läufftigkeit ferner erzehlen, daß wir nunmehro in- gesamt anfingen das gantze Land zu durchstreichen, wobey Mons. van Leuven glücklicher als ich war, gewisse Merckmahle zu finden, woraus zu schlies- sen, daß sich ohnfehlbahr vernünfftige Menschen all- hier ausgehalten hätten, wo selbige ja nicht noch vorhanden wären. Denn es fand sich jenseit des etwa 12. biß 16. Schritt breiten Flusses an dem Orte, wo itzo Christians-Raum angebauet ist, ein mit zugespitzten Pfälen umsetzter Garten-Platz, in welchen sich annoch die schönsten Garten-Ge- wächse, wiewohl mit vielen Unkraut verwachsen, zeigten, wie nicht weniger schöne rare Blumen und etliche Stauden von Hülsen-Früchten, Weitzen, Reiß und andern Geträyde. Weiter hinwarts lagen einige Scherben von zerbrochenen Gefässen im Grase, und Sudwerts auf den Wein-Gebür- ge, welches itzo zu Christophs- und Roberts-Raum gehöret, fanden sich einige an Pfähle fest gebunde- ne Wein-Reben, doch war dabey zu muthmassen, daß das Aubinden schon vor etlichen Jahren müsse geschehen seyn. Hierauf besahen wir die See aus welcher der sich in 2. Arme theilende Fluß entsprin- get, bemerckten/ daß selbige nebst dem Flusse recht voll Fischen wimmelte, kehreten aber, weil die Son- ne untergehen wolte, und Concordia sehr ermüdet war, zurück auf vor erwehntes erhabene Wein- Gebürge, und beschlossen, weil es eine angenehme Witterung war, daselbst über Nacht auszuruhen. Nachdem wir zu Abends gespeiset hatten, und das schönste Wild häuffig auf der Ebene herum spatzi- ren sahen, beurtheilten wir alles, was uns heutiges
Tages
laͤufftigkeit ferner erzehlen, daß wir nunmehro in- geſamt anfingen das gantze Land zu durchſtreichen, wobey Monſ. van Leuven gluͤcklicher als ich war, gewiſſe Merckmahle zu finden, woraus zu ſchlieſ- ſen, daß ſich ohnfehlbahr vernuͤnfftige Menſchen all- hier auſgehalten haͤtten, wo ſelbige ja nicht noch vorhanden waͤren. Denn es fand ſich jenſeit des etwa 12. biß 16. Schritt breiten Fluſſes an dem Orte, wo itzo Chriſtians-Raum angebauet iſt, ein mit zugeſpitzten Pfaͤlen umſetzter Garten-Platz, in welchen ſich annoch die ſchoͤnſten Garten-Ge- waͤchſe, wiewohl mit vielen Unkraut verwachſen, zeigten, wie nicht weniger ſchoͤne rare Blumen und etliche Stauden von Huͤlſen-Fruͤchten, Weitzen, Reiß und andern Getraͤyde. Weiter hinwarts lagen einige Scherben von zerbrochenen Gefaͤſſen im Graſe, und Sudwerts auf den Wein-Gebuͤr- ge, welches itzo zu Chriſtophs- und Roberts-Raum gehoͤret, fanden ſich einige an Pfaͤhle feſt gebunde- ne Wein-Reben, doch war dabey zu muthmaſſen, daß das Aubinden ſchon vor etlichen Jahren muͤſſe geſchehen ſeyn. Hierauf beſahen wir die See aus welcher der ſich in 2. Arme theilende Fluß entſprin- get, bemerckten/ daß ſelbige nebſt dem Fluſſe recht voll Fiſchen wimmelte, kehreten aber, weil die Son- ne untergehen wolte, und Concordia ſehr ermuͤdet war, zuruͤck auf vor erwehntes erhabene Wein- Gebuͤrge, und beſchloſſen, weil es eine angenehme Witterung war, daſelbſt uͤber Nacht auszuruhen. Nachdem wir zu Abends geſpeiſet hatten, und das ſchoͤnſte Wild haͤuffig auf der Ebene herum ſpatzi- ren ſahen, beurtheilten wir alles, was uns heutiges
Tages
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0180"n="166"/>
laͤufftigkeit ferner erzehlen, daß wir nunmehro in-<lb/>
geſamt anfingen das gantze Land zu durchſtreichen,<lb/>
wobey <hirendition="#aq">Monſ. van Leuven</hi> gluͤcklicher als ich war,<lb/>
