Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.Eigenthum vieler Tausende wieder erringen zu helfen, indem er die Noth der Arbeiter vor aller Welt erzählte, indem er durch den Verein der jungen Arbeiter unter diesen selbst sittliche und bessere Elemente zu ihrer Geltung zu bringen suchte. Als nun jenes anonyme Schreiben mit seinen verführerischen Theorieen, seiner glänzenden Veredtsamkeit und seinen goldnen Verheißungen ihn so erschütterte -- ganz neue Gesichtskreise ihm aufschloß und ihm die Weit durch ein seltsam verkehrt geschlissenes Glas ansehen ließ, daß er Mühe hatte sich mit seiner geistigen Anschauung noch in dieser wirr gewordenen und verrückten Weltordnung zurecht zu finden -- als er darin weiter den offenbaren Aufruf zur Empörung und Grwalt gelesen -- so hatte er dies Allgemeine noch immer nicht auf seine besondern Verhältnisse bezogen. Er war einige Augenblicke schwenkend geworden -- er hatte so viel neue Lebensansichten vernommen, wie sie ihm bisher noch niemals durch die Seele gezogen waren, und er mußte ihnen erst genau in die Augen sehen, ehe er sie verwerfen, eh' er die unreinen Geister, welche sich an ihn herandrängten, von sich stoßen und verdammen konnte. Er hatte nur geprüft, ob diese neue Weltanschauung die rechte sei, oder seine alte -- und da er erstere falsch gefunden, hatte er sich mit Abscheu von ihr abgewendet. Es war ihm nicht gelungen, Wilhelm zu einer gleichen Ueberzeugung Eigenthum vieler Tausende wieder erringen zu helfen, indem er die Noth der Arbeiter vor aller Welt erzählte, indem er durch den Verein der jungen Arbeiter unter diesen selbst sittliche und bessere Elemente zu ihrer Geltung zu bringen suchte. Als nun jenes anonyme Schreiben mit seinen verführerischen Theorieen, seiner glänzenden Veredtsamkeit und seinen goldnen Verheißungen ihn so erschütterte — ganz neue Gesichtskreise ihm aufschloß und ihm die Weit durch ein seltsam verkehrt geschlissenes Glas ansehen ließ, daß er Mühe hatte sich mit seiner geistigen Anschauung noch in dieser wirr gewordenen und verrückten Weltordnung zurecht zu finden — als er darin weiter den offenbaren Aufruf zur Empörung und Grwalt gelesen — so hatte er dies Allgemeine noch immer nicht auf seine besondern Verhältnisse bezogen. Er war einige Augenblicke schwenkend geworden — er hatte so viel neue Lebensansichten vernommen, wie sie ihm bisher noch niemals durch die Seele gezogen waren, und er mußte ihnen erst genau in die Augen sehen, ehe er sie verwerfen, eh’ er die unreinen Geister, welche sich an ihn herandrängten, von sich stoßen und verdammen konnte. Er hatte nur geprüft, ob diese neue Weltanschauung die rechte sei, oder seine alte — und da er erstere falsch gefunden, hatte er sich mit Abscheu von ihr abgewendet. Es war ihm nicht gelungen, Wilhelm zu einer gleichen Ueberzeugung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="191"/> Eigenthum vieler Tausende wieder erringen zu helfen, indem er die Noth der Arbeiter vor aller Welt erzählte, indem er durch den Verein der jungen Arbeiter unter diesen selbst sittliche und bessere Elemente zu ihrer Geltung zu bringen suchte. Als nun jenes anonyme Schreiben mit seinen verführerischen Theorieen, seiner glänzenden Veredtsamkeit und seinen goldnen Verheißungen ihn so erschütterte — ganz neue Gesichtskreise ihm aufschloß und ihm die Weit durch ein seltsam verkehrt geschlissenes Glas ansehen ließ, daß er Mühe hatte sich mit seiner geistigen Anschauung noch in dieser wirr gewordenen und verrückten Weltordnung zurecht zu finden — als er darin weiter den offenbaren Aufruf zur Empörung und Grwalt gelesen — so hatte er dies Allgemeine noch immer nicht auf seine besondern Verhältnisse bezogen.</p> <p>Er war einige Augenblicke schwenkend geworden — er hatte so viel neue Lebensansichten vernommen, wie sie ihm bisher noch niemals durch die Seele gezogen waren, und er mußte ihnen erst genau in die Augen sehen, ehe er sie verwerfen, eh’ er die unreinen Geister, welche sich an ihn herandrängten, von sich stoßen und verdammen konnte. Er hatte nur geprüft, ob diese neue Weltanschauung die rechte sei, oder seine alte — und da er erstere falsch gefunden, hatte er sich mit Abscheu von ihr abgewendet. Es war ihm nicht gelungen, Wilhelm zu einer gleichen Ueberzeugung </p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0197]
Eigenthum vieler Tausende wieder erringen zu helfen, indem er die Noth der Arbeiter vor aller Welt erzählte, indem er durch den Verein der jungen Arbeiter unter diesen selbst sittliche und bessere Elemente zu ihrer Geltung zu bringen suchte. Als nun jenes anonyme Schreiben mit seinen verführerischen Theorieen, seiner glänzenden Veredtsamkeit und seinen goldnen Verheißungen ihn so erschütterte — ganz neue Gesichtskreise ihm aufschloß und ihm die Weit durch ein seltsam verkehrt geschlissenes Glas ansehen ließ, daß er Mühe hatte sich mit seiner geistigen Anschauung noch in dieser wirr gewordenen und verrückten Weltordnung zurecht zu finden — als er darin weiter den offenbaren Aufruf zur Empörung und Grwalt gelesen — so hatte er dies Allgemeine noch immer nicht auf seine besondern Verhältnisse bezogen.
Er war einige Augenblicke schwenkend geworden — er hatte so viel neue Lebensansichten vernommen, wie sie ihm bisher noch niemals durch die Seele gezogen waren, und er mußte ihnen erst genau in die Augen sehen, ehe er sie verwerfen, eh’ er die unreinen Geister, welche sich an ihn herandrängten, von sich stoßen und verdammen konnte. Er hatte nur geprüft, ob diese neue Weltanschauung die rechte sei, oder seine alte — und da er erstere falsch gefunden, hatte er sich mit Abscheu von ihr abgewendet. Es war ihm nicht gelungen, Wilhelm zu einer gleichen Ueberzeugung
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