht, was Jener jetzt mit rohen Worten und plötzlich angeregt hatte. Als der Mann des Volkes mit sich gerungen und all' jene Versuchungen bekämpft hatte, welche in ihm selber rege geworden, oder von außen zu ihm herangetreten waren, so hatte er immer nur das große Ganze vor Augen gehabt, er hatte niemals an den besonderen Fall, niemals gerade an sich selbst, seine eignen Verhältnisse und seine nächste Umgebung gedacht. Er hatte sich nur als Einen betrachtet, der, aus der Masse des verdumpften Volkes aufgewacht, gewahrte, wie er und Alle, welche in Armuth und Niedrigkeit bei drückender Arbeit beschwerliche Tage abhaspelten, um die einfachsten Menschenrechte gebracht seien. Er bemühte sich, dies verlorene heilige Kindes willen, das sich zum Zeitvertreib und aus Langerweile zu Dir herabgelassen — aber edel wär’s, wenn Du auch Etwas wagtest, sie Dir zu erkämpfen, und was außerdem vielleicht mißlänge, würde durch die Liebe gelingen! Ich lasse Dich mit Deinem Herzen und Deinem Verstand allein — die werden Dir’s noch deutlich vortragen, wie ich’s meine.“ Er ging. Franz war wieder allein in seinem Kämmerchen, allein mit dem aufgeregten Innern, in dem jetzt Wilhelm geschickt einen neuen Kampf aufgeregt hatte. Daran hatte Franz noch nicht gedacht, was Jener jetzt mit rohen Worten und plötzlich angeregt hatte. Als der Mann des Volkes mit sich gerungen und all’ jene Versuchungen bekämpft hatte, welche in ihm selber rege geworden, oder von außen zu ihm herangetreten waren, so hatte er immer nur das große Ganze vor Augen gehabt, er hatte niemals an den besonderen Fall, niemals gerade an sich selbst, seine eignen Verhältnisse und seine nächste Umgebung gedacht. Er hatte sich nur als Einen betrachtet, der, aus der Masse des verdumpften Volkes aufgewacht, gewahrte, wie er und Alle, welche in Armuth und Niedrigkeit bei drückender Arbeit beschwerliche Tage abhaspelten, um die einfachsten Menschenrechte gebracht seien. Er bemühte sich, dies verlorene heilige <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0196" n="190"/> Kindes willen, das sich zum Zeitvertreib und aus Langerweile zu Dir herabgelassen — aber edel wär’s, wenn Du auch Etwas wagtest, sie Dir zu erkämpfen, und was außerdem vielleicht mißlänge, würde durch die Liebe gelingen! Ich lasse Dich mit Deinem Herzen und Deinem Verstand allein — die werden Dir’s noch deutlich vortragen, wie ich’s meine.“</p> <p>Er ging.</p> <p>Franz war wieder allein in seinem Kämmerchen, allein mit dem aufgeregten Innern, in dem jetzt Wilhelm geschickt einen neuen Kampf aufgeregt hatte.</p> <p>Daran hatte Franz noch nicht gedacht, was Jener jetzt mit rohen Worten und plötzlich angeregt hatte.</p> <p>Als der Mann des Volkes mit sich gerungen und all’ jene Versuchungen bekämpft hatte, welche in ihm selber rege geworden, oder von außen zu ihm herangetreten waren, so hatte er immer nur das große Ganze vor Augen gehabt, er hatte niemals an den besonderen Fall, niemals gerade an sich selbst, seine eignen Verhältnisse und seine nächste Umgebung gedacht. Er hatte sich nur als Einen betrachtet, der, aus der Masse des verdumpften Volkes aufgewacht, gewahrte, wie er und Alle, welche in Armuth und Niedrigkeit bei drückender Arbeit beschwerliche Tage abhaspelten, um die einfachsten Menschenrechte gebracht seien. Er bemühte sich, dies verlorene heilige </p> </div> </body> </text> </TEI> [190/0196]
Kindes willen, das sich zum Zeitvertreib und aus Langerweile zu Dir herabgelassen — aber edel wär’s, wenn Du auch Etwas wagtest, sie Dir zu erkämpfen, und was außerdem vielleicht mißlänge, würde durch die Liebe gelingen! Ich lasse Dich mit Deinem Herzen und Deinem Verstand allein — die werden Dir’s noch deutlich vortragen, wie ich’s meine.“
Er ging.
Franz war wieder allein in seinem Kämmerchen, allein mit dem aufgeregten Innern, in dem jetzt Wilhelm geschickt einen neuen Kampf aufgeregt hatte.
Daran hatte Franz noch nicht gedacht, was Jener jetzt mit rohen Worten und plötzlich angeregt hatte.
Als der Mann des Volkes mit sich gerungen und all’ jene Versuchungen bekämpft hatte, welche in ihm selber rege geworden, oder von außen zu ihm herangetreten waren, so hatte er immer nur das große Ganze vor Augen gehabt, er hatte niemals an den besonderen Fall, niemals gerade an sich selbst, seine eignen Verhältnisse und seine nächste Umgebung gedacht. Er hatte sich nur als Einen betrachtet, der, aus der Masse des verdumpften Volkes aufgewacht, gewahrte, wie er und Alle, welche in Armuth und Niedrigkeit bei drückender Arbeit beschwerliche Tage abhaspelten, um die einfachsten Menschenrechte gebracht seien. Er bemühte sich, dies verlorene heilige
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