Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



ren Verstand bringen, schandbare Zoten und
Possen anhören, schädliche, frevelhaffte und ge-
fährliche Dinge vornehmen lassen, dadurch
die Diener und Unterthanen in Gefahr Leibes
und ihrer Gesundheit kommen, dazu gehöret
der leider! nicht ungewöhnliche Mißbrauch der
Jagden, wenn die Herren daraus ein Hand-
werck machen, ihre meiste Zeit damit zubringen
und zu dem Ende die Unterthanen mit steten
Jagd-Frohnen von ihrer Nahrung abhalten,
oder auch in gefährlichen Jagden derselben Tod
oder Verletzung liederlich verursachen.

§. 19. Es erfodert das Obrigkeitliche Amt
und läufft in die Verrichtung seiner Räthe, daß
sie das Recht der Landschafft auch für Augen
haben, die Sachen, die hohe Landes-Regie-
rung betreffen, darinnen die Land-Stände
entweder nothwendig, oder um besserer Werck-
stellung zu convociren und zu Rath zu ziehen
sind, nicht für sich alleine angreiffen, sondern
auf die Anstellung eines Land-Tages und ge-
bührlichen Proposition und Handlung mit de-
nen Ständen gedencken. Und thun hierin-
nen die Landes-Herren öffters und lieber ein
übriges, daß sie nemlich die Land-Stände zu
Rathe ziehen, als vor sich selbst verfahren, ob
sie gleich deßen befugt und berechtiget sind, denn
durch solche Berathschlagungen und Landtags-

Schlüs-



ren Verſtand bringen, ſchandbare Zoten und
Poſſen anhoͤren, ſchaͤdliche, frevelhaffte und ge-
faͤhrliche Dinge vornehmen laſſen, dadurch
die Diener und Unterthanen in Gefahr Leibes
und ihrer Geſundheit kommen, dazu gehoͤret
der leider! nicht ungewoͤhnliche Mißbrauch der
Jagden, wenn die Herren daraus ein Hand-
werck machen, ihre meiſte Zeit damit zubringen
und zu dem Ende die Unterthanen mit ſteten
Jagd-Frohnen von ihrer Nahrung abhalten,
oder auch in gefaͤhrlichen Jagden derſelben Tod
oder Verletzung liederlich verurſachen.

§. 19. Es erfodert das Obrigkeitliche Amt
und laͤufft in die Verrichtung ſeiner Raͤthe, daß
ſie das Recht der Landſchafft auch fuͤr Augen
haben, die Sachen, die hohe Landes-Regie-
rung betreffen, darinnen die Land-Staͤnde
entweder nothwendig, oder um beſſerer Werck-
ſtellung zu convociren und zu Rath zu ziehen
ſind, nicht fuͤr ſich alleine angreiffen, ſondern
auf die Anſtellung eines Land-Tages und ge-
buͤhrlichen Propoſition und Handlung mit de-
nen Staͤnden gedencken. Und thun hierin-
nen die Landes-Herren oͤffters und lieber ein
uͤbriges, daß ſie nemlich die Land-Staͤnde zu
Rathe ziehen, als vor ſich ſelbſt verfahren, ob
ſie gleich deßen befugt und berechtiget ſind, denn
durch ſolche Berathſchlagungen und Landtags-

Schluͤſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0074" n="54"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> ren Ver&#x017F;tand bringen, &#x017F;chandbare Zoten und<lb/>
Po&#x017F;&#x017F;en anho&#x0364;ren, &#x017F;cha&#x0364;dliche, frevelhaffte und ge-<lb/>
fa&#x0364;hrliche Dinge vornehmen la&#x017F;&#x017F;en, dadurch<lb/>
die Diener und Unterthanen in Gefahr Leibes<lb/>
und ihrer Ge&#x017F;undheit kommen, dazu geho&#x0364;ret<lb/>
der leider! nicht ungewo&#x0364;hnliche Mißbrauch der<lb/>
Jagden, wenn die Herren daraus ein Hand-<lb/>
werck machen, ihre mei&#x017F;te Zeit damit zubringen<lb/>
und zu dem Ende die Unterthanen mit &#x017F;teten<lb/>
Jagd-Frohnen von ihrer Nahrung abhalten,<lb/>
oder auch in gefa&#x0364;hrlichen Jagden der&#x017F;elben Tod<lb/>
oder Verletzung liederlich verur&#x017F;achen.</p><lb/>
        <p>§. 19. Es erfodert das Obrigkeitliche Amt<lb/>
und la&#x0364;ufft in die Verrichtung &#x017F;einer Ra&#x0364;the, daß<lb/>
&#x017F;ie das Recht der Land&#x017F;chafft auch fu&#x0364;r Augen<lb/>
haben, die Sachen, die hohe Landes-Regie-<lb/>
rung betreffen, darinnen die Land-Sta&#x0364;nde<lb/>
entweder nothwendig, oder um be&#x017F;&#x017F;erer Werck-<lb/>
&#x017F;tellung zu <hi rendition="#aq">convoci</hi>ren und zu Rath zu ziehen<lb/>
&#x017F;ind, nicht fu&#x0364;r &#x017F;ich alleine angreiffen, &#x017F;ondern<lb/>
auf die An&#x017F;tellung eines Land-Tages und ge-<lb/>
bu&#x0364;hrlichen <hi rendition="#aq">Propo&#x017F;ition</hi> und Handlung mit de-<lb/>
nen Sta&#x0364;nden gedencken. Und thun hierin-<lb/>
nen die Landes-Herren o&#x0364;ffters und lieber ein<lb/>
u&#x0364;briges, daß &#x017F;ie nemlich die Land-Sta&#x0364;nde zu<lb/>
Rathe ziehen, als vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t verfahren, ob<lb/>
&#x017F;ie gleich deßen befugt und berechtiget &#x017F;ind, denn<lb/>
durch &#x017F;olche Berath&#x017F;chlagungen und Landtags-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schlu&#x0364;&#x017F;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0074] ren Verſtand bringen, ſchandbare Zoten und Poſſen anhoͤren, ſchaͤdliche, frevelhaffte und ge- faͤhrliche Dinge vornehmen laſſen, dadurch die Diener und Unterthanen in Gefahr Leibes und ihrer Geſundheit kommen, dazu gehoͤret der leider! nicht ungewoͤhnliche Mißbrauch der Jagden, wenn die Herren daraus ein Hand- werck machen, ihre meiſte Zeit damit zubringen und zu dem Ende die Unterthanen mit ſteten Jagd-Frohnen von ihrer Nahrung abhalten, oder auch in gefaͤhrlichen Jagden derſelben Tod oder Verletzung liederlich verurſachen. §. 19. Es erfodert das Obrigkeitliche Amt und laͤufft in die Verrichtung ſeiner Raͤthe, daß ſie das Recht der Landſchafft auch fuͤr Augen haben, die Sachen, die hohe Landes-Regie- rung betreffen, darinnen die Land-Staͤnde entweder nothwendig, oder um beſſerer Werck- ſtellung zu convociren und zu Rath zu ziehen ſind, nicht fuͤr ſich alleine angreiffen, ſondern auf die Anſtellung eines Land-Tages und ge- buͤhrlichen Propoſition und Handlung mit de- nen Staͤnden gedencken. Und thun hierin- nen die Landes-Herren oͤffters und lieber ein uͤbriges, daß ſie nemlich die Land-Staͤnde zu Rathe ziehen, als vor ſich ſelbſt verfahren, ob ſie gleich deßen befugt und berechtiget ſind, denn durch ſolche Berathſchlagungen und Landtags- Schluͤſ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/74
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/74>, abgerufen am 20.05.2024.