schlug ich darzu, that die Helffte davon, als ein Capi- tal, in Banco, die andere Helffte aber wandte zu meinem Unterhalt an, nächst diesen, die Equippage auf eine frische Schiffarth anzuschaffen.
Biß hierher war der Capitain Wolffgang da- mals in seiner Erzehlung kommen, als er, wegen ein- brechender Nacht, vor dieses mal abbrach, und ver- sprach, uns bey erster guten Gelegenheit den übrigen Rest seiner Avanturen wissend zu machen. Es suchtederowegen ein jeder von uns seine gewöhnliche Ruhe-Stelle, hatten aber dieselbe kaum 3. Stun- den gedrückt, als, wegen eines sich erhebenden Sturmes, alle ermuntert wurden, damit wir uns gegen einen solchen ungestümen Stöhrer unserer Ruhe in behörige Positur setzen könten. Wir ver- liessen uns zwar auf die besondere Stärcke und Fe- stigkeit des getreuen Paridis, als welchen Nahmen unser Schiff sührete; da aber das grausame Wü- ten des Windes, und die einmahl in Raserey ge- brachten Wellen, nachdem sie nunmehro 2. Nacht und 2 Tage ohne einzuhalten getobet, auch noch kei- nen Stillstand machen wolten, im Gegentheil, mit hereinbrechender 3ten Nacht, ihre Wuth verviel- fältigten, liessen wir die Hoffnung zu unserer Le- bensrettung gäntzlich sincken, bekümmerten uns fast gar nicht mehr, um welche Gegend wir wären, und erwarteten, theils mit zitterenden, theils mit gelas- senen Hertzen, die erschreckliche Zerscheiterung des Schiffs, und das mehrentheils damit sehr genau- verknüpffte jämmerliche Ende unseres Lebens. Al- lein die Erhaltungs-Krafft des Himmels zeigte sich weit kräfftiger, als die Krafft des Windes, und der
bersten-
ſchlug ich darzu, that die Helffte davon, als ein Capi- tal, in Banco, die andere Helffte aber wandte zu meinem Unterhalt an, naͤchſt dieſen, die Equippage auf eine friſche Schiffarth anzuſchaffen.
Biß hierher war der Capitain Wolffgang da- mals in ſeiner Erzehlung kommen, als er, wegen ein- brechender Nacht, vor dieſes mal abbrach, und ver- ſprach, uns bey erſter guten Gelegenheit den uͤbrigen Reſt ſeiner Avanturen wiſſend zu machen. Es ſuchtederowegen ein jeder von uns ſeine gewoͤhnliche Ruhe-Stelle, hatten aber dieſelbe kaum 3. Stun- den gedruͤckt, als, wegen eines ſich erhebenden Sturmes, alle ermuntert wurden, damit wir uns gegen einen ſolchen ungeſtuͤmen Stoͤhrer unſerer Ruhe in behoͤrige Poſitur ſetzen koͤnten. Wir ver- lieſſen uns zwar auf die beſondere Staͤrcke und Fe- ſtigkeit des getreuen Paridis, als welchen Nahmen unſer Schiff ſuͤhrete; da aber das grauſame Wuͤ- ten des Windes, und die einmahl in Raſerey ge- brachten Wellen, nachdem ſie nunmehro 2. Nacht und 2 Tage ohne einzuhalten getobet, auch noch kei- nen Stillſtand machen wolten, im Gegentheil, mit hereinbrechender 3ten Nacht, ihre Wuth verviel- faͤltigten, lieſſen wir die Hoffnung zu unſerer Le- bensrettung gaͤntzlich ſincken, bekuͤmmerten uns faſt gar nicht mehr, um welche Gegend wir waͤren, und erwarteten, theils mit zitterenden, theils mit gelaſ- ſenen Hertzen, die erſchreckliche Zerſcheiterung des Schiffs, und das mehrentheils damit ſehr genau- verknuͤpffte jaͤmmerliche Ende unſeres Lebens. Al- lein die Erhaltungs-Krafft des Himmels zeigte ſich weit kraͤfftiger, als die Krafft des Windes, und der
berſten-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0073"n="61"/>ſchlug ich darzu, that die Helffte davon, als ein <hirendition="#aq">Capi-<lb/>
tal,</hi> in <hirendition="#aq">Banco,</hi> die andere Helffte aber wandte zu<lb/>
meinem Unterhalt an, naͤchſt dieſen, die <hirendition="#aq">Equippage</hi><lb/>
