Das Herz eines Vaters ruhet auf seinem Sohn; des Sohnes Herz aber, ruhet auf ei- nem Steine.
Die Geduld ist ein Baum, dessen Wurzel bitter, die Früchte aber sehr süße sind.
Ein Mensch kann für weise gehalten wer- den, wenn er die Weisheit sucht; wenn er sie aber glaubt gefunden zu haben; so ist er ein Narre.
Die Hoffnung ist ein fürtrefflicher Reise- gefährte. Wenn sie uns nicht gewiß an den versprochenen Ort bringt; so verläßt sie uns zum wenigsten niemals, und giebt beständig gute Worte.
Wenn der König in dem Garten einer Pri- vatperson einen Apfel abbricht; so werden die Hofleute den Baum mit samt den Wurzeln ausreissen.
Drey Arten von Leuten gewinnen nichts, wenn sie mit drey andern Arten von Leuten umgehen, der Edelmann mit dem gemeinen Mann, der ehrliche Mann mit einem Schelm, und der Kluge mit einem Narren.
Wer am hellen Mittage herrliche Essenzen verbrennt, der wird bald am Oele, das man des Nachts brennt, Mangel haben.
Wehe dem Schiffe, das aus dem Hafen läuft, ohne den Zoll zu entrichten: und wehe dem Menschen, der aus diesem Leben gehet, ohne Kreuz und Elend erfahren zu haben.
Als
Das Herz eines Vaters ruhet auf ſeinem Sohn; des Sohnes Herz aber, ruhet auf ei- nem Steine.
Die Geduld iſt ein Baum, deſſen Wurzel bitter, die Fruͤchte aber ſehr ſuͤße ſind.
Ein Menſch kann fuͤr weiſe gehalten wer- den, wenn er die Weisheit ſucht; wenn er ſie aber glaubt gefunden zu haben; ſo iſt er ein Narre.
Die Hoffnung iſt ein fuͤrtrefflicher Reiſe- gefaͤhrte. Wenn ſie uns nicht gewiß an den verſprochenen Ort bringt; ſo verlaͤßt ſie uns zum wenigſten niemals, und giebt beſtaͤndig gute Worte.
Wenn der Koͤnig in dem Garten einer Pri- vatperſon einen Apfel abbricht; ſo werden die Hofleute den Baum mit ſamt den Wurzeln ausreiſſen.
Drey Arten von Leuten gewinnen nichts, wenn ſie mit drey andern Arten von Leuten umgehen, der Edelmann mit dem gemeinen Mann, der ehrliche Mann mit einem Schelm, und der Kluge mit einem Narren.
Wer am hellen Mittage herrliche Eſſenzen verbrennt, der wird bald am Oele, das man des Nachts brennt, Mangel haben.
Wehe dem Schiffe, das aus dem Hafen laͤuft, ohne den Zoll zu entrichten: und wehe dem Menſchen, der aus dieſem Leben gehet, ohne Kreuz und Elend erfahren zu haben.
Als
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Das Herz eines Vaters ruhet auf ſeinem
Sohn; des Sohnes Herz aber, ruhet auf ei-
nem Steine.
Die Geduld iſt ein Baum, deſſen Wurzel
bitter, die Fruͤchte aber ſehr ſuͤße ſind.
Ein Menſch kann fuͤr weiſe gehalten wer-
den, wenn er die Weisheit ſucht; wenn er ſie
aber glaubt gefunden zu haben; ſo iſt er ein
Narre.
Die Hoffnung iſt ein fuͤrtrefflicher Reiſe-
gefaͤhrte. Wenn ſie uns nicht gewiß an den
verſprochenen Ort bringt; ſo verlaͤßt ſie uns
zum wenigſten niemals, und giebt beſtaͤndig
gute Worte.
Wenn der Koͤnig in dem Garten einer Pri-
vatperſon einen Apfel abbricht; ſo werden die
Hofleute den Baum mit ſamt den Wurzeln
ausreiſſen.
Drey Arten von Leuten gewinnen nichts,
wenn ſie mit drey andern Arten von Leuten
umgehen, der Edelmann mit dem gemeinen
Mann, der ehrliche Mann mit einem
Schelm, und der Kluge mit einem Narren.
Wer am hellen Mittage herrliche Eſſenzen
verbrennt, der wird bald am Oele, das man
des Nachts brennt, Mangel haben.
Wehe dem Schiffe, das aus dem Hafen
laͤuft, ohne den Zoll zu entrichten: und wehe
dem Menſchen, der aus dieſem Leben gehet,
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/113>, abgerufen am 17.06.2024.
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