daß er ihr selbst nicht Gewalt anthun solte, müste sie sich entschliessen, ihm, ehe noch. Nächte verlieffen, als seine Ehe-Frau beyzuwohnen. Anbey thut er die vorsichtige Warnung daß Concordia mir hier- von ja nichts im voraus offenbahren möchte, widri- genfalls er meine Person bald aus dem Wege räu- men wolle. Jedoch die angst-volle Concordia stel- let sich zwar, als ob sie seinen Drohungen ziemlich nachgäbe, sobald er aber etwas entfernet war, er- fuhr ich das gantze Geheimniß. Meine Erstaunung hierüber war unsäglich, doch, ich glaube, eine besondere Krafft des Himmels stärckte mich augen- blicklich dermassen, daß ich ihr den Rath gab allen seinen Anfällen aufs äuserste zu widerstreben, im übrigen sich auf meinen Beystand gäntzlich zu ver- lassen, weiln ich von nun an fleißig auf sie acht ha- ben und ehe mich um mein Leben, als sie um ihre Ehre bringen lassen wolte.
Jmmittelst war Lemelie drey Tage nach ein- ander lustig und guter Dinge und ich richtete mich dermassen nach ihm, daß er in meme Person gar kein böses Vertrauen setzen konte. Da aber die fatale Nacht herem brach, in welcher er sein gott- loses Vorhaben vollbrmgen wolte; Befahl er mir auf eine recht Herrschafftliche Art, mich nun zur Ruhe zu legen, weiln er nebst mir auf morgenden Tag eine recht schwere Arbeit vorzunehmen geson- nen sey. Jch erzeigte ihm einen verstellten Knech- tischen Gehorsam, wodurch er ziemlich sicher ge- macht wurde, sich gegen Mitternacht mit Gewalt in der Concordia Kammer eindrange und mit Gewalt auf ihrem Lager Platz suchen wolte.
Kaum
O
daß er ihr ſelbſt nicht Gewalt anthun ſolte, muͤſte ſie ſich entſchlieſſen, ihm, ehe noch. Naͤchte verlieffen, als ſeine Ehe-Frau beyzuwohnen. Anbey thut er die vorſichtige Warnung daß Concordia mir hier- von ja nichts im voraus offenbahren moͤchte, widri- genfalls er meine Perſon bald aus dem Wege raͤu- men wolle. Jedoch die angſt-volle Concordia ſtel- let ſich zwar, als ob ſie ſeinen Drohungen ziemlich nachgaͤbe, ſobald er aber etwas entfernet war, er- fuhr ich das gantze Geheimniß. Meine Erſtaunung hieruͤber war unſaͤglich, doch, ich glaube, eine beſondere Krafft des Himmels ſtaͤrckte mich augen- blicklich dermaſſen, daß ich ihr den Rath gab allen ſeinen Anfaͤllen aufs aͤuſerſte zu widerſtreben, im uͤbrigen ſich auf meinen Beyſtand gaͤntzlich zu ver- laſſen, weiln ich von nun an fleißig auf ſie acht ha- ben und ehe mich um mein Leben, als ſie um ihre Ehre bringen laſſen wolte.
Jmmittelſt war Lemelie drey Tage nach ein- ander luſtig und guter Dinge und ich richtete mich dermaſſen nach ihm, daß er in meme Perſon gar kein boͤſes Vertrauen ſetzen konte. Da aber die fatale Nacht herem brach, in welcher er ſein gott- loſes Vorhaben vollbrmgen wolte; Befahl er mir auf eine recht Herrſchafftliche Art, mich nun zur Ruhe zu legen, weiln er nebſt mir auf morgenden Tag eine recht ſchwere Arbeit vorzunehmen geſon- nen ſey. Jch erzeigte ihm einen verſtellten Knech- tiſchen Gehorſam, wodurch er ziemlich ſicher ge- macht wurde, ſich gegen Mitternacht mit Gewalt in der Concordia Kammer eindrange und mit Gewalt auf ihrem Lager Platz ſuchen wolte.
