Albani, die Winkelmann 31) mit diesem Nahmen belegt, einen viel gemeineren Charakter.
+ Melpomene aus dem Hofe des Pallasts der Cancellaria hieher gebracht. Eine edle majestätische Figur von colossalischer Höhe und großem Charakter. Die Hände sind neu. Ihr schönes Gewand besteht aus einem Rocke mit langen Ermeln, der von einem sehr breiten Gürtel unter der Brust umschürzt ist. Ein Mantel hängt auf der Schulter.
Colossalischer Kopf eines Jupiter aus weißem Marmor. Sehr gut.
Ein colossalischer Kopf aus schwarzem Basalt aus Villa Mattei hieher gebracht und
+ Ein anderer aus weißem Marmor, wel-Jupiter Se- rapis. che beide einen Jupiter Serapis vorstellen. Der letzte trägt eine Hauptbinde, an der man Löcher be- merkt, in denen ehemals Radii oder Strahlen aus Bronze eingefugt gewesen sind.
Ich nehme diese beiden Köpfe zusammen, weil sie beide in einer Vorstellungsart zusammen kommen; obgleich der letzte den ersten an Schönheit weit über- trifft, und vorzüglich in Ansehung der schönen Ar- beit unter die besten des Alterthums gerechnet wer- den kann.
Ein Jupiter Serapis unterscheidet sich von einemBedeutung und Charak- ter eines Ju- piter Sera- pis. andern Jupiter durch den Scheffel (modius) auf dem Haupte, und durch einen strengen ernsten Blick. Wahrscheinlich liegt bei dieser Vorstellungsart eine Aegyptische Idee zum Grunde, die die Griechen ver-
fei-
31) S. 294. G. d. K.
Erster Theil. H
Der Vaticaniſche Pallaſt.
Albani, die Winkelmann 31) mit dieſem Nahmen belegt, einen viel gemeineren Charakter.
† Melpomene aus dem Hofe des Pallaſts der Cancellaria hieher gebracht. Eine edle majeſtaͤtiſche Figur von coloſſaliſcher Hoͤhe und großem Charakter. Die Haͤnde ſind neu. Ihr ſchoͤnes Gewand beſteht aus einem Rocke mit langen Ermeln, der von einem ſehr breiten Guͤrtel unter der Bruſt umſchuͤrzt iſt. Ein Mantel haͤngt auf der Schulter.
Coloſſaliſcher Kopf eines Jupiter aus weißem Marmor. Sehr gut.
Ein coloſſaliſcher Kopf aus ſchwarzem Baſalt aus Villa Mattei hieher gebracht und
† Ein anderer aus weißem Marmor, wel-Jupiter Se- rapis. che beide einen Jupiter Serapis vorſtellen. Der letzte traͤgt eine Hauptbinde, an der man Loͤcher be- merkt, in denen ehemals Radii oder Strahlen aus Bronze eingefugt geweſen ſind.
Ich nehme dieſe beiden Koͤpfe zuſammen, weil ſie beide in einer Vorſtellungsart zuſammen kommen; obgleich der letzte den erſten an Schoͤnheit weit uͤber- trifft, und vorzuͤglich in Anſehung der ſchoͤnen Ar- beit unter die beſten des Alterthums gerechnet wer- den kann.
Ein Jupiter Serapis unterſcheidet ſich von einemBedeutung und Charak- ter eines Ju- piter Sera- pis. andern Jupiter durch den Scheffel (modius) auf dem Haupte, und durch einen ſtrengen ernſten Blick. Wahrſcheinlich liegt bei dieſer Vorſtellungsart eine Aegyptiſche Idee zum Grunde, die die Griechen ver-
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31) S. 294. G. d. K.
Erſter Theil. H
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Der Vaticaniſche Pallaſt.
Albani, die Winkelmann 31) mit dieſem Nahmen
belegt, einen viel gemeineren Charakter.
† Melpomene aus dem Hofe des Pallaſts der
Cancellaria hieher gebracht. Eine edle majeſtaͤtiſche
Figur von coloſſaliſcher Hoͤhe und großem Charakter.
Die Haͤnde ſind neu. Ihr ſchoͤnes Gewand beſteht
aus einem Rocke mit langen Ermeln, der von einem
ſehr breiten Guͤrtel unter der Bruſt umſchuͤrzt iſt.
Ein Mantel haͤngt auf der Schulter.
Coloſſaliſcher Kopf eines Jupiter aus
weißem Marmor. Sehr gut.
Ein coloſſaliſcher Kopf aus ſchwarzem
Baſalt aus Villa Mattei hieher gebracht und
† Ein anderer aus weißem Marmor, wel-
che beide einen Jupiter Serapis vorſtellen. Der
letzte traͤgt eine Hauptbinde, an der man Loͤcher be-
merkt, in denen ehemals Radii oder Strahlen aus
Bronze eingefugt geweſen ſind.
Jupiter Se-
rapis.
Ich nehme dieſe beiden Koͤpfe zuſammen, weil
ſie beide in einer Vorſtellungsart zuſammen kommen;
obgleich der letzte den erſten an Schoͤnheit weit uͤber-
trifft, und vorzuͤglich in Anſehung der ſchoͤnen Ar-
beit unter die beſten des Alterthums gerechnet wer-
den kann.
Ein Jupiter Serapis unterſcheidet ſich von einem
andern Jupiter durch den Scheffel (modius) auf
dem Haupte, und durch einen ſtrengen ernſten Blick.
Wahrſcheinlich liegt bei dieſer Vorſtellungsart eine
Aegyptiſche Idee zum Grunde, die die Griechen ver-
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und Charak-
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piter Sera-
pis.
31) S. 294. G. d. K.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/135>, abgerufen am 18.06.2024.
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