Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.fand der Geheimrath Gelegenheit, die Unterhaltung auf den Aufstand der Eisenbahnarbeiter zu bringen. "Ja, das Volk wird täglich unverschämter," sagte der Fabrikherr. "Wo es eine Eisenbahn zu bauen giebt, kommt auch gleich lauter Gesindel aus aller Herren Ländern herzugelaufen, verlaufene Müssiggänger, welche sonst nirgends Arbeit bekommen haben. Die Leute verdienen Viel bei leichter, gesunder Arbeit in freier Luft -- da wird's ihnen zu wohl, sie werden übermüthig, so ist es denn auch hier gekommen. Hätten sie schlechtern Lohn und wären sie abhängig und auf lange Zeit gebunden, so wäre es ihnen nicht eingefallen zu revoltiren, nur wo zu Viel gute Zeit ist, wird das Pack unverschämt im Fordern." "Wie Recht haben Sie -- es sind schlimme Zeiten. Viel verschuldet an solchen gesellschaftlichen Uebeln die sogenannte Volksaufklärung, für welche eine gewisse Partei sich rastlos abmüht und der sogar die Regierungen viel zu wenig Hemmung in den Weg legen; dieses Streben nach Volksaufklärung ist recht eigentlich der furchtbare Krebsschaden der Gegenwart, durch den noch Viel edle Säfte zu Grunde gehen werden -- das fehlte noch! Auch den Pöbel aufzuklären --" "Wirklich gelingen wird dies niemals, da ist Nichts zu fürchten." "Aber müssen nicht Erreignisse wie das letzte ängstlich fand der Geheimrath Gelegenheit, die Unterhaltung auf den Aufstand der Eisenbahnarbeiter zu bringen. „Ja, das Volk wird täglich unverschämter,“ sagte der Fabrikherr. „Wo es eine Eisenbahn zu bauen giebt, kommt auch gleich lauter Gesindel aus aller Herren Ländern herzugelaufen, verlaufene Müssiggänger, welche sonst nirgends Arbeit bekommen haben. Die Leute verdienen Viel bei leichter, gesunder Arbeit in freier Luft — da wird’s ihnen zu wohl, sie werden übermüthig, so ist es denn auch hier gekommen. Hätten sie schlechtern Lohn und wären sie abhängig und auf lange Zeit gebunden, so wäre es ihnen nicht eingefallen zu revoltiren, nur wo zu Viel gute Zeit ist, wird das Pack unverschämt im Fordern.“ „Wie Recht haben Sie — es sind schlimme Zeiten. Viel verschuldet an solchen gesellschaftlichen Uebeln die sogenannte Volksaufklärung, für welche eine gewisse Partei sich rastlos abmüht und der sogar die Regierungen viel zu wenig Hemmung in den Weg legen; dieses Streben nach Volksaufklärung ist recht eigentlich der furchtbare Krebsschaden der Gegenwart, durch den noch Viel edle Säfte zu Grunde gehen werden — das fehlte noch! Auch den Pöbel aufzuklären —“ „Wirklich gelingen wird dies niemals, da ist Nichts zu fürchten.“ „Aber müssen nicht Erreignisse wie das letzte ängstlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0209" n="203"/> fand der Geheimrath Gelegenheit, die Unterhaltung auf den Aufstand der Eisenbahnarbeiter zu bringen.</p> <p>„Ja, das Volk wird täglich unverschämter,“ sagte der Fabrikherr. „Wo es eine Eisenbahn zu bauen giebt, kommt auch gleich lauter Gesindel aus aller Herren Ländern herzugelaufen, verlaufene Müssiggänger, welche sonst nirgends Arbeit bekommen haben. Die Leute verdienen Viel bei leichter, gesunder Arbeit in freier Luft — da wird’s ihnen zu wohl, sie werden übermüthig, so ist es denn auch hier gekommen. Hätten sie schlechtern Lohn und wären sie abhängig und auf lange Zeit gebunden, so wäre es ihnen nicht eingefallen zu revoltiren, nur wo zu Viel gute Zeit ist, wird das Pack unverschämt im Fordern.“</p> <p>„Wie Recht haben Sie — es sind schlimme Zeiten. Viel verschuldet an solchen gesellschaftlichen Uebeln die sogenannte Volksaufklärung, für welche eine gewisse Partei sich rastlos abmüht und der sogar die Regierungen viel zu wenig Hemmung in den Weg legen; dieses Streben nach Volksaufklärung ist recht eigentlich der furchtbare Krebsschaden der Gegenwart, durch den noch Viel edle Säfte zu Grunde gehen werden — das fehlte noch! Auch den Pöbel aufzuklären —“</p> <p>„Wirklich gelingen wird dies niemals, da ist Nichts zu fürchten.“</p> <p>„Aber müssen nicht Erreignisse wie das letzte ängstlich </p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0209]
fand der Geheimrath Gelegenheit, die Unterhaltung auf den Aufstand der Eisenbahnarbeiter zu bringen.
„Ja, das Volk wird täglich unverschämter,“ sagte der Fabrikherr. „Wo es eine Eisenbahn zu bauen giebt, kommt auch gleich lauter Gesindel aus aller Herren Ländern herzugelaufen, verlaufene Müssiggänger, welche sonst nirgends Arbeit bekommen haben. Die Leute verdienen Viel bei leichter, gesunder Arbeit in freier Luft — da wird’s ihnen zu wohl, sie werden übermüthig, so ist es denn auch hier gekommen. Hätten sie schlechtern Lohn und wären sie abhängig und auf lange Zeit gebunden, so wäre es ihnen nicht eingefallen zu revoltiren, nur wo zu Viel gute Zeit ist, wird das Pack unverschämt im Fordern.“
„Wie Recht haben Sie — es sind schlimme Zeiten. Viel verschuldet an solchen gesellschaftlichen Uebeln die sogenannte Volksaufklärung, für welche eine gewisse Partei sich rastlos abmüht und der sogar die Regierungen viel zu wenig Hemmung in den Weg legen; dieses Streben nach Volksaufklärung ist recht eigentlich der furchtbare Krebsschaden der Gegenwart, durch den noch Viel edle Säfte zu Grunde gehen werden — das fehlte noch! Auch den Pöbel aufzuklären —“
„Wirklich gelingen wird dies niemals, da ist Nichts zu fürchten.“
„Aber müssen nicht Erreignisse wie das letzte ängstlich
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