sen konnten, und nunmehr sind sie von ihrem gu- ten Kaufe so entzückt, daß sie uns Stunden lang mit den Tugenden ihres Apfelschimmels unterhal- ten. Von ihrer Gemahlinn reden sie desto weni- ger, und sind sehr zufrieden, wenn andere Leute sie nicht daran erinnern. Sie verbanden sich mit ihr ohne lange Ueberlegung, ohne sie genau zu ken- nen, und kennen sie noch itzt nicht. Es ist auch eben nicht nöthig: Denn sie heiratheten sie weder zum Umgange, noch zur Wirthschaft, sondern nur Lehnsfolger zu bekommen. Diesen großen Endzweck haben sie erlangt; die Güter bleiben bey der Familie, und sie haben alles gethan, was man von ihrer Klugheit erwarten können. Es ist wahr, ihre Gemahlinn ist liebenswürdig, sie ist tugendhaft, sie nimmt sich des Armuths, und besonders ihrer Unterthanen an, so viel sie kann, sie ist großmüthig, ohne stolz zu seyn, sie ist eine liebreiche und sorgfältige Mutter, eine gute Chri- stinn - - - Geduld, gnädiger Junker! wie verdrüßlich sehen sie aus! Jch will nicht ein Wort mehr von ihrer Gemahlinn sagen - - - Was das für ein Apfelschimmel ist! Wie die Schenkel arbeiten! Er geht, als wenn er tanzte; Welch ein niedlicher Kopf! Ein ganz vortreffliches Gebäu- de! - - - Sind sie nun wieder besänftigt, gnädiger Herr? Wie freundlich sie lächeln! Aber, nur noch ein einziges Wort von ihrem jungen Herrn - - - Nein, gewiß nicht mehr, als nur ein einziges Wort. Er wächst heran; die Jahre kommen, wo er eine anständige Erziehung nöthig
hat.
Antons Panßa von Mancha
ſen konnten, und nunmehr ſind ſie von ihrem gu- ten Kaufe ſo entzuͤckt, daß ſie uns Stunden lang mit den Tugenden ihres Apfelſchimmels unterhal- ten. Von ihrer Gemahlinn reden ſie deſto weni- ger, und ſind ſehr zufrieden, wenn andere Leute ſie nicht daran erinnern. Sie verbanden ſich mit ihr ohne lange Ueberlegung, ohne ſie genau zu ken- nen, und kennen ſie noch itzt nicht. Es iſt auch eben nicht noͤthig: Denn ſie heiratheten ſie weder zum Umgange, noch zur Wirthſchaft, ſondern nur Lehnsfolger zu bekommen. Dieſen großen Endzweck haben ſie erlangt; die Guͤter bleiben bey der Familie, und ſie haben alles gethan, was man von ihrer Klugheit erwarten koͤnnen. Es iſt wahr, ihre Gemahlinn iſt liebenswuͤrdig, ſie iſt tugendhaft, ſie nimmt ſich des Armuths, und beſonders ihrer Unterthanen an, ſo viel ſie kann, ſie iſt großmuͤthig, ohne ſtolz zu ſeyn, ſie iſt eine liebreiche und ſorgfaͤltige Mutter, eine gute Chri- ſtinn ‒ ‒ ‒ Geduld, gnaͤdiger Junker! wie verdruͤßlich ſehen ſie aus! Jch will nicht ein Wort mehr von ihrer Gemahlinn ſagen ‒ ‒ ‒ Was das fuͤr ein Apfelſchimmel iſt! Wie die Schenkel arbeiten! Er geht, als wenn er tanzte; Welch ein niedlicher Kopf! Ein ganz vortreffliches Gebaͤu- de! ‒ ‒ ‒ Sind ſie nun wieder beſaͤnftigt, gnaͤdiger Herr? Wie freundlich ſie laͤcheln! Aber, nur noch ein einziges Wort von ihrem jungen Herrn ‒ ‒ ‒ Nein, gewiß nicht mehr, als nur ein einziges Wort. Er waͤchſt heran; die Jahre kommen, wo er eine anſtaͤndige Erziehung noͤthig
hat.
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Antons Panßa von Mancha
ſen konnten, und nunmehr ſind ſie von ihrem gu-
ten Kaufe ſo entzuͤckt, daß ſie uns Stunden lang
mit den Tugenden ihres Apfelſchimmels unterhal-
ten. Von ihrer Gemahlinn reden ſie deſto weni-
ger, und ſind ſehr zufrieden, wenn andere Leute
ſie nicht daran erinnern. Sie verbanden ſich mit
ihr ohne lange Ueberlegung, ohne ſie genau zu ken-
nen, und kennen ſie noch itzt nicht. Es iſt auch
eben nicht noͤthig: Denn ſie heiratheten ſie weder
zum Umgange, noch zur Wirthſchaft, ſondern
nur Lehnsfolger zu bekommen. Dieſen großen
Endzweck haben ſie erlangt; die Guͤter bleiben
bey der Familie, und ſie haben alles gethan, was
man von ihrer Klugheit erwarten koͤnnen. Es
iſt wahr, ihre Gemahlinn iſt liebenswuͤrdig, ſie
iſt tugendhaft, ſie nimmt ſich des Armuths, und
beſonders ihrer Unterthanen an, ſo viel ſie kann,
ſie iſt großmuͤthig, ohne ſtolz zu ſeyn, ſie iſt eine
liebreiche und ſorgfaͤltige Mutter, eine gute Chri-
ſtinn ‒ ‒ ‒ Geduld, gnaͤdiger Junker! wie
verdruͤßlich ſehen ſie aus! Jch will nicht ein Wort
mehr von ihrer Gemahlinn ſagen ‒ ‒ ‒ Was
das fuͤr ein Apfelſchimmel iſt! Wie die Schenkel
arbeiten! Er geht, als wenn er tanzte; Welch ein
niedlicher Kopf! Ein ganz vortreffliches Gebaͤu-
de! ‒ ‒ ‒ Sind ſie nun wieder beſaͤnftigt,
gnaͤdiger Herr? Wie freundlich ſie laͤcheln! Aber,
nur noch ein einziges Wort von ihrem jungen
Herrn ‒ ‒ ‒ Nein, gewiß nicht mehr, als nur
ein einziges Wort. Er waͤchſt heran; die Jahre
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/160>, abgerufen am 17.06.2024.
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