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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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des Menschlichen Geschlechts.
ter mitnehmen, als ein anders. Folglichen ist des
Hrn. Petty gantze Rechnung gantz unsicher, wenn
man sie als allgemein will ausgeben.

Gleichwohl sind verschiedene dem Petty hier-
innen gefolget. Der Hr. Scheuchzer [k] hat auch
suchen darzuthun, daß das Jüdische Volck nach dem
Ausgang aus Egypten bis zur Davidischen Muste-
rung, sich nach diesem Zeit-Maaß innerhalb 360.
Jahr verdoppelt habe. Es ist wahr, die Sache
trifft zu. Allein kan dieses nicht von ohngefehr ein-
mahl so zutreffen? Denn

1.) ist wieder die angenommene Zahlen noch
verschiedenes zu erinnern.
2.) Muß die Fruchtbarkeit der Juden entsetz-
lich weit von der Egyptischen, in so kurtzer Zeit ab-
gefallen seyn. Denn da sich dieselben in Egypten
wenigstens alle 20. Jahre verdoppelt, so müste die
Verdoppelung 40. Jahr darnach 18. mahl langsa-
mer gegangen seyn. Hieraus würde sich schliessen
lassen, daß die Egyptische Vermehrung bloß ein
Wunderwerck gewesen, und natürliche Ursachen zu
dieser ausserordentlichen Fruchtbarkeit wenig oder
nichts beygetragen, welches doch von allen Ausle-
gern behauptet, und auch wahrscheinlich dargethan
wird. Und ich will auch die natürliche Möglichkeit
dieser grossen Vermehrung eher darthun, als bewei-
sen, wie und warum dieselbe nachher 18. mahl ge-
ringer worden.
3.) Wissen wir aus der Schrifft nichts von
Pesten, die vorgefallen wären. Daher ich also die-
ses
[k] Physica sacra Vol. 3. p. 112. ad locum 2. Sam. 24, 9. con-
fer. etiam celeberr. Wideburgii mathesis biblica. Specim. 3.
quaest.
27.

des Menſchlichen Geſchlechts.
ter mitnehmen, als ein anders. Folglichen iſt des
Hrn. Petty gantze Rechnung gantz unſicher, wenn
man ſie als allgemein will ausgeben.

Gleichwohl ſind verſchiedene dem Petty hier-
innen gefolget. Der Hr. Scheuchzer [k] hat auch
ſuchen darzuthun, daß das Juͤdiſche Volck nach dem
Ausgang aus Egypten bis zur Davidiſchen Muſte-
rung, ſich nach dieſem Zeit-Maaß innerhalb 360.
Jahr verdoppelt habe. Es iſt wahr, die Sache
trifft zu. Allein kan dieſes nicht von ohngefehr ein-
mahl ſo zutreffen? Denn

1.) iſt wieder die angenommene Zahlen noch
verſchiedenes zu erinnern.
2.) Muß die Fruchtbarkeit der Juden entſetz-
lich weit von der Egyptiſchen, in ſo kurtzer Zeit ab-
gefallen ſeyn. Denn da ſich dieſelben in Egypten
wenigſtens alle 20. Jahre verdoppelt, ſo muͤſte die
Verdoppelung 40. Jahr darnach 18. mahl langſa-
mer gegangen ſeyn. Hieraus wuͤrde ſich ſchlieſſen
laſſen, daß die Egyptiſche Vermehrung bloß ein
Wunderwerck geweſen, und natuͤrliche Urſachen zu
dieſer auſſerordentlichen Fruchtbarkeit wenig oder
nichts beygetragen, welches doch von allen Ausle-
gern behauptet, und auch wahrſcheinlich dargethan
wird. Und ich will auch die natuͤrliche Moͤglichkeit
dieſer groſſen Vermehrung eher darthun, als bewei-
ſen, wie und warum dieſelbe nachher 18. mahl ge-
ringer worden.
3.) Wiſſen wir aus der Schrifft nichts von
Peſten, die vorgefallen waͤren. Daher ich alſo die-
ſes
[k] Phyſica ſacra Vol. 3. p. 112. ad locum 2. Sam. 24, 9. con-
fer. etiam celeberr. Wideburgii matheſis biblica. Specim. 3.
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[15/0061] des Menſchlichen Geſchlechts. ter mitnehmen, als ein anders. Folglichen iſt des Hrn. Petty gantze Rechnung gantz unſicher, wenn man ſie als allgemein will ausgeben. Gleichwohl ſind verſchiedene dem Petty hier- innen gefolget. Der Hr. Scheuchzer [k] hat auch ſuchen darzuthun, daß das Juͤdiſche Volck nach dem Ausgang aus Egypten bis zur Davidiſchen Muſte- rung, ſich nach dieſem Zeit-Maaß innerhalb 360. Jahr verdoppelt habe. Es iſt wahr, die Sache trifft zu. Allein kan dieſes nicht von ohngefehr ein- mahl ſo zutreffen? Denn 1.) iſt wieder die angenommene Zahlen noch verſchiedenes zu erinnern. 2.) Muß die Fruchtbarkeit der Juden entſetz- lich weit von der Egyptiſchen, in ſo kurtzer Zeit ab- gefallen ſeyn. Denn da ſich dieſelben in Egypten wenigſtens alle 20. Jahre verdoppelt, ſo muͤſte die Verdoppelung 40. Jahr darnach 18. mahl langſa- mer gegangen ſeyn. Hieraus wuͤrde ſich ſchlieſſen laſſen, daß die Egyptiſche Vermehrung bloß ein Wunderwerck geweſen, und natuͤrliche Urſachen zu dieſer auſſerordentlichen Fruchtbarkeit wenig oder nichts beygetragen, welches doch von allen Ausle- gern behauptet, und auch wahrſcheinlich dargethan wird. Und ich will auch die natuͤrliche Moͤglichkeit dieſer groſſen Vermehrung eher darthun, als bewei- ſen, wie und warum dieſelbe nachher 18. mahl ge- ringer worden. 3.) Wiſſen wir aus der Schrifft nichts von Peſten, die vorgefallen waͤren. Daher ich alſo die- ſes [k] Phyſica ſacra Vol. 3. p. 112. ad locum 2. Sam. 24, 9. con- fer. etiam celeberr. Wideburgii matheſis biblica. Specim. 3. quæſt. 27.

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/61>, abgerufen am 19.05.2024.