jahrswünsche und fünf Kalender, die er zur Aus¬ wahl gehabt und behalten, großmüthig bezahlet hatte.
Kurz vor 6 Uhr wollte das Paar ein wenig in die Luft, von der Flitte am liebsten lebte; auf der Hausschwelle bebte der Pinselmacher Purzel -- jüngerer Bruder des Theaterschneiders -- ihnen entgegen mit einem ausgehöhlten Gesicht wie ein Hohlglas (Stirn- und Kinn-Ränder waren konvex) -- das verschabte Ueberröckchen auf die linke Sei¬ te hinübergeknöpft -- mit einem langen Faden¬ wurm von Zopf aus Zopfband -- und wackelnd mit dem rechten Knie: "Ihro gnädigen Gnaden, "fing das Jammerbildchen an, werden meinen "Miniatur-Pinsel vorgestern herrlich und nett "erhalten -- Ich stehe davor, daß der Pinsel "ganz vortrefflich einigermassen -- und bitte denn "um das Wenige, was er kostet, und auch, "daß Sie mir bei dieser Gelegenheit etwas schen¬ "ken." -- "Hier!" sagte Flitte zum stillen le¬ bendigen Friedensfest, ja ruhigen R. Friedens¬ protokoll, zu Purzel dem Jüngern.
Abends machte den Waffentanz der Caffe
jahrswuͤnſche und fuͤnf Kalender, die er zur Aus¬ wahl gehabt und behalten, großmuͤthig bezahlet hatte.
Kurz vor 6 Uhr wollte das Paar ein wenig in die Luft, von der Flitte am liebſten lebte; auf der Hausſchwelle bebte der Pinſelmacher Purzel — juͤngerer Bruder des Theaterſchneiders — ihnen entgegen mit einem ausgehoͤhlten Geſicht wie ein Hohlglas (Stirn- und Kinn-Raͤnder waren konvex) — das verſchabte Ueberroͤckchen auf die linke Sei¬ te hinuͤbergeknoͤpft — mit einem langen Faden¬ wurm von Zopf aus Zopfband — und wackelnd mit dem rechten Knie: „Ihro gnaͤdigen Gnaden, „fing das Jammerbildchen an, werden meinen „Miniatur-Pinſel vorgeſtern herrlich und nett „erhalten — Ich ſtehe davor, daß der Pinſel „ganz vortrefflich einigermaſſen — und bitte denn „um das Wenige, was er koſtet, und auch, „daß Sie mir bei dieſer Gelegenheit etwas ſchen¬ „ken.“ — „Hier!“ ſagte Flitte zum ſtillen le¬ bendigen Friedensfeſt, ja ruhigen R. Friedens¬ protokoll, zu Purzel dem Juͤngern.
Abends machte den Waffentanz der Caffe
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jahrswuͤnſche und fuͤnf Kalender, die er zur Aus¬
wahl gehabt und behalten, großmuͤthig bezahlet
hatte.
Kurz vor 6 Uhr wollte das Paar ein wenig
in die Luft, von der Flitte am liebſten lebte; auf
der Hausſchwelle bebte der Pinſelmacher Purzel —
juͤngerer Bruder des Theaterſchneiders — ihnen
entgegen mit einem ausgehoͤhlten Geſicht wie ein
Hohlglas (Stirn- und Kinn-Raͤnder waren konvex)
— das verſchabte Ueberroͤckchen auf die linke Sei¬
te hinuͤbergeknoͤpft — mit einem langen Faden¬
wurm von Zopf aus Zopfband — und wackelnd
mit dem rechten Knie: „Ihro gnaͤdigen Gnaden,
„fing das Jammerbildchen an, werden meinen
„Miniatur-Pinſel vorgeſtern herrlich und nett
„erhalten — Ich ſtehe davor, daß der Pinſel
„ganz vortrefflich einigermaſſen — und bitte denn
„um das Wenige, was er koſtet, und auch,
„daß Sie mir bei dieſer Gelegenheit etwas ſchen¬
„ken.“ — „Hier!“ ſagte Flitte zum ſtillen le¬
bendigen Friedensfeſt, ja ruhigen R. Friedens¬
protokoll, zu Purzel dem Juͤngern.
Abends machte den Waffentanz der Caffe
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/64>, abgerufen am 01.06.2024.
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