Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

möglichst zu schonen, da er im Augenblick auf die bei ihm beliebten Vertleidungen, wo es galt, irgend Etwas auszugattern, das an sich nicht verdächtig war, sich aber doch bei einem geschickten Verfahren verdächtig machen ließ -- nicht eingerichtet war und sie ihm auch im gegenwärtigen Moment und unter den jetzigen Verhältnissen nicht anwendbar schienen. Er hatte daher den Geheimrath zu seinem und seiner Regierung Vertrauten gemacht und theilte ihm jetzt eine der wichtigsten Rollen in dem Drama zu, von dem er in dem Aufstand der Eisenbahnarbeiter bereits ein kleines Vorspiel gesehen zu haben meinte -- dem Drama, dessen Mitspieler er auskundschaften und das ganze Stück selbst auffinden, vielleicht auch gar erst verfertigen helfen wollte. Die Eisenbahnarbeiter waren vorher der genauen Beobachtung Schuhmachers entgangen, -- den Fabrikarbeitern hatte er ein anderes Loos zugedacht -- sie sollten ihm Mindestens eine bedeutende Gehaltzulage aus dem geheimen Fonds, einen Orden, vielleicht auch einen Titel und einige goldene Uhren und Dosen einbringen. Den Geheimrath machte er gleiche lockende Aussichten, um seinen Eifer gehörig anzuspornen und in allen Fällen seiner gewiß zu sein, was um so mehr wirkte, als Bordenbrücken einmal mit tiefster Indignation geäußert hatte, daß er der einzige Geheimrath in der Residenz sei, welcher keinen Orden habe, was Schuhmacher zu der Bemerkung Anlaß

möglichst zu schonen, da er im Augenblick auf die bei ihm beliebten Vertleidungen, wo es galt, irgend Etwas auszugattern, das an sich nicht verdächtig war, sich aber doch bei einem geschickten Verfahren verdächtig machen ließ — nicht eingerichtet war und sie ihm auch im gegenwärtigen Moment und unter den jetzigen Verhältnissen nicht anwendbar schienen. Er hatte daher den Geheimrath zu seinem und seiner Regierung Vertrauten gemacht und theilte ihm jetzt eine der wichtigsten Rollen in dem Drama zu, von dem er in dem Aufstand der Eisenbahnarbeiter bereits ein kleines Vorspiel gesehen zu haben meinte — dem Drama, dessen Mitspieler er auskundschaften und das ganze Stück selbst auffinden, vielleicht auch gar erst verfertigen helfen wollte. Die Eisenbahnarbeiter waren vorher der genauen Beobachtung Schuhmachers entgangen, — den Fabrikarbeitern hatte er ein anderes Loos zugedacht — sie sollten ihm Mindestens eine bedeutende Gehaltzulage aus dem geheimen Fonds, einen Orden, vielleicht auch einen Titel und einige goldene Uhren und Dosen einbringen. Den Geheimrath machte er gleiche lockende Aussichten, um seinen Eifer gehörig anzuspornen und in allen Fällen seiner gewiß zu sein, was um so mehr wirkte, als Bordenbrücken einmal mit tiefster Indignation geäußert hatte, daß er der einzige Geheimrath in der Residenz sei, welcher keinen Orden habe, was Schuhmacher zu der Bemerkung Anlaß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0203" n="197"/>
möglichst zu schonen, da er im Augenblick auf die bei ihm beliebten Vertleidungen, wo es galt, irgend Etwas auszugattern, das an sich nicht verdächtig war, sich aber doch bei einem geschickten Verfahren verdächtig machen ließ &#x2014; nicht eingerichtet war und sie ihm auch im gegenwärtigen Moment und unter den jetzigen Verhältnissen nicht anwendbar schienen. Er hatte daher den Geheimrath zu seinem und seiner Regierung Vertrauten gemacht und theilte ihm jetzt eine der wichtigsten Rollen in dem Drama zu, von dem er in dem Aufstand der Eisenbahnarbeiter bereits ein kleines Vorspiel gesehen zu haben meinte &#x2014; dem Drama, dessen Mitspieler er auskundschaften und das ganze Stück selbst auffinden, vielleicht auch gar erst verfertigen helfen wollte. Die Eisenbahnarbeiter waren vorher der genauen Beobachtung Schuhmachers entgangen, &#x2014; den Fabrikarbeitern hatte er ein anderes Loos zugedacht &#x2014; sie sollten ihm Mindestens eine bedeutende Gehaltzulage aus dem geheimen Fonds, einen Orden, vielleicht auch einen Titel und einige goldene Uhren und Dosen einbringen. Den Geheimrath machte er gleiche lockende Aussichten, um seinen Eifer gehörig anzuspornen und in allen Fällen seiner gewiß zu sein, was um so mehr wirkte, als Bordenbrücken einmal mit tiefster Indignation geäußert hatte, daß er der einzige Geheimrath in der Residenz sei, welcher keinen Orden habe, was Schuhmacher zu der Bemerkung Anlaß
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0203] möglichst zu schonen, da er im Augenblick auf die bei ihm beliebten Vertleidungen, wo es galt, irgend Etwas auszugattern, das an sich nicht verdächtig war, sich aber doch bei einem geschickten Verfahren verdächtig machen ließ — nicht eingerichtet war und sie ihm auch im gegenwärtigen Moment und unter den jetzigen Verhältnissen nicht anwendbar schienen. Er hatte daher den Geheimrath zu seinem und seiner Regierung Vertrauten gemacht und theilte ihm jetzt eine der wichtigsten Rollen in dem Drama zu, von dem er in dem Aufstand der Eisenbahnarbeiter bereits ein kleines Vorspiel gesehen zu haben meinte — dem Drama, dessen Mitspieler er auskundschaften und das ganze Stück selbst auffinden, vielleicht auch gar erst verfertigen helfen wollte. Die Eisenbahnarbeiter waren vorher der genauen Beobachtung Schuhmachers entgangen, — den Fabrikarbeitern hatte er ein anderes Loos zugedacht — sie sollten ihm Mindestens eine bedeutende Gehaltzulage aus dem geheimen Fonds, einen Orden, vielleicht auch einen Titel und einige goldene Uhren und Dosen einbringen. Den Geheimrath machte er gleiche lockende Aussichten, um seinen Eifer gehörig anzuspornen und in allen Fällen seiner gewiß zu sein, was um so mehr wirkte, als Bordenbrücken einmal mit tiefster Indignation geäußert hatte, daß er der einzige Geheimrath in der Residenz sei, welcher keinen Orden habe, was Schuhmacher zu der Bemerkung Anlaß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/203
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/203>, abgerufen am 31.10.2024.