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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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oder hoffen darff/ daß ich vielmehr in der
welt schimpff und verachtung zu fürchten/
weil das werck vor meinen zustand zu ver-
ächtlich gehalten wird/ weil man mirs vor
eine scheinheiligkeit ansehen möchte/ weil es
eine sache ist/ die nach unserem alamode
Christenthum nicht vor nothwendig gehal-
ten wird/ und was dergleichen dinge sind/
da nunmehr das gute den nahmen des bö-
sen trägt. Welche liebe dann durch diese
hindernüssen des schadens/ verdrusses/
schande durchtringet/ dieselbe hat ein stattli-
ches zeugniß/ daß sie rechter art seye.

§. 48.

Weil aber gleichwol alle liebes-
thaten nicht also bewandt/ sondern unter-
schiedliche solcher art sind/ da es müglich ist/
daß wir auch hinwiederum derselben ge-
niessen/ vortheil oder ehre davon haben/ so
haben wir diese gleichwol nicht gantz aus-
zuschliessen/ aber 5. solle dieses kennzeichen
dabey seyn/ daß der mensch nach redlicher
prüfung bey sich gleichwol befinde/ daß er/
was er gethan/ nicht um solches vortels oder
ehre willen/ sondern auß einer hertzlichen und
Göttlichen zuneigung gegen den nechsten ge-
than habe. Welches der mensch theils bey
sich selbs finden kan/ wo er sein hertz mit

fleiß
G

oder hoffen darff/ daß ich vielmehr in der
welt ſchimpff und verachtung zu fürchten/
weil das werck vor meinen zuſtand zu ver-
aͤchtlich gehalten wird/ weil man mirs vor
eine ſcheinheiligkeit anſehen moͤchte/ weil es
eine ſache iſt/ die nach unſerem alamode
Chriſtenthum nicht vor nothwendig gehal-
ten wird/ und was dergleichen dinge ſind/
da nunmehr das gute den nahmen des boͤ-
ſen traͤgt. Welche liebe dann durch dieſe
hindernüſſen des ſchadens/ verdruſſes/
ſchande durchtringet/ dieſelbe hat ein ſtattli-
ches zeugniß/ daß ſie rechter art ſeye.

§. 48.

Weil aber gleichwol alle liebes-
thaten nicht alſo bewandt/ ſondern unter-
ſchiedliche ſolcher art ſind/ da es müglich iſt/
daß wir auch hinwiederum derſelben ge-
nieſſen/ vortheil oder ehre davon haben/ ſo
haben wir dieſe gleichwol nicht gantz aus-
zuſchlieſſen/ aber 5. ſolle dieſes kennzeichen
dabey ſeyn/ daß der menſch nach redlicher
prüfung bey ſich gleichwol befinde/ daß er/
was er gethan/ nicht um ſolches vortels oder
ehre willen/ ſondeꝛn auß eineꝛ hertzlichen und
Goͤttlichen zuneigung gegẽ den nechſten ge-
than habe. Welches der menſch theils bey
ſich ſelbs finden kan/ wo er ſein hertz mit

fleiß
G
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[145/0207] oder hoffen darff/ daß ich vielmehr in der welt ſchimpff und verachtung zu fürchten/ weil das werck vor meinen zuſtand zu ver- aͤchtlich gehalten wird/ weil man mirs vor eine ſcheinheiligkeit anſehen moͤchte/ weil es eine ſache iſt/ die nach unſerem alamode Chriſtenthum nicht vor nothwendig gehal- ten wird/ und was dergleichen dinge ſind/ da nunmehr das gute den nahmen des boͤ- ſen traͤgt. Welche liebe dann durch dieſe hindernüſſen des ſchadens/ verdruſſes/ ſchande durchtringet/ dieſelbe hat ein ſtattli- ches zeugniß/ daß ſie rechter art ſeye. §. 48. Weil aber gleichwol alle liebes- thaten nicht alſo bewandt/ ſondern unter- ſchiedliche ſolcher art ſind/ da es müglich iſt/ daß wir auch hinwiederum derſelben ge- nieſſen/ vortheil oder ehre davon haben/ ſo haben wir dieſe gleichwol nicht gantz aus- zuſchlieſſen/ aber 5. ſolle dieſes kennzeichen dabey ſeyn/ daß der menſch nach redlicher prüfung bey ſich gleichwol befinde/ daß er/ was er gethan/ nicht um ſolches vortels oder ehre willen/ ſondeꝛn auß eineꝛ hertzlichen und Goͤttlichen zuneigung gegẽ den nechſten ge- than habe. Welches der menſch theils bey ſich ſelbs finden kan/ wo er ſein hertz mit fleiß G

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/207>, abgerufen am 31.10.2024.