Kaum
O
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0223"n="209"/>
daß er ihr ſelbſt nicht Gewalt anthun ſolte, muͤſte ſie<lb/>ſich entſchlieſſen, ihm, ehe noch. Naͤchte verlieffen,<lb/>
als ſeine Ehe-Frau beyzuwohnen. Anbey thut er<lb/>
die vorſichtige Warnung daß <hirendition="#aq">Concordia</hi> mir hier-<lb/>
von ja nichts im voraus offenbahren moͤchte, widri-<lb/>
genfalls er meine Perſon bald aus dem Wege raͤu-<lb/>
men wolle. Jedoch die angſt-volle <hirendition="#aq">Concordia</hi>ſtel-<lb/>
let ſich zwar, als ob ſie ſeinen Drohungen ziemlich<lb/>
nachgaͤbe, ſobald er aber etwas entfernet war, er-<lb/>
fuhr ich das gantze Geheimniß. Meine Erſtaunung<lb/>
hieruͤber war unſaͤglich, doch, ich glaube, eine<lb/>
beſondere Krafft des Himmels ſtaͤrckte mich augen-<lb/>
blicklich dermaſſen, daß ich ihr den Rath gab allen<lb/>ſeinen Anfaͤllen aufs aͤuſerſte zu widerſtreben, im<lb/>
uͤbrigen ſich auf meinen Beyſtand gaͤntzlich zu ver-<lb/>
laſſen, weiln ich von nun an fleißig auf ſie acht ha-<lb/>
ben und ehe mich um mein Leben, als ſie um ihre<lb/>
Ehre bringen laſſen wolte.</p><lb/><p>Jmmittelſt war <hirendition="#aq">Lemelie</hi> drey Tage nach ein-<lb/>
ander luſtig und guter Dinge und ich richtete mich<lb/>
dermaſſen nach ihm, daß er in meme Perſon gar<lb/>
kein boͤſes Vertrauen ſetzen konte. Da aber die<lb/><hirendition="#aq">fatale</hi> Nacht herem brach, in welcher er ſein gott-<lb/>
loſes Vorhaben vollbrmgen wolte; Befahl er mir<lb/>
auf eine recht Herrſchafftliche Art, mich nun zur<lb/>
Ruhe zu legen, weiln er nebſt mir auf morgenden<lb/>
Tag eine recht ſchwere Arbeit vorzunehmen geſon-<lb/>
nen ſey. Jch erzeigte ihm einen verſtellten Knech-<lb/>
tiſchen Gehorſam, wodurch er ziemlich ſicher ge-<lb/>
macht wurde, ſich gegen Mitternacht mit Gewalt<lb/>
in der <hirendition="#aq">Concordia</hi> Kammer eindrange und mit<lb/>
Gewalt auf ihrem Lager Platz ſuchen wolte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">O</fw><fwplace="bottom"type="catch">Kaum</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[209/0223]
daß er ihr ſelbſt nicht Gewalt anthun ſolte, muͤſte ſie
ſich entſchlieſſen, ihm, ehe noch. Naͤchte verlieffen,
als ſeine Ehe-Frau beyzuwohnen. Anbey thut er
die vorſichtige Warnung daß Concordia mir hier-
von ja nichts im voraus offenbahren moͤchte, widri-
genfalls er meine Perſon bald aus dem Wege raͤu-
men wolle. Jedoch die angſt-volle Concordia ſtel-
let ſich zwar, als ob ſie ſeinen Drohungen ziemlich
nachgaͤbe, ſobald er aber etwas entfernet war, er-
fuhr ich das gantze Geheimniß. Meine Erſtaunung
hieruͤber war unſaͤglich, doch, ich glaube, eine
beſondere Krafft des Himmels ſtaͤrckte mich augen-
blicklich dermaſſen, daß ich ihr den Rath gab allen
ſeinen Anfaͤllen aufs aͤuſerſte zu widerſtreben, im
uͤbrigen ſich auf meinen Beyſtand gaͤntzlich zu ver-
laſſen, weiln ich von nun an fleißig auf ſie acht ha-
ben und ehe mich um mein Leben, als ſie um ihre
Ehre bringen laſſen wolte.
Jmmittelſt war Lemelie drey Tage nach ein-
ander luſtig und guter Dinge und ich richtete mich
dermaſſen nach ihm, daß er in meme Perſon gar
kein boͤſes Vertrauen ſetzen konte. Da aber die
fatale Nacht herem brach, in welcher er ſein gott-
loſes Vorhaben vollbrmgen wolte; Befahl er mir
auf eine recht Herrſchafftliche Art, mich nun zur
Ruhe zu legen, weiln er nebſt mir auf morgenden
Tag eine recht ſchwere Arbeit vorzunehmen geſon-
nen ſey. Jch erzeigte ihm einen verſtellten Knech-
tiſchen Gehorſam, wodurch er ziemlich ſicher ge-
macht wurde, ſich gegen Mitternacht mit Gewalt
in der Concordia Kammer eindrange und mit
Gewalt auf ihrem Lager Platz ſuchen wolte.
Kaum
O
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/223>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.