Portraits einer Person aus der Familie des Ha- drians -- denn in dessen Villa zu Tivoli sind sie gefunden, -- andere nennen den Kopf mit dem Kranze die Muse der Tragödie, den Kopf ohne Kranz aber die Muse der Comödie.
Sey was es sey, der Kopf mit Weinlaub be- kränzt, gehört unter die schönsten, die sich aus dem Alterthume auf uns erhalten haben, sowohl in Rück- sicht auf Schönheit der Formen, als Wahrheit des Charakters, und Zartheit der Ausführung. Der bewundernswürdigste Fleiß zeigt sich in den Beiwer- ken, ohne daß das Ganze dadurch trocken geworden wäre. Der Lockenbau ist sonderbar, und läßt sich nicht gut entwickeln, wenn man nicht einen Aufsatz von fremden Haaren annimmt. Uebrigens hat sich dieser Kopf bis auf die Spitze der Nase, welche allein ergänzt ist, unversehrt erhalten. Die Augenbrau- nen sind genau angedeutet.
Der andere Kopf, wie bereits bemerket ist, hat minderen Werth, aber für sich betrachtet, allen An- spruch auf unsere Aufmerksamkeit.
+ Neptun oder Ocean, eine Terme, mit einem colossalischen Kopfe. Er trägt Hörner und einen Kranz von Weinreben und Trauben. Seine Haare heben sich bei der Wurzel etwas in die Höhe, und die Spitzen sinken herab. Floßfedern bilden seine Augenbraunen, und gehen um die Backen herum. Im Barte sieht man kleine Fische.
Der Ausdruck von Adel und Größe leidet wohl nicht, diesen Kopf auf einen Triton oder einen andern Meergott einer geringeren Classe zu deuten. Wenig- stens haben die ähnlichen Vorstellungen in der Villa
Albani
Der Vaticaniſche Pallaſt.
Portraits einer Perſon aus der Familie des Ha- drians — denn in deſſen Villa zu Tivoli ſind ſie gefunden, — andere nennen den Kopf mit dem Kranze die Muſe der Tragoͤdie, den Kopf ohne Kranz aber die Muſe der Comoͤdie.
Sey was es ſey, der Kopf mit Weinlaub be- kraͤnzt, gehoͤrt unter die ſchoͤnſten, die ſich aus dem Alterthume auf uns erhalten haben, ſowohl in Ruͤck- ſicht auf Schoͤnheit der Formen, als Wahrheit des Charakters, und Zartheit der Ausfuͤhrung. Der bewundernswuͤrdigſte Fleiß zeigt ſich in den Beiwer- ken, ohne daß das Ganze dadurch trocken geworden waͤre. Der Lockenbau iſt ſonderbar, und laͤßt ſich nicht gut entwickeln, wenn man nicht einen Aufſatz von fremden Haaren annimmt. Uebrigens hat ſich dieſer Kopf bis auf die Spitze der Naſe, welche allein ergaͤnzt iſt, unverſehrt erhalten. Die Augenbrau- nen ſind genau angedeutet.
Der andere Kopf, wie bereits bemerket iſt, hat minderen Werth, aber fuͤr ſich betrachtet, allen An- ſpruch auf unſere Aufmerkſamkeit.
† Neptun oder Ocean, eine Terme, mit einem coloſſaliſchen Kopfe. Er traͤgt Hoͤrner und einen Kranz von Weinreben und Trauben. Seine Haare heben ſich bei der Wurzel etwas in die Hoͤhe, und die Spitzen ſinken herab. Floßfedern bilden ſeine Augenbraunen, und gehen um die Backen herum. Im Barte ſieht man kleine Fiſche.
Der Ausdruck von Adel und Groͤße leidet wohl nicht, dieſen Kopf auf einen Triton oder einen andern Meergott einer geringeren Claſſe zu deuten. Wenig- ſtens haben die aͤhnlichen Vorſtellungen in der Villa
Albani
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Der Vaticaniſche Pallaſt.
Portraits einer Perſon aus der Familie des Ha-
drians — denn in deſſen Villa zu Tivoli ſind ſie
gefunden, — andere nennen den Kopf mit dem
Kranze die Muſe der Tragoͤdie, den Kopf ohne Kranz
aber die Muſe der Comoͤdie.
Sey was es ſey, der Kopf mit Weinlaub be-
kraͤnzt, gehoͤrt unter die ſchoͤnſten, die ſich aus dem
Alterthume auf uns erhalten haben, ſowohl in Ruͤck-
ſicht auf Schoͤnheit der Formen, als Wahrheit des
Charakters, und Zartheit der Ausfuͤhrung. Der
bewundernswuͤrdigſte Fleiß zeigt ſich in den Beiwer-
ken, ohne daß das Ganze dadurch trocken geworden
waͤre. Der Lockenbau iſt ſonderbar, und laͤßt ſich
nicht gut entwickeln, wenn man nicht einen Aufſatz
von fremden Haaren annimmt. Uebrigens hat ſich
dieſer Kopf bis auf die Spitze der Naſe, welche allein
ergaͤnzt iſt, unverſehrt erhalten. Die Augenbrau-
nen ſind genau angedeutet.
Der andere Kopf, wie bereits bemerket iſt, hat
minderen Werth, aber fuͤr ſich betrachtet, allen An-
ſpruch auf unſere Aufmerkſamkeit.
† Neptun oder Ocean, eine Terme, mit
einem coloſſaliſchen Kopfe. Er traͤgt Hoͤrner und
einen Kranz von Weinreben und Trauben. Seine
Haare heben ſich bei der Wurzel etwas in die Hoͤhe,
und die Spitzen ſinken herab. Floßfedern bilden ſeine
Augenbraunen, und gehen um die Backen herum.
Im Barte ſieht man kleine Fiſche.
Der Ausdruck von Adel und Groͤße leidet wohl
nicht, dieſen Kopf auf einen Triton oder einen andern
Meergott einer geringeren Claſſe zu deuten. Wenig-
ſtens haben die aͤhnlichen Vorſtellungen in der Villa
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/134>, abgerufen am 18.06.2024.
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