Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
kam die That Cains/ so er an seinen frommen
Bruder Abel begieng/ nicht Helden-müthig/ son-
dern Hunde-würig heraus. Und solcher ge-
stalt haben die Weiber in diesem Aberglauben
an beschriebener Geschicht/ gar schlechten Be-
weiß; derowegen kan ich sie billig nicht ohne an-
gefochten lassen/ sondern fodere sie abermahl her-
aus/ daß sie erweisen mögen/ warum es schädlich
sey/ wenn man die Kinder alter Mann oder alt
Weibgen nenne? Wenn die Kinder im Alter
erst runtzliche Stirnen bekommen/ so hat es
nichts zu bedeuten/ wenn sie aber als Kinder
runtzlich werden/ woher wollen denn die Wei-
ber erweisen/ daß eben die Ursach daher komme/
weil sie alt Weibgen sind geheissen worden?
Hier zu Lande höret man leider! die Kinder von
denen Eltern mehr Donner-Aaß/ Raben-Aaß/
junge Teuffel und mit dergleichen grausamen
Nahmen mehr benennen/ als alt Männgen o-
der alt Weibgen; ob aber diese letzte Benennung
schädlicher sey als jene/ kan ich mir nimmermehr
einbilden/ sondern halte davor/ daß es gar nichts
zu bedeuten habe/ wenn man zuweilen im
Schertz die Kinder altes Männgen
oder Weibgen heist.



Das
D

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
kam die That Cains/ ſo er an ſeinen frommen
Bruder Abel begieng/ nicht Helden-muͤthig/ ſon-
dern Hunde-wuͤrig heraus. Und ſolcher ge-
ſtalt haben die Weiber in dieſem Aberglauben
an beſchriebener Geſchicht/ gar ſchlechten Be-
weiß; derowegen kan ich ſie billig nicht ohne an-
gefochten laſſen/ ſondern fodere ſie abermahl her-
aus/ daß ſie erweiſen moͤgen/ warum es ſchaͤdlich
ſey/ wenn man die Kinder alter Mann oder alt
Weibgen nenne? Wenn die Kinder im Alter
erſt runtzliche Stirnen bekommen/ ſo hat es
nichts zu bedeuten/ wenn ſie aber als Kinder
runtzlich werden/ woher wollen denn die Wei-
ber erweiſen/ daß eben die Urſach daher komme/
weil ſie alt Weibgen ſind geheiſſen worden?
Hier zu Lande hoͤret man leider! die Kinder von
denen Eltern mehr Donner-Aaß/ Raben-Aaß/
junge Teuffel und mit dergleichen grauſamen
Nahmen mehr benennen/ als alt Maͤnngen o-
der alt Weibgen; ob aber dieſe letzte Benennung
ſchaͤdlicher ſey als jene/ kan ich mir nimmermehr
einbilden/ ſondern halte davor/ daß es gar nichts
zu bedeuten habe/ wenn man zuweilen im
Schertz die Kinder altes Maͤnngen
oder Weibgen heiſt.



Das
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0071" n="49"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
kam die That Cains/ &#x017F;o er an &#x017F;einen frommen<lb/>
Bruder Abel begieng/ nicht Helden-mu&#x0364;thig/ &#x017F;on-<lb/>
dern Hunde-wu&#x0364;rig heraus. Und &#x017F;olcher ge-<lb/>
&#x017F;talt haben die Weiber in die&#x017F;em Aberglauben<lb/>
an be&#x017F;chriebener Ge&#x017F;chicht/ gar &#x017F;chlechten Be-<lb/>
weiß; derowegen kan ich &#x017F;ie billig nicht ohne an-<lb/>
gefochten la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern fodere &#x017F;ie abermahl her-<lb/>
aus/ daß &#x017F;ie erwei&#x017F;en mo&#x0364;gen/ warum es &#x017F;cha&#x0364;dlich<lb/>
&#x017F;ey/ wenn man die Kinder alter Mann oder alt<lb/>
Weibgen nenne? Wenn die Kinder im Alter<lb/>
er&#x017F;t runtzliche Stirnen bekommen/ &#x017F;o hat es<lb/>
nichts zu bedeuten/ wenn &#x017F;ie aber als Kinder<lb/>
runtzlich werden/ woher wollen denn die Wei-<lb/>
ber erwei&#x017F;en/ daß eben die Ur&#x017F;ach daher komme/<lb/>
weil &#x017F;ie alt Weibgen &#x017F;ind gehei&#x017F;&#x017F;en worden?<lb/>
Hier zu Lande ho&#x0364;ret man leider! die Kinder von<lb/>
denen Eltern mehr Donner-Aaß/ Raben-Aaß/<lb/>
junge Teuffel und mit dergleichen grau&#x017F;amen<lb/>
Nahmen mehr benennen/ als alt Ma&#x0364;nngen o-<lb/>
der alt Weibgen; ob aber die&#x017F;e letzte Benennung<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlicher &#x017F;ey als jene/ kan ich mir nimmermehr<lb/>
einbilden/ &#x017F;ondern halte davor/ daß es gar nichts<lb/><hi rendition="#c">zu bedeuten habe/ wenn man zuweilen im<lb/>
Schertz die Kinder altes Ma&#x0364;nngen<lb/>
oder Weibgen hei&#x017F;t.</hi></p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">D</fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0071] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. kam die That Cains/ ſo er an ſeinen frommen Bruder Abel begieng/ nicht Helden-muͤthig/ ſon- dern Hunde-wuͤrig heraus. Und ſolcher ge- ſtalt haben die Weiber in dieſem Aberglauben an beſchriebener Geſchicht/ gar ſchlechten Be- weiß; derowegen kan ich ſie billig nicht ohne an- gefochten laſſen/ ſondern fodere ſie abermahl her- aus/ daß ſie erweiſen moͤgen/ warum es ſchaͤdlich ſey/ wenn man die Kinder alter Mann oder alt Weibgen nenne? Wenn die Kinder im Alter erſt runtzliche Stirnen bekommen/ ſo hat es nichts zu bedeuten/ wenn ſie aber als Kinder runtzlich werden/ woher wollen denn die Wei- ber erweiſen/ daß eben die Urſach daher komme/ weil ſie alt Weibgen ſind geheiſſen worden? Hier zu Lande hoͤret man leider! die Kinder von denen Eltern mehr Donner-Aaß/ Raben-Aaß/ junge Teuffel und mit dergleichen grauſamen Nahmen mehr benennen/ als alt Maͤnngen o- der alt Weibgen; ob aber dieſe letzte Benennung ſchaͤdlicher ſey als jene/ kan ich mir nimmermehr einbilden/ ſondern halte davor/ daß es gar nichts zu bedeuten habe/ wenn man zuweilen im Schertz die Kinder altes Maͤnngen oder Weibgen heiſt. Das D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/71
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/71>, abgerufen am 31.10.2024.