Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.Wie Bürgerkrieg sich melde? gilt Meinung für Hochverrath. 31 - 40. Recht haben sofort schon? oder zuletzt? wählen thut noth.Menschgleich, beugt als Kind sich Meinung, erwachsen gebeut sie. Gegen Wind und Fluth kein Schiff! gegen Vernunft wohl Herrsch¬ gier. Alt und neu gilt Manchem für ewig-alt und ewig-neu. Wie im Bilde, reizt am Kiel auch, nur was Leben uns zeigt. Statt Sechszehn-Felder und -Ender, freut Vierzehnsilber mich. Unheilbar schlecht glauben die Welt, heischt weder Blick noch Kraft. Sich selbst hemmt Edelsinn, will zu rasch hier, zu laut er dort. Heitres giebt Muth, Ernst schafft Dauer, Heil'ges birgt Ewigkeit. Nur in der Ahnung lebt manch Volk! denn wie sonst wär man deutsch? 41 - 50. Nennt Recht man der Obmacht, deucht ihr man wolle sieschelten. Jungfren und Gewalthabren kostet Vernunft viel Seufzer. Amts- wie Hofadel, Ost und West, mau'rt ein den Gebieter. Schreckt Geistesflug den Thron, dünkt Sinnentand Weltziel allein. Selbst nie sich putzen das Licht, wird's für Herrscher nicht Unstern? Wie Bürgerkrieg ſich melde? gilt Meinung für Hochverrath. 31 – 40. Recht haben ſofort ſchon? oder zuletzt? wählen thut noth.Menſchgleich, beugt als Kind ſich Meinung, erwachſen gebeut ſie. Gegen Wind und Fluth kein Schiff! gegen Vernunft wohl Herrſch¬ gier. Alt und neu gilt Manchem für ewig-alt und ewig-neu. Wie im Bilde, reizt am Kiel auch, nur was Leben uns zeigt. Statt Sechszehn-Felder und -Ender, freut Vierzehnſilber mich. Unheilbar ſchlecht glauben die Welt, heiſcht weder Blick noch Kraft. Sich ſelbſt hemmt Edelſinn, will zu raſch hier, zu laut er dort. Heitres giebt Muth, Ernſt ſchafft Dauer, Heil'ges birgt Ewigkeit. Nur in der Ahnung lebt manch Volk! denn wie ſonſt wär man deutſch? 41 – 50. Nennt Recht man der Obmacht, deucht ihr man wolle ſieſchelten. Jungfren und Gewalthabren koſtet Vernunft viel Seufzer. Amts- wie Hofadel, Oſt und Weſt, mau'rt ein den Gebieter. Schreckt Geiſtesflug den Thron, dünkt Sinnentand Weltziel allein. Selbſt nie ſich putzen das Licht, wird's für Herrſcher nicht Unſtern? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg> <pb facs="#f0210" n="196"/> <l>Wie Bürgerkrieg ſich melde? gilt Meinung für Hochverrath.</l><lb/> <l>Biedrer Hellblick nur faßt Freiheit, Rechtsgleichheit ahnt jeder.</l><lb/> <l>Der Güter beſte, ſinds nicht Heimfrieden und Wohlwollen?</l><lb/> <l>Langweil nur Theilnahmſcheu; drum lebwier'ge... nur Ge¬<lb/><hi rendition="#et">müthsfroſt.</hi></l> </lg><lb/> <lg> <head> <hi rendition="#b">31 – 40.</hi> </head><lb/> <l>Recht haben ſofort ſchon? oder zuletzt? wählen thut noth.</l><lb/> <l>Menſchgleich, beugt als Kind ſich Meinung, erwachſen gebeut ſie.</l><lb/> <l>Gegen Wind und Fluth kein Schiff! gegen Vernunft wohl Herrſch¬<lb/><hi rendition="#et">gier.</hi></l><lb/> <l>Alt und neu gilt Manchem für ewig-alt und ewig-neu.</l><lb/> <l>Wie im Bilde, reizt am Kiel auch, nur was Leben uns zeigt.</l><lb/> <l>Statt Sechszehn-Felder und -Ender, freut Vierzehnſilber mich.</l><lb/> <l>Unheilbar ſchlecht glauben die Welt, heiſcht weder Blick noch Kraft.</l><lb/> <l>Sich ſelbſt hemmt Edelſinn, will zu raſch hier, zu laut er dort.</l><lb/> <l>Heitres giebt Muth, Ernſt ſchafft Dauer, Heil'ges birgt<lb/><hi rendition="#et">Ewigkeit.</hi></l><lb/> <l>Nur in der Ahnung lebt manch Volk! denn wie ſonſt wär man<lb/><hi rendition="#et">deutſch?</hi></l> </lg><lb/> <lg> <head> <hi rendition="#b">41 – 50.</hi> </head><lb/> <l>Nennt Recht man der Obmacht, deucht ihr man wolle ſie<lb/><hi rendition="#et">ſchelten.</hi></l><lb/> <l>Jungfren und Gewalthabren koſtet Vernunft viel Seufzer.</l><lb/> <l>Amts- wie Hofadel, Oſt und Weſt, mau'rt ein den Gebieter.</l><lb/> <l>Schreckt Geiſtesflug den Thron, dünkt Sinnentand Weltziel<lb/><hi rendition="#et">allein.</hi></l><lb/> <l>Selbſt nie ſich putzen das Licht, wird's für Herrſcher nicht<lb/><hi rendition="#et">Unſtern?</hi></l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0210]
Wie Bürgerkrieg ſich melde? gilt Meinung für Hochverrath.
Biedrer Hellblick nur faßt Freiheit, Rechtsgleichheit ahnt jeder.
Der Güter beſte, ſinds nicht Heimfrieden und Wohlwollen?
Langweil nur Theilnahmſcheu; drum lebwier'ge... nur Ge¬
müthsfroſt.
31 – 40.
Recht haben ſofort ſchon? oder zuletzt? wählen thut noth.
Menſchgleich, beugt als Kind ſich Meinung, erwachſen gebeut ſie.
Gegen Wind und Fluth kein Schiff! gegen Vernunft wohl Herrſch¬
gier.
Alt und neu gilt Manchem für ewig-alt und ewig-neu.
Wie im Bilde, reizt am Kiel auch, nur was Leben uns zeigt.
Statt Sechszehn-Felder und -Ender, freut Vierzehnſilber mich.
Unheilbar ſchlecht glauben die Welt, heiſcht weder Blick noch Kraft.
Sich ſelbſt hemmt Edelſinn, will zu raſch hier, zu laut er dort.
Heitres giebt Muth, Ernſt ſchafft Dauer, Heil'ges birgt
Ewigkeit.
Nur in der Ahnung lebt manch Volk! denn wie ſonſt wär man
deutſch?
41 – 50.
Nennt Recht man der Obmacht, deucht ihr man wolle ſie
ſchelten.
Jungfren und Gewalthabren koſtet Vernunft viel Seufzer.
Amts- wie Hofadel, Oſt und Weſt, mau'rt ein den Gebieter.
Schreckt Geiſtesflug den Thron, dünkt Sinnentand Weltziel
allein.
Selbſt nie ſich putzen das Licht, wird's für Herrſcher nicht
Unſtern?
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