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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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läufftigkeit ferner erzehlen, daß wir nunmehro in-
gesamt anfingen das gantze Land zu durchstreichen,
wobey Mons. van Leuven glücklicher als ich war,
gewisse Merckmahle zu finden, woraus zu schlies-
sen, daß sich ohnfehlbahr vernünfftige Menschen all-
hier ausgehalten hätten, wo selbige ja nicht noch
vorhanden wären. Denn es fand sich jenseit des
etwa 12. biß 16. Schritt breiten Flusses an dem
Orte, wo itzo Christians-Raum angebauet ist,
ein mit zugespitzten Pfälen umsetzter Garten-Platz,
in welchen sich annoch die schönsten Garten-Ge-
wächse, wiewohl mit vielen Unkraut verwachsen,
zeigten, wie nicht weniger schöne rare Blumen und
etliche Stauden von Hülsen-Früchten, Weitzen,
Reiß und andern Geträyde. Weiter hinwarts
lagen einige Scherben von zerbrochenen Gefässen
im Grase, und Sudwerts auf den Wein-Gebür-
ge, welches itzo zu Christophs- und Roberts-Raum
gehöret, fanden sich einige an Pfähle fest gebunde-
ne Wein-Reben, doch war dabey zu muthmassen,
daß das Aubinden schon vor etlichen Jahren müsse
geschehen seyn. Hierauf besahen wir die See aus
welcher der sich in 2. Arme theilende Fluß entsprin-
get, bemerckten/ daß selbige nebst dem Flusse recht
voll Fischen wimmelte, kehreten aber, weil die Son-
ne untergehen wolte, und Concordia sehr ermüdet
war, zurück auf vor erwehntes erhabene Wein-
Gebürge, und beschlossen, weil es eine angenehme
Witterung war, daselbst über Nacht auszuruhen.
Nachdem wir zu Abends gespeiset hatten, und das
schönste Wild häuffig auf der Ebene herum spatzi-
ren sahen, beurtheilten wir alles, was uns heutiges

Tages

laͤufftigkeit ferner erzehlen, daß wir nunmehro in-
geſamt anfingen das gantze Land zu durchſtreichen,
wobey Monſ. van Leuven gluͤcklicher als ich war,
gewiſſe Merckmahle zu finden, woraus zu ſchlieſ-
ſen, daß ſich ohnfehlbahr vernuͤnfftige Menſchen all-
hier auſgehalten haͤtten, wo ſelbige ja nicht noch
vorhanden waͤren. Denn es fand ſich jenſeit des
etwa 12. biß 16. Schritt breiten Fluſſes an dem
Orte, wo itzo Chriſtians-Raum angebauet iſt,
ein mit zugeſpitzten Pfaͤlen umſetzter Garten-Platz,
in welchen ſich annoch die ſchoͤnſten Garten-Ge-
waͤchſe, wiewohl mit vielen Unkraut verwachſen,
zeigten, wie nicht weniger ſchoͤne rare Blumen und
etliche Stauden von Huͤlſen-Fruͤchten, Weitzen,
Reiß und andern Getraͤyde. Weiter hinwarts
lagen einige Scherben von zerbrochenen Gefaͤſſen
im Graſe, und Sudwerts auf den Wein-Gebuͤr-
ge, welches itzo zu Chriſtophs- und Roberts-Raum
gehoͤret, fanden ſich einige an Pfaͤhle feſt gebunde-
ne Wein-Reben, doch war dabey zu muthmaſſen,
daß das Aubinden ſchon vor etlichen Jahren muͤſſe
geſchehen ſeyn. Hierauf beſahen wir die See aus
welcher der ſich in 2. Arme theilende Fluß entſprin-
get, bemerckten/ daß ſelbige nebſt dem Fluſſe recht
voll Fiſchen wimmelte, kehreten aber, weil die Son-
ne untergehen wolte, und Concordia ſehr ermuͤdet
war, zuruͤck auf vor erwehntes erhabene Wein-
Gebuͤrge, und beſchloſſen, weil es eine angenehme
Witterung war, daſelbſt uͤber Nacht auszuruhen.
Nachdem wir zu Abends geſpeiſet hatten, und das
ſchoͤnſte Wild haͤuffig auf der Ebene herum ſpatzi-
ren ſahen, beurtheilten wir alles, was uns heutiges

Tages
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[166/0180] laͤufftigkeit ferner erzehlen, daß wir nunmehro in- geſamt anfingen das gantze Land zu durchſtreichen, wobey Monſ. van Leuven gluͤcklicher als ich war, gewiſſe Merckmahle zu finden, woraus zu ſchlieſ- ſen, daß ſich ohnfehlbahr vernuͤnfftige Menſchen all- hier auſgehalten haͤtten, wo ſelbige ja nicht noch vorhanden waͤren. Denn es fand ſich jenſeit des etwa 12. biß 16. Schritt breiten Fluſſes an dem Orte, wo itzo Chriſtians-Raum angebauet iſt, ein mit zugeſpitzten Pfaͤlen umſetzter Garten-Platz, in welchen ſich annoch die ſchoͤnſten Garten-Ge- waͤchſe, wiewohl mit vielen Unkraut verwachſen, zeigten, wie nicht weniger ſchoͤne rare Blumen und etliche Stauden von Huͤlſen-Fruͤchten, Weitzen, Reiß und andern Getraͤyde. Weiter hinwarts lagen einige Scherben von zerbrochenen Gefaͤſſen im Graſe, und Sudwerts auf den Wein-Gebuͤr- ge, welches itzo zu Chriſtophs- und Roberts-Raum gehoͤret, fanden ſich einige an Pfaͤhle feſt gebunde- ne Wein-Reben, doch war dabey zu muthmaſſen, daß das Aubinden ſchon vor etlichen Jahren muͤſſe geſchehen ſeyn. Hierauf beſahen wir die See aus welcher der ſich in 2. Arme theilende Fluß entſprin- get, bemerckten/ daß ſelbige nebſt dem Fluſſe recht voll Fiſchen wimmelte, kehreten aber, weil die Son- ne untergehen wolte, und Concordia ſehr ermuͤdet war, zuruͤck auf vor erwehntes erhabene Wein- Gebuͤrge, und beſchloſſen, weil es eine angenehme Witterung war, daſelbſt uͤber Nacht auszuruhen. Nachdem wir zu Abends geſpeiſet hatten, und das ſchoͤnſte Wild haͤuffig auf der Ebene herum ſpatzi- ren ſahen, beurtheilten wir alles, was uns heutiges Tages

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/180>, abgerufen am 31.10.2024.