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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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lich als schändlich, einen Mann müsset ihr haben, der
euch bey Ehren erhält, niemand ist sonsten vor euch
da, als ich und Albert, doch weil ich nicht zweiffele,
daß ihr mich, als einen Edelmann, diesem jungen Le-
cker, der zumal nur eine Privat-Person ist, vorziehen
werdet; So bitte ich um eures eigenen bestens wil-
len, mir zu erlauben, daß ich die erledigte Stelle eines
Gemahls bey euch ersetzen darff, so werden wir nicht
allein alhier unser Schicksal mit Gedult ertragen, son-
dern in Zukunfft höchst vergnügt leben können, wenn
wir das Glück haben, daß uns vielleicht ein Schiff
von hier ab, und zu mehrerer menschlicher Gesell-
schafft führen wird. Albert, sagt er ferner, wird sich
nicht einmal die hochmüthigen Gedancken einkom-
men lassen, unserer beyder Verbindung zu wider-
streben, derowegen bedencket euer bestes in der Kür-
tze, weil ich binnen 3. Nachten als Ehe-Mann mit
euch zu Bette zu gehen entschlossen, und zugleich eure
tragende Leibes-Frucht, so gut als die meinige zu
achten entschlossen bin.

Concordia, die sich aus seinen feurigen Augen, und
erhitzten Gemüths-Bewegungen nichts guts pro-
pheceyet, bittet ihn um GOttes Barmhertzigkeit
willen, ihr wenigstens eine halbjährige Frist zur
Trauer-und Bedenck-Zeit zu verstatten, allein, der
erhitzte Liebhaber will hiervon nichts wissen, sondern
spricht vielmehr mit gröster Vermessenheit: Er ha-
be ihre Schönheit ohne würcklichen Genuß lange
genug vergebens vor Augen gehabt/ nunmehro aber,
da ihn nichts als der elende Albert daran verhin-
derlich seyn könte, wäre er nicht gesonnen sich län-
ger Gewalt anzuthun, und kurtz! wolte sie haben,

daß

lich als ſchaͤndlich, einen Mann muͤſſet ihr haben, der
euch bey Ehren erhaͤlt, niemand iſt ſonſten vor euch
da, als ich und Albert, doch weil ich nicht zweiffele,
daß ihr mich, als einen Edelmann, dieſem jungen Le-
cker, der zumal nur eine Privat-Perſon iſt, vorziehen
werdet; So bitte ich um eures eigenen beſtens wil-
len, mir zu erlauben, daß ich die erledigte Stelle eines
Gemahls bey euch erſetzen darff, ſo werden wir nicht
allein alhier unſer Schickſal mit Gedult ertragen, ſon-
dern in Zukunfft hoͤchſt vergnuͤgt leben koͤnnen, wenn
wir das Gluͤck haben, daß uns vielleicht ein Schiff
von hier ab, und zu mehrerer menſchlicher Geſell-
ſchafft fuͤhren wird. Albert, ſagt er ferner, wird ſich
nicht einmal die hochmuͤthigen Gedancken einkom-
men laſſen, unſerer beyder Verbindung zu wider-
ſtreben, derowegen bedencket euer beſtes in der Kuͤr-
tze, weil ich binnen 3. Nachten als Ehe-Mann mit
euch zu Bette zu gehen entſchloſſen, und zugleich eure
tragende Leibes-Frucht, ſo gut als die meinige zu
achten entſchloſſen bin.

Concordia, die ſich aus ſeinen feurigen Augen, und
erhitzten Gemuͤths-Bewegungen nichts guts pro-
pheceyet, bittet ihn um GOttes Barmhertzigkeit
willen, ihr wenigſtens eine halbjaͤhrige Friſt zur
Trauer-und Bedenck-Zeit zu verſtatten, allein, der
erhitzte Liebhaber will hiervon nichts wiſſen, ſondern
ſpricht vielmehr mit groͤſter Vermeſſenheit: Er ha-
be ihre Schoͤnheit ohne wuͤrcklichen Genuß lange
genug vergebens vor Augen gehabt/ nunmehro aber,
da ihn nichts als der elende Albert daran verhin-
derlich ſeyn koͤnte, waͤre er nicht geſonnen ſich laͤn-
ger Gewalt anzuthun, und kurtz! wolte ſie haben,

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[208/0222] lich als ſchaͤndlich, einen Mann muͤſſet ihr haben, der euch bey Ehren erhaͤlt, niemand iſt ſonſten vor euch da, als ich und Albert, doch weil ich nicht zweiffele, daß ihr mich, als einen Edelmann, dieſem jungen Le- cker, der zumal nur eine Privat-Perſon iſt, vorziehen werdet; So bitte ich um eures eigenen beſtens wil- len, mir zu erlauben, daß ich die erledigte Stelle eines Gemahls bey euch erſetzen darff, ſo werden wir nicht allein alhier unſer Schickſal mit Gedult ertragen, ſon- dern in Zukunfft hoͤchſt vergnuͤgt leben koͤnnen, wenn wir das Gluͤck haben, daß uns vielleicht ein Schiff von hier ab, und zu mehrerer menſchlicher Geſell- ſchafft fuͤhren wird. Albert, ſagt er ferner, wird ſich nicht einmal die hochmuͤthigen Gedancken einkom- men laſſen, unſerer beyder Verbindung zu wider- ſtreben, derowegen bedencket euer beſtes in der Kuͤr- tze, weil ich binnen 3. Nachten als Ehe-Mann mit euch zu Bette zu gehen entſchloſſen, und zugleich eure tragende Leibes-Frucht, ſo gut als die meinige zu achten entſchloſſen bin. Concordia, die ſich aus ſeinen feurigen Augen, und erhitzten Gemuͤths-Bewegungen nichts guts pro- pheceyet, bittet ihn um GOttes Barmhertzigkeit willen, ihr wenigſtens eine halbjaͤhrige Friſt zur Trauer-und Bedenck-Zeit zu verſtatten, allein, der erhitzte Liebhaber will hiervon nichts wiſſen, ſondern ſpricht vielmehr mit groͤſter Vermeſſenheit: Er ha- be ihre Schoͤnheit ohne wuͤrcklichen Genuß lange genug vergebens vor Augen gehabt/ nunmehro aber, da ihn nichts als der elende Albert daran verhin- derlich ſeyn koͤnte, waͤre er nicht geſonnen ſich laͤn- ger Gewalt anzuthun, und kurtz! wolte ſie haben, daß

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/222>, abgerufen am 31.10.2024.