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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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finger daran einschränke. Weder Vult konnte auf
dem Instrumente, das er blies, noch Walt mit
den Instrumenten, die er jetzt selten zu machen
bekam, sich viel verdienen. Armen-Anstalten
für beide mußten getroffen und jeder der Allmo¬
sen-Pfleger des andern werden. Noch heute, ja
auf der Stelle mußte ein Zauberschlag von un¬
absehlichen Folgen gethan werden; sie thaten ihn
im Weinfeuer mit vier Armen.

Sie schickten die ersten Kapitel und Aus¬
schweifungen des Hoppelpoppel oder das Herz an
den Magister Dyk in Leipzig zum Verlage.

Denn ein Werk kann immer mit dem hintern
Ende noch in der Schneckenschale des Schreib¬
pultes wachsen, indeß das vordere mit Fühlhör¬
nern schon auf der Poststraße kriecht. Sie setzten
ihre erste Hofnung gütiger Annahme darum auf
den Magister, weil sie glaubten, ein Buchhänd¬
ler, der selber ein Gelehrter ist, habe doch immer
mehr prüfenden Geschmack für Manuskripte als ein
Buchhändler, der erst einen Gelehrten hält, wel¬
cher prüft.

Walt mußte im Briefe -- auf Vults Welt¬

finger daran einſchraͤnke. Weder Vult konnte auf
dem Inſtrumente, das er blies, noch Walt mit
den Inſtrumenten, die er jetzt ſelten zu machen
bekam, ſich viel verdienen. Armen-Anſtalten
fuͤr beide mußten getroffen und jeder der Allmo¬
ſen-Pfleger des andern werden. Noch heute, ja
auf der Stelle mußte ein Zauberſchlag von un¬
abſehlichen Folgen gethan werden; ſie thaten ihn
im Weinfeuer mit vier Armen.

Sie ſchickten die erſten Kapitel und Aus¬
ſchweifungen des Hoppelpoppel oder das Herz an
den Magiſter Dyk in Leipzig zum Verlage.

Denn ein Werk kann immer mit dem hintern
Ende noch in der Schneckenſchale des Schreib¬
pultes wachſen, indeß das vordere mit Fuͤhlhoͤr¬
nern ſchon auf der Poſtſtraße kriecht. Sie ſetzten
ihre erſte Hofnung guͤtiger Annahme darum auf
den Magiſter, weil ſie glaubten, ein Buchhaͤnd¬
ler, der ſelber ein Gelehrter iſt, habe doch immer
mehr pruͤfenden Geſchmack fuͤr Manuſkripte als ein
Buchhaͤndler, der erſt einen Gelehrten haͤlt, wel¬
cher pruͤft.

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[148/0154] finger daran einſchraͤnke. Weder Vult konnte auf dem Inſtrumente, das er blies, noch Walt mit den Inſtrumenten, die er jetzt ſelten zu machen bekam, ſich viel verdienen. Armen-Anſtalten fuͤr beide mußten getroffen und jeder der Allmo¬ ſen-Pfleger des andern werden. Noch heute, ja auf der Stelle mußte ein Zauberſchlag von un¬ abſehlichen Folgen gethan werden; ſie thaten ihn im Weinfeuer mit vier Armen. Sie ſchickten die erſten Kapitel und Aus¬ ſchweifungen des Hoppelpoppel oder das Herz an den Magiſter Dyk in Leipzig zum Verlage. Denn ein Werk kann immer mit dem hintern Ende noch in der Schneckenſchale des Schreib¬ pultes wachſen, indeß das vordere mit Fuͤhlhoͤr¬ nern ſchon auf der Poſtſtraße kriecht. Sie ſetzten ihre erſte Hofnung guͤtiger Annahme darum auf den Magiſter, weil ſie glaubten, ein Buchhaͤnd¬ ler, der ſelber ein Gelehrter iſt, habe doch immer mehr pruͤfenden Geſchmack fuͤr Manuſkripte als ein Buchhaͤndler, der erſt einen Gelehrten haͤlt, wel¬ cher pruͤft. Walt mußte im Briefe — auf Vults Welt¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/154>, abgerufen am 14.06.2024.