Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.[Spaltenumbruch] Mot Mos dienten von einem Chodowieczky herausgezogen zuwerden. Was für ein fürtrefliches Gemählde von der gottlosen Härte eines mächtigen und zugleich geizigen Mannes könnte nicht aus folgender Stelle gezogen werden? Quid quod usque proximes Wie wollte man die Schändlichkeit der Gewinnsucht -- Nam si sacruficem summo Jovi An wichtigem Stoff zu solchen Gemählden sind alle Motette. (Musik.) Ein Singestük zum Gebrauch des Gottesdienstes, Mosaisch. (Mahlerey.) Eine Art Mahlerey, die aus Aneinandersezung kleiner Mos Viereken zusammengeseztes Werk angesehen werden.Sezet man nun, daß ein Künstler einen hinlängli- chen Vorrath solcher Viereke von Stein oder Glas geschnitten, nach allen möglichen Farben und deren Schattirungen vor sich habe, daß er sie in der Ord- nung und mit den Farben, die sie in jenem durch Striche eingetheilten Gemählde haben, vermittelst eines feinen Küttes genau aneinanderseze, so hat man ungefehr die Vorstellung, wie ein Mosaisches Gemähld verfertiget werde, und wie überhaupt ein Gemählde auf diese Weise copirt werden könne. Freylich wird der, welcher kein feines, auf diese Weise verfertigtes Werk gesehen hat, sich nicht vor- stellen können, daß sie in der Vollkommenheit und Schönheit gemacht werden, die ihnen in einer gerin- gen Entfernung des Auges das Ansehen würklicher mit dem Pensel gemachter Gemählde giebt. So weit ist aber die Kunst der mosaischen Arbeit gegen- wärtig gestiegen, daß das Aug auf diese Weise damit getäuscht wird. Der Ursprung dieser Gattung der Mahlerey fällt Vermuthlich wurden solche Steine zuerst zum an (*) Od. L. II. 18. (*) Pseu- dol. (+) Man sehe hierüber Joh. Alex. Furietti de Musicis.
Romae 1752. 4to. ingleichen die Nachricht von mosaischen [Spaltenumbruch] Gemählden in Köremons Natur und Kunst in den Ge- mählden etc. im II Theil, auf der 388. u. ff. S. [Spaltenumbruch] Mot Moſ dienten von einem Chodowieczky herausgezogen zuwerden. Was fuͤr ein fuͤrtrefliches Gemaͤhlde von der gottloſen Haͤrte eines maͤchtigen und zugleich geizigen Mannes koͤnnte nicht aus folgender Stelle gezogen werden? Quid quod usque proximes Wie wollte man die Schaͤndlichkeit der Gewinnſucht — Nam ſi ſacruficem ſummo Jovi An wichtigem Stoff zu ſolchen Gemaͤhlden ſind alle Motette. (Muſik.) Ein Singeſtuͤk zum Gebrauch des Gottesdienſtes, Moſaiſch. (Mahlerey.) Eine Art Mahlerey, die aus Aneinanderſezung kleiner Moſ Viereken zuſammengeſeztes Werk angeſehen werden.Sezet man nun, daß ein Kuͤnſtler einen hinlaͤngli- chen Vorrath ſolcher Viereke von Stein oder Glas geſchnitten, nach allen moͤglichen Farben und deren Schattirungen vor ſich habe, daß er ſie in der Ord- nung und mit den Farben, die ſie in jenem durch Striche eingetheilten Gemaͤhlde haben, vermittelſt eines feinen Kuͤttes genau aneinanderſeze, ſo hat man ungefehr die Vorſtellung, wie ein Moſaiſches Gemaͤhld verfertiget werde, und wie uͤberhaupt ein Gemaͤhlde auf dieſe Weiſe copirt werden koͤnne. Freylich wird der, welcher kein feines, auf dieſe Weiſe verfertigtes Werk geſehen hat, ſich nicht vor- ſtellen koͤnnen, daß ſie in der Vollkommenheit und Schoͤnheit gemacht werden, die ihnen in einer gerin- gen Entfernung des Auges das Anſehen wuͤrklicher mit dem Penſel gemachter Gemaͤhlde giebt. So weit iſt aber die Kunſt der moſaiſchen Arbeit gegen- waͤrtig geſtiegen, daß das Aug auf dieſe Weiſe damit getaͤuſcht wird. Der Urſprung dieſer Gattung der Mahlerey faͤllt Vermuthlich wurden ſolche Steine zuerſt zum an (*) Od. L. II. 18. (*) Pſeu- dol. (†) Man ſehe hieruͤber Joh. Alex. Furietti de Muſicis.
Romæ 1752. 4to. ingleichen die Nachricht von moſaiſchen [Spaltenumbruch] Gemaͤhlden in Koͤremons Natur und Kunſt in den Ge- maͤhlden ꝛc. im II Theil, auf der 388. u. ff. S. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0195" n="778[760]"/><cb/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Mot Moſ</hi></fw><lb/> dienten von einem <hi rendition="#fr">Chodowieczky</hi> herausgezogen zu<lb/> werden. Was fuͤr ein fuͤrtrefliches Gemaͤhlde von<lb/> der gottloſen Haͤrte eines maͤchtigen und zugleich<lb/> geizigen Mannes koͤnnte nicht aus folgender Stelle<lb/> gezogen werden?</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#aq">Quid quod usque proximes<lb/> Revellis agri termines et ultra<lb/> Limites Clientum<lb/> Salis, avarus? Pellitur paternos<lb/> In ſinu ferens Deos,<lb/> Et uxor et vir. ſordidosque natos.</hi> <note place="foot" n="(*)"><hi rendition="#aq">Od. 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Mot Moſ
Moſ
dienten von einem Chodowieczky herausgezogen zu
werden. Was fuͤr ein fuͤrtrefliches Gemaͤhlde von
der gottloſen Haͤrte eines maͤchtigen und zugleich
geizigen Mannes koͤnnte nicht aus folgender Stelle
gezogen werden?
