Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.Halt aus im Leiden; im Genuß halt ein! 11 - 20. Vom Thurm sieht jedes Auge frei; vom Thron ... was Nächst¬kreis beut. In Einem ist kein Hofmann falsch; nie giebts Recht ... nur Gnade. Mastung unterm Riegel, deucht Hofrechtskund'gen schönes Loos. Recht haben überviel, gilt für der Sünden kleinste nie. Thierschlund fraß Denkfrevler sonst; richtendes Partheimaul heut. Gegen herrschende Meinung wird Machtkampf ... Heuchlerschule. Seis Kloster, seis Hof; der Ränke List ... wird Ränkelust. Verzweifelt ein Hof, möcht' er ausgleichen ... Lüg' und Wahrheit. Argen Machtstreich hüllt der höchsten Willkühr edler Wortschall. Menschen zeigt Geschäftstummel; Götter heischt ... zuchtfreie Macht. 21 - 30. Erzeugt hat Schriftblei mehr, als zu tilgen vermag Schußblei.Sonst floh Wahrheit den Hof, nun wird sie Landes verwiesen. Gewohnter Freiheitstrank beseelt, Einzeltropfen berauscht. Edles Wollen ist ahnender Blick auf große Zukunft. Was sonst wär Freisinn, als des Menschthums reinste Verehrung? Wer nur mit Weltklugen lebt, mißtraut jedem Bürgersinn. 13 *
Halt aus im Leiden; im Genuß halt ein! 11 – 20. Vom Thurm ſieht jedes Auge frei; vom Thron ... was Nächſt¬kreis beut. In Einem iſt kein Hofmann falſch; nie giebts Recht ... nur Gnade. Maſtung unterm Riegel, deucht Hofrechtskund'gen ſchönes Loos. Recht haben überviel, gilt für der Sünden kleinſte nie. Thierſchlund fraß Denkfrevler ſonſt; richtendes Partheimaul heut. Gegen herrſchende Meinung wird Machtkampf ... Heuchlerſchule. Seis Kloſter, ſeis Hof; der Ränke Liſt ... wird Ränkeluſt. Verzweifelt ein Hof, möcht' er ausgleichen ... Lüg' und Wahrheit. Argen Machtſtreich hüllt der höchſten Willkühr edler Wortſchall. Menſchen zeigt Geſchäftstummel; Götter heiſcht ... zuchtfreie Macht. 21 – 30. Erzeugt hat Schriftblei mehr, als zu tilgen vermag Schußblei.Sonſt floh Wahrheit den Hof, nun wird ſie Landes verwieſen. Gewohnter Freiheitstrank beſeelt, Einzeltropfen berauſcht. Edles Wollen iſt ahnender Blick auf große Zukunft. Was ſonſt wär Freiſinn, als des Menſchthums reinſte Verehrung? Wer nur mit Weltklugen lebt, mißtraut jedem Bürgerſinn. 13 *
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Halt aus im Leiden; im Genuß halt ein!
Auf Schickſal lehnt ſich Folgwille; geſchleppt ſein will Starrſinn.
Himmel ſuch', wie Hölle, in des Wollens Tiefen nur.
Genügſam iſt Geiſtesruh, Wohlwollen ... vergnügt in ſich.
Umgang will Ausgleich; ſtrenger Grundſatz ... heiſcht mildes
Gewand.
Unverſtändlich bleibt Gefühl, weckts noch gar kein ähnliches.
Ohn' Selbſtvertraun, woher noch der Umwelt Zutraun?
Verloren iſt der Menſch erſt, wird er ſich ſelbſt untreu.
11 – 20.
Vom Thurm ſieht jedes Auge frei; vom Thron ... was Nächſt¬
kreis beut.
In Einem iſt kein Hofmann falſch; nie giebts Recht ... nur
Gnade.
Maſtung unterm Riegel, deucht Hofrechtskund'gen ſchönes Loos.
Recht haben überviel, gilt für der Sünden kleinſte nie.
Thierſchlund fraß Denkfrevler ſonſt; richtendes Partheimaul heut.
Gegen herrſchende Meinung wird Machtkampf ... Heuchlerſchule.
Seis Kloſter, ſeis Hof; der Ränke Liſt ... wird Ränkeluſt.
Verzweifelt ein Hof, möcht' er ausgleichen ... Lüg' und Wahrheit.
Argen Machtſtreich hüllt der höchſten Willkühr edler Wortſchall.
Menſchen zeigt Geſchäftstummel; Götter heiſcht ... zuchtfreie
Macht.
21 – 30.
Erzeugt hat Schriftblei mehr, als zu tilgen vermag Schußblei.
Sonſt floh Wahrheit den Hof, nun wird ſie Landes verwieſen.
Gewohnter Freiheitstrank beſeelt, Einzeltropfen berauſcht.
Edles Wollen iſt ahnender Blick auf große Zukunft.
Was ſonſt wär Freiſinn, als des Menſchthums reinſte Verehrung?
Wer nur mit Weltklugen lebt, mißtraut jedem Bürgerſinn.
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