Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861. Martin. So, allerliebste Margreth, jetzt hab ich mir guten Rath geholt beim Schullehrer und beim Pfarrer; die haben mir die gescheitesten Wünsche auf ein Papier geschrieben. Jetzt geht's bald an- ders bei uns zu. Ein herrliches Palais, Kutschen und Pferd; kein Holzhacken mehr, keine Erdäpfel mehr. Lauter Gansleberpasteteln auf'n Tisch und gebratene Fasanen. Jch laß mir gleich einen Frack machen mit ächt goldene Knöpf. Ein Portier muß vor dem Hausthore stehen. Jch laß mich zum Grafen machen -- denn um's Geld kann man Alles haben. Schon mancher jüdischer Bankier ist "Herr von" geworden, weil er sich's hat kosten lassen. Und du, Margreth, bekommst eine Kammerjungfer und ich laß dir eine eigne Portchaise machen. Zu Fuß darf keins von uns mehr gehen. Herr Casperl -- jetzt passen's auf; Sie werden sich wundern. Casperl. Ja -- Einmal hat's schon gekracht! Martin. Was soll das bedeuten? Casperl. Betrachten Sie einmal diese Schüssel voll an- genehmer Bratwürst. Martin. So, allerliebſte Margreth, jetzt hab ich mir guten Rath geholt beim Schullehrer und beim Pfarrer; die haben mir die geſcheiteſten Wünſche auf ein Papier geſchrieben. Jetzt geht’s bald an- ders bei uns zu. Ein herrliches Palais, Kutſchen und Pferd; kein Holzhacken mehr, keine Erdäpfel mehr. Lauter Gansleberpaſteteln auf’n Tiſch und gebratene Faſanen. Jch laß mir gleich einen Frack machen mit ächt goldene Knöpf. Ein Portier muß vor dem Hausthore ſtehen. Jch laß mich zum Grafen machen — denn um’s Geld kann man Alles haben. Schon mancher jüdiſcher Bankier iſt „Herr von‟ geworden, weil er ſich’s hat koſten laſſen. Und du, Margreth, bekommſt eine Kammerjungfer und ich laß dir eine eigne Portchaiſe machen. Zu Fuß darf keins von uns mehr gehen. Herr Casperl — jetzt paſſen’s auf; Sie werden ſich wundern. Casperl. Ja — Einmal hat’s ſchon gekracht! Martin. Was ſoll das bedeuten? Casperl. Betrachten Sie einmal dieſe Schüſſel voll an- genehmer Bratwürſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0121" n="101"/> <sp who="#MARTIN"> <speaker> <hi rendition="#c">Martin.</hi> </speaker><lb/> <p>So, allerliebſte Margreth, jetzt hab ich mir<lb/> guten Rath geholt beim Schullehrer und beim<lb/> Pfarrer; die haben mir die geſcheiteſten Wünſche<lb/> auf ein Papier geſchrieben. Jetzt geht’s bald an-<lb/> ders bei uns zu. Ein herrliches Palais, Kutſchen<lb/> und Pferd; kein Holzhacken mehr, keine Erdäpfel<lb/> mehr. Lauter Gansleberpaſteteln auf’n Tiſch und<lb/> gebratene Faſanen. Jch laß mir gleich einen Frack<lb/> machen mit ächt goldene Knöpf. Ein Portier muß<lb/> vor dem Hausthore ſtehen. Jch laß mich zum Grafen<lb/> machen — denn um’s Geld kann man Alles haben.<lb/> Schon mancher jüdiſcher Bankier iſt „Herr von‟<lb/> geworden, weil er ſich’s hat koſten laſſen. Und<lb/> du, Margreth, bekommſt eine Kammerjungfer und<lb/> ich laß dir eine eigne Portchaiſe machen. Zu<lb/> Fuß darf keins von uns mehr gehen. Herr Casperl<lb/> — jetzt paſſen’s auf; Sie werden ſich wundern.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASF"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja — Einmal hat’s ſchon gekracht!</p> </sp><lb/> <sp who="#MARTIN"> <speaker> <hi rendition="#c">Martin.</hi> </speaker><lb/> <p>Was ſoll das bedeuten?</p> </sp><lb/> <sp who="#CASF"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p>Betrachten Sie einmal dieſe Schüſſel voll an-<lb/> genehmer Bratwürſt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0121]
Martin.
So, allerliebſte Margreth, jetzt hab ich mir
guten Rath geholt beim Schullehrer und beim
Pfarrer; die haben mir die geſcheiteſten Wünſche
auf ein Papier geſchrieben. Jetzt geht’s bald an-
ders bei uns zu. Ein herrliches Palais, Kutſchen
und Pferd; kein Holzhacken mehr, keine Erdäpfel
mehr. Lauter Gansleberpaſteteln auf’n Tiſch und
gebratene Faſanen. Jch laß mir gleich einen Frack
machen mit ächt goldene Knöpf. Ein Portier muß
vor dem Hausthore ſtehen. Jch laß mich zum Grafen
machen — denn um’s Geld kann man Alles haben.
Schon mancher jüdiſcher Bankier iſt „Herr von‟
geworden, weil er ſich’s hat koſten laſſen. Und
du, Margreth, bekommſt eine Kammerjungfer und
ich laß dir eine eigne Portchaiſe machen. Zu
Fuß darf keins von uns mehr gehen. Herr Casperl
— jetzt paſſen’s auf; Sie werden ſich wundern.
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