auf eine friſche Schiffarth anzuſchaffen.</p><lb/><p>Biß hierher war der <hirendition="#aq">Capitain Wolffgang</hi> da-<lb/>
mals in ſeiner Erzehlung kommen, als er, wegen ein-<lb/>
brechender Nacht, vor dieſes mal abbrach, und ver-<lb/>ſprach, uns bey erſter guten Gelegenheit den uͤbrigen<lb/><hirendition="#aq">Reſt</hi>ſeiner <hirendition="#aq">Avantur</hi>en wiſſend zu machen. Es<lb/>ſuchtederowegen ein jeder von uns ſeine gewoͤhnliche<lb/>
Ruhe-Stelle, hatten aber dieſelbe kaum 3. Stun-<lb/>
den gedruͤckt, als, wegen eines ſich erhebenden<lb/>
Sturmes, alle ermuntert wurden, damit wir uns<lb/>
gegen einen ſolchen ungeſtuͤmen Stoͤhrer unſerer<lb/>
Ruhe in behoͤrige <hirendition="#aq">Poſitur</hi>ſetzen koͤnten. Wir ver-<lb/>
lieſſen uns zwar auf die beſondere Staͤrcke und Fe-<lb/>ſtigkeit des getreuen <hirendition="#aq">Paridis,</hi> als welchen Nahmen<lb/>
unſer Schiff ſuͤhrete; da aber das grauſame Wuͤ-<lb/>
ten des Windes, und die einmahl in Raſerey ge-<lb/>
brachten Wellen, nachdem ſie nunmehro 2. Nacht<lb/>
und 2 Tage ohne einzuhalten getobet, auch noch kei-<lb/>
nen Stillſtand machen wolten, im Gegentheil, mit<lb/>
hereinbrechender 3ten Nacht, ihre Wuth verviel-<lb/>
faͤltigten, lieſſen wir die Hoffnung zu unſerer Le-<lb/>
bensrettung gaͤntzlich ſincken, bekuͤmmerten uns faſt<lb/>
gar nicht mehr, um welche Gegend wir waͤren, und<lb/>
erwarteten, theils mit zitterenden, theils mit gelaſ-<lb/>ſenen Hertzen, die erſchreckliche Zerſcheiterung des<lb/>
Schiffs, und das mehrentheils damit ſehr genau-<lb/>
verknuͤpffte jaͤmmerliche Ende unſeres Lebens. Al-<lb/>
lein die Erhaltungs-Krafft des Himmels zeigte ſich<lb/>
weit kraͤfftiger, als die Krafft des Windes, und der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">berſten-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[61/0073]
ſchlug ich darzu, that die Helffte davon, als ein Capi-
tal, in Banco, die andere Helffte aber wandte zu
meinem Unterhalt an, naͤchſt dieſen, die Equippage
auf eine friſche Schiffarth anzuſchaffen.
Biß hierher war der Capitain Wolffgang da-
mals in ſeiner Erzehlung kommen, als er, wegen ein-
brechender Nacht, vor dieſes mal abbrach, und ver-
ſprach, uns bey erſter guten Gelegenheit den uͤbrigen
Reſt ſeiner Avanturen wiſſend zu machen. Es
ſuchtederowegen ein jeder von uns ſeine gewoͤhnliche
Ruhe-Stelle, hatten aber dieſelbe kaum 3. Stun-
den gedruͤckt, als, wegen eines ſich erhebenden
Sturmes, alle ermuntert wurden, damit wir uns
gegen einen ſolchen ungeſtuͤmen Stoͤhrer unſerer
Ruhe in behoͤrige Poſitur ſetzen koͤnten. Wir ver-
lieſſen uns zwar auf die beſondere Staͤrcke und Fe-
ſtigkeit des getreuen Paridis, als welchen Nahmen
unſer Schiff ſuͤhrete; da aber das grauſame Wuͤ-
ten des Windes, und die einmahl in Raſerey ge-
brachten Wellen, nachdem ſie nunmehro 2. Nacht
und 2 Tage ohne einzuhalten getobet, auch noch kei-
nen Stillſtand machen wolten, im Gegentheil, mit
hereinbrechender 3ten Nacht, ihre Wuth verviel-
faͤltigten, lieſſen wir die Hoffnung zu unſerer Le-
bensrettung gaͤntzlich ſincken, bekuͤmmerten uns faſt
gar nicht mehr, um welche Gegend wir waͤren, und
erwarteten, theils mit zitterenden, theils mit gelaſ-
ſenen Hertzen, die erſchreckliche Zerſcheiterung des
Schiffs, und das mehrentheils damit ſehr genau-
verknuͤpffte jaͤmmerliche Ende unſeres Lebens. Al-
lein die Erhaltungs-Krafft des Himmels zeigte ſich
weit kraͤfftiger, als die Krafft des Windes, und der
berſten-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/73>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.