wir nicht eckel seyn wollen, werden wir allhier auch nicht verhungern dürffen, denn ich habe eine grosse Menge Meer-Thiere entdeckt, welche mit Lust zu schiessen, so bald wir nur mit unserm Nachen über den Fluß gesetzt sind. Mons. Leuven sprang hurtig auf, nahm 2. wohl geladene Flinten vor mich und sich, und eilete nebst mir zum Nachen, welchen wir loß machten, um die Klippe herum fuhren, und ge- rade zu, queer durch den Fluß hindurch setzen wolten; allein, hier hätte das gemeine Sprüchwort: Eilen thut kein gut, besser beobachtet werden sollen; denn als wir mitten in den Strohm kamen, und ausser zweyen kleinen Rudern nichts hatten, womit wir uns helffen konten, führete die Schnelligkeit desselben den Nachen mit unserer grösten Lebens-Gefahr der- massen weit in die offenbare See hinein, daß alle Hoffnung verschwand, den geliebten Felsen jemahls wiederum zu erreichen.
Jedoch die Barmhertzigkeit des Himmels hielt alle Kräffte des Windes und der Wellen gäntzlich zurücke, dahero wir endlich nach eingebrochener Nacht jenseit des Flußes an demjenigen Orte anlän- deten, wo ich die Meer-Thiere gesehen hatte. Wie- wohl nun itzo nichts mehr daselbst zu sehen, so waren wir doch froh genung, daß wir unser Leben gerettet hatten, setzten uns bey hellen Mondenscheine auf ei- ne kleine Klippe, und berathschlagten, auf was vor Art wiederum zu den Unserigen zu gelangen wäre. Doch weil kein anderer Weg als durch den Fluß, oder durch den vorigen Umschweiff zu erfinden, wur- de die Wahl biß auf den morgenden Tag verscho- ben.
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wir nicht eckel ſeyn wollen, werden wir allhier auch nicht verhungern duͤrffen, denn ich habe eine groſſe Menge Meer-Thiere entdeckt, welche mit Luſt zu ſchieſſen, ſo bald wir nur mit unſerm Nachen uͤber den Fluß geſetzt ſind. Monſ. Leuven ſprang hurtig auf, nahm 2. wohl geladene Flinten vor mich und ſich, und eilete nebſt mir zum Nachen, welchen wir loß machten, um die Klippe herum fuhren, und ge- rade zu, queer durch den Fluß hindurch ſetzen wolten; allein, hier haͤtte das gemeine Spruͤchwort: Eilen thut kein gut, beſſer beobachtet werden ſollen; denn als wir mitten in den Strohm kamen, und auſſer zweyen kleinen Rudern nichts hatten, womit wir uns helffen konten, fuͤhrete die Schnelligkeit deſſelben den Nachen mit unſerer groͤſten Lebens-Gefahr der- maſſen weit in die offenbare See hinein, daß alle Hoffnung verſchwand, den geliebten Felſen jemahls wiederum zu erreichen.
Jedoch die Barmhertzigkeit des Himmels hielt alle Kraͤffte des Windes und der Wellen gaͤntzlich zuruͤcke, dahero wir endlich nach eingebrochener Nacht jenſeit des Flußes an demjenigen Orte anlaͤn- deten, wo ich die Meer-Thiere geſehen hatte. Wie- wohl nun itzo nichts mehr daſelbſt zu ſehen, ſo waren wir doch froh genung, daß wir unſer Leben gerettet hatten, ſetzten uns bey hellen Mondenſcheine auf ei- ne kleine Klippe, und berathſchlagten, auf was vor Art wiederum zu den Unſerigen zu gelangen waͤre. Doch weil kein anderer Weg als durch den Fluß, oder durch den vorigen Umſchweiff zu erfinden, wur- de die Wahl biß auf den morgenden Tag verſcho- ben.
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wir nicht eckel ſeyn wollen, werden wir allhier auch
nicht verhungern duͤrffen, denn ich habe eine groſſe
Menge Meer-Thiere entdeckt, welche mit Luſt zu
ſchieſſen, ſo bald wir nur mit unſerm Nachen uͤber
den Fluß geſetzt ſind. Monſ. Leuven ſprang hurtig
auf, nahm 2. wohl geladene Flinten vor mich und
ſich, und eilete nebſt mir zum Nachen, welchen wir
loß machten, um die Klippe herum fuhren, und ge-
rade zu, queer durch den Fluß hindurch ſetzen wolten;
allein, hier haͤtte das gemeine Spruͤchwort: Eilen
thut kein gut, beſſer beobachtet werden ſollen; denn
als wir mitten in den Strohm kamen, und auſſer
zweyen kleinen Rudern nichts hatten, womit wir
uns helffen konten, fuͤhrete die Schnelligkeit deſſelben
den Nachen mit unſerer groͤſten Lebens-Gefahr der-
maſſen weit in die offenbare See hinein, daß alle
Hoffnung verſchwand, den geliebten Felſen jemahls
wiederum zu erreichen.
Jedoch die Barmhertzigkeit des Himmels hielt
alle Kraͤffte des Windes und der Wellen gaͤntzlich
zuruͤcke, dahero wir endlich nach eingebrochener
Nacht jenſeit des Flußes an demjenigen Orte anlaͤn-
deten, wo ich die Meer-Thiere geſehen hatte. Wie-
wohl nun itzo nichts mehr daſelbſt zu ſehen, ſo waren
wir doch froh genung, daß wir unſer Leben gerettet
hatten, ſetzten uns bey hellen Mondenſcheine auf ei-
ne kleine Klippe, und berathſchlagten, auf was vor
Art wiederum zu den Unſerigen zu gelangen waͤre.
Doch weil kein anderer Weg als durch den Fluß,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/167>, abgerufen am 31.10.2024.
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