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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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diger wäre, voll heiliger Ehrfurcht, unter diesem
Namen gedacht zu werden, als der Schöpfer,
der Erhalter, und Freudengeber aller Creatu-
ren, dein Freudengeber, meine Seele, dein
Gott. Nenn ihn denn mit desem geliebten Na-
men, den er selbst von dir begehrt, und verehr
ihn als Vater, ihn, deßen Barmherzigkeit ewig
waltet über die die ihn fürchten. Siehe, du
vertrautest dich bisher jeden Abend so sorgenlos
dem Schlummer, und vergaßest dein selbst:
dein Vater wachte über dir, du erhobst dich an
jedem Morgen, gestärkt von der Ruhe: dein
Vater ließ mit seiner Sonne auch seine Güte
über dir neu werden. Du ah detest keine Ge-
fahr, und sie umringte dich schon: dein Vater
ließ dich unter seinem Schirme sicher wohnen.
Du riefst, gebeugt vom Kummer, verwundet
von Schmerzen, verfolgt von Feinden, verlas-
sen von Freunden, um Hülfe zu ihm: dein Va-
ter
war dir nahe, zerstreute deine Traurigkeit,
trocknete deine Thränen, heilte deine Schmer-
zen, rief dich zurück von den Pforten des Todes,
war deine Schutzwehr gegen drohende Gewalt-
thätigkeiten, war dir Vater, Mutter, Bruder,
Freund. Du ermüdetest auf dem Wege der
Pflicht und Tugend: dein Vater stärkte dei-

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diger wäre, voll heiliger Ehrfurcht, unter dieſem
Namen gedacht zu werden, als der Schöpfer,
der Erhalter, und Freudengeber aller Creatu-
ren, dein Freudengeber, meine Seele, dein
Gott. Nenn ihn denn mit deſem geliebten Na-
men, den er ſelbſt von dir begehrt, und verehr
ihn als Vater, ihn, deßen Barmherzigkeit ewig
waltet über die die ihn fürchten. Siehe, du
vertrauteſt dich bisher jeden Abend ſo ſorgenlos
dem Schlummer, und vergaßeſt dein ſelbſt:
dein Vater wachte über dir, du erhobſt dich an
jedem Morgen, geſtärkt von der Ruhe: dein
Vater ließ mit ſeiner Sonne auch ſeine Güte
über dir neu werden. Du ah deteſt keine Ge-
fahr, und ſie umringte dich ſchon: dein Vater
ließ dich unter ſeinem Schirme ſicher wohnen.
Du riefſt, gebeugt vom Kummer, verwundet
von Schmerzen, verfolgt von Feinden, verlaſ-
ſen von Freunden, um Hülfe zu ihm: dein Va-
ter
war dir nahe, zerſtreute deine Traurigkeit,
trocknete deine Thränen, heilte deine Schmer-
zen, rief dich zurück von den Pforten des Todes,
war deine Schutzwehr gegen drohende Gewalt-
thätigkeiten, war dir Vater, Mutter, Bruder,
Freund. Du ermüdeteſt auf dem Wege der
Pflicht und Tugend: dein Vater ſtärkte dei-

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[51/0103] diger wäre, voll heiliger Ehrfurcht, unter dieſem Namen gedacht zu werden, als der Schöpfer, der Erhalter, und Freudengeber aller Creatu- ren, dein Freudengeber, meine Seele, dein Gott. Nenn ihn denn mit deſem geliebten Na- men, den er ſelbſt von dir begehrt, und verehr ihn als Vater, ihn, deßen Barmherzigkeit ewig waltet über die die ihn fürchten. Siehe, du vertrauteſt dich bisher jeden Abend ſo ſorgenlos dem Schlummer, und vergaßeſt dein ſelbſt: dein Vater wachte über dir, du erhobſt dich an jedem Morgen, geſtärkt von der Ruhe: dein Vater ließ mit ſeiner Sonne auch ſeine Güte über dir neu werden. Du ah deteſt keine Ge- fahr, und ſie umringte dich ſchon: dein Vater ließ dich unter ſeinem Schirme ſicher wohnen. Du riefſt, gebeugt vom Kummer, verwundet von Schmerzen, verfolgt von Feinden, verlaſ- ſen von Freunden, um Hülfe zu ihm: dein Va- ter war dir nahe, zerſtreute deine Traurigkeit, trocknete deine Thränen, heilte deine Schmer- zen, rief dich zurück von den Pforten des Todes, war deine Schutzwehr gegen drohende Gewalt- thätigkeiten, war dir Vater, Mutter, Bruder, Freund. Du ermüdeteſt auf dem Wege der Pflicht und Tugend: dein Vater ſtärkte dei- nen D 2

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/103>, abgerufen am 16.06.2024.