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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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Von der Vortrefflichkeit
eine etwas mühsame Arbeit ist: Jch weis 23 aber
auch, daß wir uns vielmals in andern Sachen keine
Mühe verdrießen lassen, welche von solcher Wich-
tigkeit lange nicht sind, als ein dergleichen löbliches
Vorhaben. Diese Anmerkungen müssen aus vieler-
ley Sprachen bestehen. Hierbey darf man schlech-
terdings nicht sparsam seyn. Man schreibt für Ge-
lehrte, und also muß man sie auf eine gelehrte Art
unterhalten. Dieses 24 heißt aber gelehrt, wenn man
viele Sprachen kann. Es ist eine leichte Sache, die
Gottesgelahrtheit zu fassen, die innländischen, und
auswärtigen Rechte zu lernen, die Arzneykunst zu
begreifen, und ein Meister der Weltweisheit zu wer-

den
chen könnte. Es war auch dieses anfänglich mein löbli-
cher Vorsatz, und es würde diesem Abschnitte eine sonder-
bare Zierde gegeben haben. Weil ich aber in allen Re-
gistern, die ich besitze, davon nichts rechtes finden können,
so bin ich hinlänglich entschuldigt. Denn es ist bekannt,
daß wir Gelehrte nichts weiter wissen, als was in den Re-
gistern steht.
23 Hesiod. Op. et Dies, v. 178. ss.
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Andrasin, all e pr[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]the thanei~n, e epeita gene[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]ai.
Nun gar de genos esi sidereon, oude pot' emar
Pausomai kamatou ka[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt] orzios, oude ti noktor,
Phtheiromenoi. Khalei[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]as de theui dosousi merimnas.
24 Jch muß mich wundern, daß es Leute giebt, welche von
einem Gelehrten mehr fodern wollen, als Sprachen. Es
ist mir zu verdrießlich, mich in diesen Streit einzulassen.
Jch will meine Gegner nur auf den R. Moses Ben-Mai-
mon
weisen, welcher sie zur Gnüge beschämt, wenn er in
Hal. Sanhedr. c. 2. v. 7. folgendermaßen redet:
[fremdsprachliches Material - 15 Wörter fehlen]

Von der Vortrefflichkeit
eine etwas muͤhſame Arbeit iſt: Jch weis 23 aber
auch, daß wir uns vielmals in andern Sachen keine
Muͤhe verdrießen laſſen, welche von ſolcher Wich-
tigkeit lange nicht ſind, als ein dergleichen loͤbliches
Vorhaben. Dieſe Anmerkungen muͤſſen aus vieler-
ley Sprachen beſtehen. Hierbey darf man ſchlech-
terdings nicht ſparſam ſeyn. Man ſchreibt fuͤr Ge-
lehrte, und alſo muß man ſie auf eine gelehrte Art
unterhalten. Dieſes 24 heißt aber gelehrt, wenn man
viele Sprachen kann. Es iſt eine leichte Sache, die
Gottesgelahrtheit zu faſſen, die innlaͤndiſchen, und
auswaͤrtigen Rechte zu lernen, die Arzneykunſt zu
begreifen, und ein Meiſter der Weltweisheit zu wer-

den
chen koͤnnte. Es war auch dieſes anfaͤnglich mein loͤbli-
cher Vorſatz, und es wuͤrde dieſem Abſchnitte eine ſonder-
bare Zierde gegeben haben. Weil ich aber in allen Re-
giſtern, die ich beſitze, davon nichts rechtes finden koͤnnen,
ſo bin ich hinlaͤnglich entſchuldigt. Denn es iſt bekannt,
daß wir Gelehrte nichts weiter wiſſen, als was in den Re-
giſtern ſteht.
23 Heſiod. Op. et Dies, v. 178. ſſ.
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Νῦν γὰρ δὴ γένος ἐςὶ σιδήρεον, οὐδέ ποτ᾽ ἦμαρ
Παύσομαι καμάτου κα[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt] ὀρζίως, οὐδέ τι νόκτωρ,
Φϑειρόμενοι. Χαλει[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ας δὲ ϑευῖ δὼσουσι μερίμνας.
24 Jch muß mich wundern, daß es Leute giebt, welche von
einem Gelehrten mehr fodern wollen, als Sprachen. Es
iſt mir zu verdrießlich, mich in dieſen Streit einzulaſſen.
Jch will meine Gegner nur auf den R. Moſes Ben-Mai-
mon
weiſen, welcher ſie zur Gnuͤge beſchaͤmt, wenn er in
Hal. Sanhedr. c. 2. v. 7. folgendermaßen redet:
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[20/0094] Von der Vortrefflichkeit eine etwas muͤhſame Arbeit iſt: Jch weis 23 aber auch, daß wir uns vielmals in andern Sachen keine Muͤhe verdrießen laſſen, welche von ſolcher Wich- tigkeit lange nicht ſind, als ein dergleichen loͤbliches Vorhaben. Dieſe Anmerkungen muͤſſen aus vieler- ley Sprachen beſtehen. Hierbey darf man ſchlech- terdings nicht ſparſam ſeyn. Man ſchreibt fuͤr Ge- lehrte, und alſo muß man ſie auf eine gelehrte Art unterhalten. Dieſes 24 heißt aber gelehrt, wenn man viele Sprachen kann. Es iſt eine leichte Sache, die Gottesgelahrtheit zu faſſen, die innlaͤndiſchen, und auswaͤrtigen Rechte zu lernen, die Arzneykunſt zu begreifen, und ein Meiſter der Weltweisheit zu wer- den 22 23 Heſiod. Op. et Dies, v. 178. ſſ. Μ_κέτ_ ἔπειτ_ ᾤϕειλου, ἐγὼ πέμπτοισι μετει῀ναι Ἀνδράσιν, ἀλλ ἤ πρ_ϑε ϑανει῀ν, ἤ ἔπειτα γενέ_αι. Νῦν γὰρ δὴ γένος ἐςὶ σιδήρεον, οὐδέ ποτ᾽ ἦμαρ Παύσομαι καμάτου κα_ ὀρζίως, οὐδέ τι νόκτωρ, Φϑειρόμενοι. Χαλει_ας δὲ ϑευῖ δὼσουσι μερίμνας. 24 Jch muß mich wundern, daß es Leute giebt, welche von einem Gelehrten mehr fodern wollen, als Sprachen. Es iſt mir zu verdrießlich, mich in dieſen Streit einzulaſſen. Jch will meine Gegner nur auf den R. Moſes Ben-Mai- mon weiſen, welcher ſie zur Gnuͤge beſchaͤmt, wenn er in Hal. Sanhedr. c. 2. v. 7. folgendermaßen redet: _______________ 22 chen koͤnnte. Es war auch dieſes anfaͤnglich mein loͤbli- cher Vorſatz, und es wuͤrde dieſem Abſchnitte eine ſonder- bare Zierde gegeben haben. Weil ich aber in allen Re- giſtern, die ich beſitze, davon nichts rechtes finden koͤnnen, ſo bin ich hinlaͤnglich entſchuldigt. Denn es iſt bekannt, daß wir Gelehrte nichts weiter wiſſen, als was in den Re- giſtern ſteht.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/94>, abgerufen am 20.05.2024.