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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von der Vermehrung
ses Biblische Exempel weder für sich zu einer Re-
gel machen, noch des Herrn Petty sehr ohngefehre
Muthmassungen dadurch bestättigen kan.
§. 5.

Die bisher bewiesene Vermehrung derer Men-
schen hat ihren Einfluß in gar viele Dinge, wodurch
sich also deren Wahrnehmung nothwendig machet.
Ich will solches nur mit einer Sache beweisen.
Wenn in einem Reiche Kornhäuser angeleget wer-
den, so will man dadurch ohnstreitig nach einer er-
laubten Vorsichtigkeit denen Ubeln vorbeugen, so
ein Mißwachs verursachen kan. Wir haben hie-
von in der heiligen Schrifft ein Beyspiel am Jo-
seph in Egypten. Soll dieses Mittel hinlänglich
seyn wieder ein besorgliches Ubel, so muß wohl noth-
wendig ein Uberschlag der Einwohner eines Landes
gemacht werden, damit man wisse, für wie viele
Menschen ein Vorrath müsse angeschaffet werden,
sonst würde man sich im Noth-Fall betrogen fin-
den. Da nun aber die Einwohner eines Landes
sich in friedlichen und gesunden Zeiten beständig
vermehren, so muß solches, bey denen Magazinen
wohl in Betrachtung gezogen, und der Vorrath
auch allmählig vermehret werden. Z. E. wenn all-
hier in Berlin vor 30. Jahren, der Anschlag bey
dem aufzuschüttenden Vorrath auf die damahligen
Einwohner dieses Orts wäre gemacht worden, so
würde doch solcher anjetzt, da die Zahl der Einwoh-
ner bey nahe verdoppelt, nur für die halbe Zeit hin-
länglich seyn, in der übrigen Helffte würde die Noth
eben so groß seyn, als wenn solche kluge Vorsicht
gar nicht gebraucht wäre. Daher also, wo nicht

alle
Von der Vermehrung
ſes Bibliſche Exempel weder fuͤr ſich zu einer Re-
gel machen, noch des Herrn Petty ſehr ohngefehre
Muthmaſſungen dadurch beſtaͤttigen kan.
§. 5.

Die bisher bewieſene Vermehrung derer Men-
ſchen hat ihren Einfluß in gar viele Dinge, wodurch
ſich alſo deren Wahrnehmung nothwendig machet.
Ich will ſolches nur mit einer Sache beweiſen.
Wenn in einem Reiche Kornhaͤuſer angeleget wer-
den, ſo will man dadurch ohnſtreitig nach einer er-
laubten Vorſichtigkeit denen Ubeln vorbeugen, ſo
ein Mißwachs verurſachen kan. Wir haben hie-
von in der heiligen Schrifft ein Beyſpiel am Jo-
ſeph in Egypten. Soll dieſes Mittel hinlaͤnglich
ſeyn wieder ein beſorgliches Ubel, ſo muß wohl noth-
wendig ein Uberſchlag der Einwohner eines Landes
gemacht werden, damit man wiſſe, fuͤr wie viele
Menſchen ein Vorrath muͤſſe angeſchaffet werden,
ſonſt wuͤrde man ſich im Noth-Fall betrogen fin-
den. Da nun aber die Einwohner eines Landes
ſich in friedlichen und geſunden Zeiten beſtaͤndig
vermehren, ſo muß ſolches, bey denen Magazinen
wohl in Betrachtung gezogen, und der Vorrath
auch allmaͤhlig vermehret werden. Z. E. wenn all-
hier in Berlin vor 30. Jahren, der Anſchlag bey
dem aufzuſchuͤttenden Vorrath auf die damahligen
Einwohner dieſes Orts waͤre gemacht worden, ſo
wuͤrde doch ſolcher anjetzt, da die Zahl der Einwoh-
ner bey nahe verdoppelt, nur fuͤr die halbe Zeit hin-
laͤnglich ſeyn, in der uͤbrigen Helffte wuͤrde die Noth
eben ſo groß ſeyn, als wenn ſolche kluge Vorſicht
gar nicht gebraucht waͤre. Daher alſo, wo nicht

alle
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[16/0062] Von der Vermehrung ſes Bibliſche Exempel weder fuͤr ſich zu einer Re- gel machen, noch des Herrn Petty ſehr ohngefehre Muthmaſſungen dadurch beſtaͤttigen kan. §. 5. Die bisher bewieſene Vermehrung derer Men- ſchen hat ihren Einfluß in gar viele Dinge, wodurch ſich alſo deren Wahrnehmung nothwendig machet. Ich will ſolches nur mit einer Sache beweiſen. Wenn in einem Reiche Kornhaͤuſer angeleget wer- den, ſo will man dadurch ohnſtreitig nach einer er- laubten Vorſichtigkeit denen Ubeln vorbeugen, ſo ein Mißwachs verurſachen kan. Wir haben hie- von in der heiligen Schrifft ein Beyſpiel am Jo- ſeph in Egypten. Soll dieſes Mittel hinlaͤnglich ſeyn wieder ein beſorgliches Ubel, ſo muß wohl noth- wendig ein Uberſchlag der Einwohner eines Landes gemacht werden, damit man wiſſe, fuͤr wie viele Menſchen ein Vorrath muͤſſe angeſchaffet werden, ſonſt wuͤrde man ſich im Noth-Fall betrogen fin- den. Da nun aber die Einwohner eines Landes ſich in friedlichen und geſunden Zeiten beſtaͤndig vermehren, ſo muß ſolches, bey denen Magazinen wohl in Betrachtung gezogen, und der Vorrath auch allmaͤhlig vermehret werden. Z. E. wenn all- hier in Berlin vor 30. Jahren, der Anſchlag bey dem aufzuſchuͤttenden Vorrath auf die damahligen Einwohner dieſes Orts waͤre gemacht worden, ſo wuͤrde doch ſolcher anjetzt, da die Zahl der Einwoh- ner bey nahe verdoppelt, nur fuͤr die halbe Zeit hin- laͤnglich ſeyn, in der uͤbrigen Helffte wuͤrde die Noth eben ſo groß ſeyn, als wenn ſolche kluge Vorſicht gar nicht gebraucht waͤre. Daher alſo, wo nicht alle

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/62>, abgerufen am 19.05.2024.