Quid quod usque proximes
Revellis agri termines et ultra
Limites Clientum
Salis, avarus? Pellitur paternos
In ſinu ferens Deos,
Et uxor et vir. ſordidosque natos. (*)
Wie wollte man die Schaͤndlichkeit der Gewinnſucht
beſſer mahlen, als in einer Moral nach folgender
Erfindung des Plautus.
— Nam ſi ſacruficem ſummo Jovi
Atque in manibus exta teneam ut porrigam; intera loci
Si lucri quid detur, potius rem divinam deſeram. (*)
An wichtigem Stoff zu ſolchen Gemaͤhlden ſind alle
gute Poeten reich; wenn nur die Kuͤnſtler ſie in der
Abſicht Gebrauch davon zu machen, leſen wollten.
Motette.
(Muſik.)
Ein Singeſtuͤk zum Gebrauch des Gottesdienſtes,
das insgemein ohne Jnſtrumente durch viele Stim-
men aufgefuͤhrt, und nach Fugenart behandelt
wird. Jn Deutſchland wird dieſer Name vorzuͤg-
lich den Stuͤken gegeben, welche uͤber proſaiſche
Texte, die aus der heiligen Schrift genommen ſind,
geſezt worden, und worin mancherley Nachahmun-
gen angebracht werden. Jn Frankreich wird jedes
Kirchenſtuͤk uͤber einen lateiniſchen Text eine Mo-
tette genennt.
Moſaiſch.
(Mahlerey.)
Eine Art Mahlerey, die aus Aneinanderſezung kleiner
Stuͤke, gefaͤrbter Steine oder gefaͤrbter Glaͤſer ge-
macht wird. Wenn man ſich vorſtellt, daß ein
etwas großes Gemaͤhlde durch feine in die Laͤnge und
Queer uͤber daſſelbe gezogene Striche in ſehr kleine
Viereke getheilt ſey, ſo begreift man, daß jedes die-
ſer Viereke ſeine beſtimmte Farbe habe, und das
ganze Gemaͤhld kann als ein ſtuͤkweis aus dieſen
Viereken zuſammengeſeztes Werk angeſehen werden.
Sezet man nun, daß ein Kuͤnſtler einen hinlaͤngli-
chen Vorrath ſolcher Viereke von Stein oder Glas
geſchnitten, nach allen moͤglichen Farben und deren
Schattirungen vor ſich habe, daß er ſie in der Ord-
nung und mit den Farben, die ſie in jenem durch
Striche eingetheilten Gemaͤhlde haben, vermittelſt
eines feinen Kuͤttes genau aneinanderſeze, ſo hat
man ungefehr die Vorſtellung, wie ein Moſaiſches
Gemaͤhld verfertiget werde, und wie uͤberhaupt ein
Gemaͤhlde auf dieſe Weiſe copirt werden koͤnne.
Freylich wird der, welcher kein feines, auf dieſe
Weiſe verfertigtes Werk geſehen hat, ſich nicht vor-
ſtellen koͤnnen, daß ſie in der Vollkommenheit und
Schoͤnheit gemacht werden, die ihnen in einer gerin-
gen Entfernung des Auges das Anſehen wuͤrklicher
mit dem Penſel gemachter Gemaͤhlde giebt. So
weit iſt aber die Kunſt der moſaiſchen Arbeit gegen-
waͤrtig geſtiegen, daß das Aug auf dieſe Weiſe damit
getaͤuſcht wird.
Der Urſprung dieſer Gattung der Mahlerey faͤllt
in das hoͤchſte Alterthum, und man hat Gruͤnde zu
vermuthen, daß die alten Perſer, (†) oder die noch aͤl-
teren Babylonier, das aͤlteſte uns bekannte Volk,
bey welchem Ruh und Reichthum die Pracht in Ge-
baͤnden veranlaſſet hat, die Erfinder derſelben ſeyen.
Vielleicht iſt dieſes ſogar die aͤlteſte Mahlerey, wo-
raus die eigentliche Mahlerey erſt nachher entſtanden
iſt. Die Menſchen haben ein natuͤrliches Wolge-
fallen, an ſchoͤnen Farben und deren mannigfaltigen
Zuſammenſezung. Voͤlker, denen man noch den
Namen der Wilden giebt, verfertigen zu ihrem Puz
Arbeiten von bunten Federn und Muſcheln, die blos
wegen der Schoͤnheit der Farben von ihnen hochge-
ſchaͤzt werden. Da hat man den erſten Keim der
Mahlerey durch Zuſammenſezung. Jn dem Orient,
wo die Natur den Reichthum der Farben in Steinen
vorzuͤglich zeiget, ſcheinet der Einfall, durch Anein-
anderſezung ſolcher Steine das zu erhalten, was
der Amerikaner durch Zuſammenſezeung ſchoͤner Fe-
dern erhaͤlt, dem muͤßigen Menſchen natuͤrlicher
Weiſe gekommen zu ſeyn.
Vermuthlich wurden ſolche Steine zuerſt zum
Schmuk, als Juweele zuſammengeſezt; wovon wir
an
(*) Od. L.
II. 18.
(*) Pſeu-
dol.
(†) Man ſehe hieruͤber Joh. Alex. Furietti de Muſicis.
Romæ 1752. 4to. ingleichen die Nachricht von moſaiſchen
Gemaͤhlden in Koͤremons Natur und Kunſt in den Ge-
maͤhlden ꝛc. im II Theil, auf der 388. u. ff. S.
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