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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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gen Zeiten und bey überhäufften andern nöthi-
gen Aufwendungen, nicht übermäßig mache,
sondern bedencke, wie viel er ohne sonderbaren
Abgang der Nothdurfft und zu Ehren und Lust
entrathen könne, auch seine Leibes-Gesundheit
darbey beobachte, und allzustarcke Bewegung
und Abbrechung an gebührlicher Ruhe darin-
nen vermeide, niemanden, der zu einem und an-
dern nicht Lust hat, darzu nöthige, noch ihn dar-
um anfeinde oder verachte, oder die Leute, wel-
che in solchen Stücken etwan eine sonderbare
Hurtigkeit oder Geschickligkeit haben, über die
Gebühr ehre, vorziehe oder begnadige, dadurch
andere und nützliche Diener betrübe und ver-
drossen mache, endlich auch solche Lust, welche
seiner Person und Respect nicht wohl anstehet,
oder damit er sich versündiget, sich gäntzlich ent-
halte. Denn es stehet, zum Exempel, einem
Regenten übel an, wenn er selbst in masque-
rad
en und Comödien sich gebrauchen, vor an-
dern Leuten musiciren oder solche Leibes-
Ubung, die einer gemeinen Handthierung sich
vergleichen, oder läppisch und verächtlich seyn,
obliegen wolte. Sündliche Kurtzweilen aber
sind, einem gewinnsüchtigen Karten- oder
Würfel-Spiel nachhängen, an armen närri-
schen Merschen Spott und Ergötzung suchen,
auch wohl schwachsinnige Personen gar um ih-

ren
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gen Zeiten und bey uͤberhaͤufften andern noͤthi-
gen Aufwendungen, nicht uͤbermaͤßig mache,
ſondern bedencke, wie viel er ohne ſonderbaren
Abgang der Nothdurfft und zu Ehren und Luſt
entrathen koͤnne, auch ſeine Leibes-Geſundheit
darbey beobachte, und allzuſtarcke Bewegung
und Abbrechung an gebuͤhrlicher Ruhe darin-
nen vermeide, niemanden, der zu einem und an-
dern nicht Luſt hat, darzu noͤthige, noch ihn dar-
um anfeinde oder verachte, oder die Leute, wel-
che in ſolchen Stuͤcken etwan eine ſonderbare
Hurtigkeit oder Geſchickligkeit haben, uͤber die
Gebuͤhr ehre, vorziehe oder begnadige, dadurch
andere und nuͤtzliche Diener betruͤbe und ver-
droſſen mache, endlich auch ſolche Luſt, welche
ſeiner Perſon und Reſpect nicht wohl anſtehet,
oder damit er ſich verſuͤndiget, ſich gaͤntzlich ent-
halte. Denn es ſtehet, zum Exempel, einem
Regenten uͤbel an, wenn er ſelbſt in maſque-
rad
en und Comoͤdien ſich gebrauchen, vor an-
dern Leuten muſiciren oder ſolche Leibes-
Ubung, die einer gemeinen Handthierung ſich
vergleichen, oder laͤppiſch und veraͤchtlich ſeyn,
obliegen wolte. Suͤndliche Kurtzweilen aber
ſind, einem gewinnſuͤchtigen Karten- oder
Wuͤrfel-Spiel nachhaͤngen, an armen naͤrri-
ſchen Merſchen Spott und Ergoͤtzung ſuchen,
auch wohl ſchwachſinnige Perſonen gar um ih-

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[53/0073] gen Zeiten und bey uͤberhaͤufften andern noͤthi- gen Aufwendungen, nicht uͤbermaͤßig mache, ſondern bedencke, wie viel er ohne ſonderbaren Abgang der Nothdurfft und zu Ehren und Luſt entrathen koͤnne, auch ſeine Leibes-Geſundheit darbey beobachte, und allzuſtarcke Bewegung und Abbrechung an gebuͤhrlicher Ruhe darin- nen vermeide, niemanden, der zu einem und an- dern nicht Luſt hat, darzu noͤthige, noch ihn dar- um anfeinde oder verachte, oder die Leute, wel- che in ſolchen Stuͤcken etwan eine ſonderbare Hurtigkeit oder Geſchickligkeit haben, uͤber die Gebuͤhr ehre, vorziehe oder begnadige, dadurch andere und nuͤtzliche Diener betruͤbe und ver- droſſen mache, endlich auch ſolche Luſt, welche ſeiner Perſon und Reſpect nicht wohl anſtehet, oder damit er ſich verſuͤndiget, ſich gaͤntzlich ent- halte. Denn es ſtehet, zum Exempel, einem Regenten uͤbel an, wenn er ſelbſt in maſque- raden und Comoͤdien ſich gebrauchen, vor an- dern Leuten muſiciren oder ſolche Leibes- Ubung, die einer gemeinen Handthierung ſich vergleichen, oder laͤppiſch und veraͤchtlich ſeyn, obliegen wolte. Suͤndliche Kurtzweilen aber ſind, einem gewinnſuͤchtigen Karten- oder Wuͤrfel-Spiel nachhaͤngen, an armen naͤrri- ſchen Merſchen Spott und Ergoͤtzung ſuchen, auch wohl ſchwachſinnige Perſonen gar um ih- ren D 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/73>, abgerufen am 20.05.2024.