Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861. (Hans ab.) Arme Frau! haust nun allein auf ihrer Burg mit ihrer Emma. Vielleicht bedarf sie meiner; denn so eine Wittib braucht oft Beistand und weiß nit Rath zu finden. (Frau Rosalinde und Emma treten ein. Theobald eilt ihr entgegen.) Theobald. Edle Frau, seid mir gegrüßt. Jch freue mich Euch und das Fräulein auf meiner Burg zu be- herbergen. Rosalinde. Jch wußt' es zuvor, daß ich bei einem so wa- ckeren Ritter geneigte Aufnahme fände. Theobald. Euer schwarz Gewand ist wohl noch das Ab- bild des inneren Zustandes, in den Euch das bittere Ableben des theuern Ritters Adalrich versetzt hat. Rosalinde. Wohl ist es so, Ritter Theobald. Es sind nun zwar sechs Monden verflossen, daß ich meinen Eh- gemahl verloren, weil Gott ihn abgerufen; aber meine Traurigkeit hat sich schier gemehrt als ge- mindert, und als eine betrübte und verlassene Wittib komm ich zu Euch, um Euch um Rath und Hilfe anzuflehen. 8*
(Hans ab.) Arme Frau! haust nun allein auf ihrer Burg mit ihrer Emma. Vielleicht bedarf ſie meiner; denn ſo eine Wittib braucht oft Beiſtand und weiß nit Rath zu finden. (Frau Roſalinde und Emma treten ein. Theobald eilt ihr entgegen.) Theobald. Edle Frau, ſeid mir gegrüßt. Jch freue mich Euch und das Fräulein auf meiner Burg zu be- herbergen. Roſalinde. Jch wußt’ es zuvor, daß ich bei einem ſo wa- ckeren Ritter geneigte Aufnahme fände. Theobald. Euer ſchwarz Gewand iſt wohl noch das Ab- bild des inneren Zuſtandes, in den Euch das bittere Ableben des theuern Ritters Adalrich verſetzt hat. Roſalinde. Wohl iſt es ſo, Ritter Theobald. Es ſind nun zwar ſechs Monden verfloſſen, daß ich meinen Eh- gemahl verloren, weil Gott ihn abgerufen; aber meine Traurigkeit hat ſich ſchier gemehrt als ge- mindert, und als eine betrübte und verlaſſene Wittib komm ich zu Euch, um Euch um Rath und Hilfe anzuflehen. 8*
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(Hans ab.)
Arme Frau! haust nun allein auf ihrer Burg
mit ihrer Emma. Vielleicht bedarf ſie meiner;
denn ſo eine Wittib braucht oft Beiſtand und weiß
nit Rath zu finden.
(Frau Roſalinde und Emma treten ein. Theobald eilt ihr entgegen.)
Theobald.
Edle Frau, ſeid mir gegrüßt. Jch freue mich
Euch und das Fräulein auf meiner Burg zu be-
herbergen.
Roſalinde.
Jch wußt’ es zuvor, daß ich bei einem ſo wa-
ckeren Ritter geneigte Aufnahme fände.
Theobald.
Euer ſchwarz Gewand iſt wohl noch das Ab-
bild des inneren Zuſtandes, in den Euch das bittere
Ableben des theuern Ritters Adalrich verſetzt hat.
Roſalinde.
Wohl iſt es ſo, Ritter Theobald. Es ſind nun
zwar ſechs Monden verfloſſen, daß ich meinen Eh-
gemahl verloren, weil Gott ihn abgerufen; aber
meine Traurigkeit hat ſich ſchier gemehrt als ge-
mindert, und als eine betrübte und verlaſſene
Wittib komm ich zu Euch, um Euch um Rath
und Hilfe anzuflehen.
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