gewiſſe Merckmahle zu finden, woraus zu ſchlieſ-<lb/>ſen, daß ſich ohnfehlbahr vernuͤnfftige Menſchen all-<lb/>
hier auſgehalten haͤtten, wo ſelbige ja nicht noch<lb/>
vorhanden waͤren. Denn es fand ſich jenſeit des<lb/>
etwa 12. biß 16. Schritt breiten Fluſſes an dem<lb/>
Orte, wo itzo <hirendition="#aq">Chriſtians</hi>-Raum angebauet iſt,<lb/>
ein mit zugeſpitzten Pfaͤlen umſetzter Garten-Platz,<lb/>
in welchen ſich annoch die ſchoͤnſten Garten-Ge-<lb/>
waͤchſe, wiewohl mit vielen Unkraut verwachſen,<lb/>
zeigten, wie nicht weniger ſchoͤne rare Blumen und<lb/>
etliche Stauden von Huͤlſen-Fruͤchten, Weitzen,<lb/>
Reiß und andern Getraͤyde. Weiter hinwarts<lb/>
lagen einige Scherben von zerbrochenen Gefaͤſſen<lb/>
im Graſe, und Sudwerts auf den Wein-Gebuͤr-<lb/>
ge, welches itzo zu <hirendition="#aq">Chriſtophs-</hi> und <hirendition="#aq">Roberts</hi>-Raum<lb/>
gehoͤret, fanden ſich einige an Pfaͤhle feſt gebunde-<lb/>
ne Wein-Reben, doch war dabey zu muthmaſſen,<lb/>
daß das Aubinden ſchon vor etlichen Jahren muͤſſe<lb/>
geſchehen ſeyn. Hierauf beſahen wir die See aus<lb/>
welcher der ſich in 2. Arme theilende Fluß entſprin-<lb/>
get, bemerckten/ daß ſelbige nebſt dem Fluſſe recht<lb/>
voll Fiſchen wimmelte, kehreten aber, weil die Son-<lb/>
ne untergehen wolte, und <hirendition="#aq">Concordia</hi>ſehr ermuͤdet<lb/>
war, zuruͤck auf vor erwehntes erhabene Wein-<lb/>
Gebuͤrge, und beſchloſſen, weil es eine angenehme<lb/>
Witterung war, daſelbſt uͤber Nacht auszuruhen.<lb/>
Nachdem wir zu Abends geſpeiſet hatten, und das<lb/>ſchoͤnſte Wild haͤuffig auf der Ebene herum ſpatzi-<lb/>
ren ſahen, beurtheilten wir alles, was uns heutiges<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Tages</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[166/0180]
laͤufftigkeit ferner erzehlen, daß wir nunmehro in-
geſamt anfingen das gantze Land zu durchſtreichen,
wobey Monſ. van Leuven gluͤcklicher als ich war,
gewiſſe Merckmahle zu finden, woraus zu ſchlieſ-
ſen, daß ſich ohnfehlbahr vernuͤnfftige Menſchen all-
hier auſgehalten haͤtten, wo ſelbige ja nicht noch
vorhanden waͤren. Denn es fand ſich jenſeit des
etwa 12. biß 16. Schritt breiten Fluſſes an dem
Orte, wo itzo Chriſtians-Raum angebauet iſt,
ein mit zugeſpitzten Pfaͤlen umſetzter Garten-Platz,
in welchen ſich annoch die ſchoͤnſten Garten-Ge-
waͤchſe, wiewohl mit vielen Unkraut verwachſen,
zeigten, wie nicht weniger ſchoͤne rare Blumen und
etliche Stauden von Huͤlſen-Fruͤchten, Weitzen,
Reiß und andern Getraͤyde. Weiter hinwarts
lagen einige Scherben von zerbrochenen Gefaͤſſen
im Graſe, und Sudwerts auf den Wein-Gebuͤr-
ge, welches itzo zu Chriſtophs- und Roberts-Raum
gehoͤret, fanden ſich einige an Pfaͤhle feſt gebunde-
ne Wein-Reben, doch war dabey zu muthmaſſen,
daß das Aubinden ſchon vor etlichen Jahren muͤſſe
geſchehen ſeyn. Hierauf beſahen wir die See aus
welcher der ſich in 2. Arme theilende Fluß entſprin-
get, bemerckten/ daß ſelbige nebſt dem Fluſſe recht
voll Fiſchen wimmelte, kehreten aber, weil die Son-
ne untergehen wolte, und Concordia ſehr ermuͤdet
war, zuruͤck auf vor erwehntes erhabene Wein-
Gebuͤrge, und beſchloſſen, weil es eine angenehme
Witterung war, daſelbſt uͤber Nacht auszuruhen.
Nachdem wir zu Abends geſpeiſet hatten, und das
ſchoͤnſte Wild haͤuffig auf der Ebene herum ſpatzi-
ren ſahen, beurtheilten wir alles, was uns heutiges
Tages
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/180>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.