Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Theresiade 145"Wann auch der Feinde Macht unüberwindlich ließ,"Dreht er den Ruthen-Streich, so folgt der Sieg gewiß. "Erlaube Königinn! daß ich der Heer-Fürst seye, "Dem Volck befehl', und uns von diesem Feind befreye. "Jch spreche mir dadurch noch Thron noch Zepter zu; 150"Doch, wer mir in der Welt ihn geben kann, bist du; "Nein: dieß ist nicht mein Ziel, daß ich den Thron betrete; "Das eben wär, warum ich solchen Plaz verschmähte. "Die Würde, die ich mir dadurch von GOtt erbitt', "(Nach diesem richtet sich mein Sähnen und Gemüth) 155"Jst, GOtt mit uns, und dich mit deinem Feind versöhnen, "Dein Lorber-reiches Haupt mit Friedens-Palmen krönen. "Ja meiner Liebe Macht prägt mir den Eifer ein, "Verfechter deines Rechts und deines Throns zu seyn. "Mein Wunsch geht nur dahin, dem Vaterland zu nüzen; 160"Dein Volck, Theresia! dein Haus und dich zu schüzen. "Mit was vor Haß und Rach, Erbittrung, Zorn und Neid "Zog nicht der Feinde Groll den Mord-Stahl aus der Scheid? "Das Feur ward angesteckt; was hat man nicht gesehen? "Nichts als der Himmel weiß, was ferner könnt geschehen. 165"Der Stolz, die Ländersucht, die Mißgunst seynd die Gicht, "Die still, doch mit Gewalt durch manche Glieder kriecht; "Sie schwellt, erhizt und brennt die Brust verschiedner Fürsten, "Daß sie nur nach dem Saft derselben Quelle dürsten. "Es
Thereſiade 145„Wann auch der Feinde Macht unuͤberwindlich ließ,„Dreht er den Ruthen-Streich, ſo folgt der Sieg gewiß. „Erlaube Koͤniginn! daß ich der Heer-Fuͤrſt ſeye, „Dem Volck befehl’, und uns von dieſem Feind befreye. „Jch ſpreche mir dadurch noch Thron noch Zepter zu; 150„Doch, wer mir in der Welt ihn geben kann, biſt du; „Nein: dieß iſt nicht mein Ziel, daß ich den Thron betrete; „Das eben waͤr, warum ich ſolchen Plaz verſchmaͤhte. „Die Wuͤrde, die ich mir dadurch von GOtt erbitt’, „(Nach dieſem richtet ſich mein Saͤhnen und Gemuͤth) 155„Jſt, GOtt mit uns, und dich mit deinem Feind verſoͤhnen, „Dein Lorber-reiches Haupt mit Friedens-Palmen kroͤnen. „Ja meiner Liebe Macht praͤgt mir den Eifer ein, „Verfechter deines Rechts und deines Throns zu ſeyn. „Mein Wunſch geht nur dahin, dem Vaterland zu nuͤzen; 160„Dein Volck, Thereſia! dein Haus und dich zu ſchuͤzen. „Mit was vor Haß und Rach, Erbittrung, Zorn und Neid „Zog nicht der Feinde Groll den Mord-Stahl aus der Scheid? „Das Feur ward angeſteckt; was hat man nicht geſehen? „Nichts als der Himmel weiß, was ferner koͤnnt geſchehen. 165„Der Stolz, die Laͤnderſucht, die Mißgunſt ſeynd die Gicht, „Die ſtill, doch mit Gewalt durch manche Glieder kriecht; „Sie ſchwellt, erhizt und brennt die Bruſt verſchiedner Fuͤrſten, „Daß ſie nur nach dem Saft derſelben Quelle duͤrſten. „Es
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Thereſiade
„Wann auch der Feinde Macht unuͤberwindlich ließ,
„Dreht er den Ruthen-Streich, ſo folgt der Sieg gewiß.
„Erlaube Koͤniginn! daß ich der Heer-Fuͤrſt ſeye,
„Dem Volck befehl’, und uns von dieſem Feind befreye.
„Jch ſpreche mir dadurch noch Thron noch Zepter zu;
„Doch, wer mir in der Welt ihn geben kann, biſt du;
„Nein: dieß iſt nicht mein Ziel, daß ich den Thron betrete;
„Das eben waͤr, warum ich ſolchen Plaz verſchmaͤhte.
„Die Wuͤrde, die ich mir dadurch von GOtt erbitt’,
„(Nach dieſem richtet ſich mein Saͤhnen und Gemuͤth)
„Jſt, GOtt mit uns, und dich mit deinem Feind verſoͤhnen,
„Dein Lorber-reiches Haupt mit Friedens-Palmen kroͤnen.
„Ja meiner Liebe Macht praͤgt mir den Eifer ein,
„Verfechter deines Rechts und deines Throns zu ſeyn.
„Mein Wunſch geht nur dahin, dem Vaterland zu nuͤzen;
„Dein Volck, Thereſia! dein Haus und dich zu ſchuͤzen.
„Mit was vor Haß und Rach, Erbittrung, Zorn und Neid
„Zog nicht der Feinde Groll den Mord-Stahl aus der Scheid?
„Das Feur ward angeſteckt; was hat man nicht geſehen?
„Nichts als der Himmel weiß, was ferner koͤnnt geſchehen.
„Der Stolz, die Laͤnderſucht, die Mißgunſt ſeynd die Gicht,
„Die ſtill, doch mit Gewalt durch manche Glieder kriecht;
„Sie ſchwellt, erhizt und brennt die Bruſt verſchiedner Fuͤrſten,
„Daß ſie nur nach dem Saft derſelben Quelle duͤrſten.
„Es
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