gemacht hatte, mochte ich nicht allein mehr von meinem Thun und Wesen reden, als nützlich war, sodern beging auch die grausame Thorheit, alles mein Geld, so ich im Leben hatte, heraus zu wei- sen. Einer von den 4. redlichen Leuten gab sich hierauf vor den Sohn eines reichen Kauffmanns aus, und versprach mir, unter dem Vorwande einer besondern auf mich geworffenen Liebe, die be- ste Condition von der Welt bey einem seiner An- verwandten zu verschaffen, weiln derselbe einen Sohn hätte, dem ich meine Wissenschafften vol- lends beybringen, und hernach mit ihm auf die Universität nach Leyden reisen solte, allwo wir beyde zugleich, ohne daß es mich einen Heller ko- sten würde, die gelehrtesten Leute werden könten. Er tranck mir hierauf Brüderschafft zu, und mah- lete meinen vom Wein-Geist benebelten Augen vortreffliche Lufft-Schlösser vor, biß ich mich der- massen aus dem Zirckel gesoffen hatte, daß mein elender Cörper der Länge lang zu Boden fiel.
Der hierauf folgende Morgen brachte sodann meine Vernunfft in etwas wieder zurücke, indem ich mich gantz allein, auf einer Streu liegend, ver- merckte. Nachdem ich aufgestanden, und mich einiger massen wieder in Ordnung gebracht hatte, meine Taschen aber alle ausgeleeret befand, wur- de mir verzweiffelt bange. Jch ruffte den Wirth, fragte nach meinem Gelde und andern bey mir ge- habten Sachen, allein er wolte von nichts wissen, und kurtz zu sagen: Es lieff nach genauer Untersu- chung dahinaus, daß ich unter 4. Spitzbuben ge- rathen, welche zwar gestern Abend die Zeche be-
zahlt,
gemacht hatte, mochte ich nicht allein mehr von meinem Thun und Weſen reden, als nuͤtzlich war, ſodern beging auch die grauſame Thorheit, alles mein Geld, ſo ich im Leben hatte, heraus zu wei- ſen. Einer von den 4. redlichen Leuten gab ſich hierauf vor den Sohn eines reichen Kauffmanns aus, und verſprach mir, unter dem Vorwande einer beſondern auf mich geworffenen Liebe, die be- ſte Condition von der Welt bey einem ſeiner An- verwandten zu verſchaffen, weiln derſelbe einen Sohn haͤtte, dem ich meine Wiſſenſchafften vol- lends beybringen, und hernach mit ihm auf die Univerſitaͤt nach Leyden reiſen ſolte, allwo wir beyde zugleich, ohne daß es mich einen Heller ko- ſten wuͤrde, die gelehrteſten Leute werden koͤnten. Er tranck mir hierauf Bruͤderſchafft zu, und mah- lete meinen vom Wein-Geiſt benebelten Augen vortreffliche Lufft-Schloͤſſer vor, biß ich mich der- maſſen aus dem Zirckel geſoffen hatte, daß mein elender Coͤrper der Laͤnge lang zu Boden fiel.
Der hierauf folgende Morgen brachte ſodann meine Vernunfft in etwas wieder zuruͤcke, indem ich mich gantz allein, auf einer Streu liegend, ver- merckte. Nachdem ich aufgeſtanden, und mich einiger maſſen wieder in Ordnung gebracht hatte, meine Taſchen aber alle ausgeleeret befand, wur- de mir verzweiffelt bange. Jch ruffte den Wirth, fragte nach meinem Gelde und andern bey mir ge- habten Sachen, allein er wolte von nichts wiſſen, und kurtz zu ſagen: Es lieff nach genauer Unterſu- chung dahinaus, daß ich unter 4. Spitzbuben ge- rathen, welche zwar geſtern Abend die Zeche be-
zahlt,
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gemacht hatte, mochte ich nicht allein mehr von
meinem Thun und Weſen reden, als nuͤtzlich war,
ſodern beging auch die grauſame Thorheit, alles
mein Geld, ſo ich im Leben hatte, heraus zu wei-
ſen. Einer von den 4. redlichen Leuten gab ſich
hierauf vor den Sohn eines reichen Kauffmanns
aus, und verſprach mir, unter dem Vorwande
einer beſondern auf mich geworffenen Liebe, die be-
ſte Condition von der Welt bey einem ſeiner An-
verwandten zu verſchaffen, weiln derſelbe einen
Sohn haͤtte, dem ich meine Wiſſenſchafften vol-
lends beybringen, und hernach mit ihm auf die
Univerſitaͤt nach Leyden reiſen ſolte, allwo wir
beyde zugleich, ohne daß es mich einen Heller ko-
ſten wuͤrde, die gelehrteſten Leute werden koͤnten.
Er tranck mir hierauf Bruͤderſchafft zu, und mah-
lete meinen vom Wein-Geiſt benebelten Augen
vortreffliche Lufft-Schloͤſſer vor, biß ich mich der-
maſſen aus dem Zirckel geſoffen hatte, daß mein
elender Coͤrper der Laͤnge lang zu Boden fiel.
Der hierauf folgende Morgen brachte ſodann
meine Vernunfft in etwas wieder zuruͤcke, indem
ich mich gantz allein, auf einer Streu liegend, ver-
merckte. Nachdem ich aufgeſtanden, und mich
einiger maſſen wieder in Ordnung gebracht hatte,
meine Taſchen aber alle ausgeleeret befand, wur-
de mir verzweiffelt bange. Jch ruffte den Wirth,
fragte nach meinem Gelde und andern bey mir ge-
habten Sachen, allein er wolte von nichts wiſſen,
und kurtz zu ſagen: Es lieff nach genauer Unterſu-
chung dahinaus, daß ich unter 4. Spitzbuben ge-
rathen, welche zwar geſtern Abend die Zeche be-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/132>, abgerufen am 31.10.2024.
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