Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.in Wonne und Seligkeit auflösen würden. -- Von Ewigkeit waren alle, auch die kleinsten Be- gebenheiten, auf unsrer Erde, wie in jedem an- dern unermeßlichen Weltkörper, mit ihren un- merklichsten Folgen, seiner Allwißenheit gegen- wärtig, damit seine Weisheit und Allmacht sie unverrückt dahin leiten könnte, daß sein guter Wille im Himmel und auf Erden geschehe. Von Ewigkeit sahe er den Menschen, den er nach sei- nem Ebenbilde schuf, fallen, seine Würde ent- ehren, seine Glückseligkeit verscherzen, und be- schloß aus unendlicher Liebe das hohe unbegreif- liche Werk der Erlösung durch Jesum Christum. -- Jahre und Jahrhunderte heben an, und werden wieder vollendet; Welten entstehn, und werden wieder zu Staub; Reiche blühen auf, und gehen unter; Menschen werden geboren, und sinken ins Grab: Gottes Rath bleibt ewig, der er war; schafft in einem Jahrhundert Glückselig- keit für das andre; läßt keinen Staub zertrüm- merter Welten verloren gehn, um schönere aus ihnen zu erbaun; läßt Reiche der Erde sinken, um andre neben ihnen zu erhöhn, und Menschen gutes thun, um ihre Nachwelt zu segnen. -- Ein Tag verkündigts dem andern, ein Jahrhun- dert dem andern, eine Welt der andern: (Es.
in Wonne und Seligkeit auflöſen würden. — Von Ewigkeit waren alle, auch die kleinſten Be- gebenheiten, auf unſrer Erde, wie in jedem an- dern unermeßlichen Weltkörper, mit ihren un- merklichſten Folgen, ſeiner Allwißenheit gegen- wärtig, damit ſeine Weisheit und Allmacht ſie unverrückt dahin leiten könnte, daß ſein guter Wille im Himmel und auf Erden geſchehe. Von Ewigkeit ſahe er den Menſchen, den er nach ſei- nem Ebenbilde ſchuf, fallen, ſeine Würde ent- ehren, ſeine Glückſeligkeit verſcherzen, und be- ſchloß aus unendlicher Liebe das hohe unbegreif- liche Werk der Erlöſung durch Jeſum Chriſtum. — Jahre und Jahrhunderte heben an, und werden wieder vollendet; Welten entſtehn, und werden wieder zu Staub; Reiche blühen auf, und gehen unter; Menſchen werden geboren, und ſinken ins Grab: Gottes Rath bleibt ewig, der er war; ſchafft in einem Jahrhundert Glückſelig- keit für das andre; läßt keinen Staub zertrüm- merter Welten verloren gehn, um ſchönere aus ihnen zu erbaun; läßt Reiche der Erde ſinken, um andre neben ihnen zu erhöhn, und Menſchen gutes thun, um ihre Nachwelt zu ſegnen. — Ein Tag verkündigts dem andern, ein Jahrhun- dert dem andern, eine Welt der andern: (Eſ.
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in Wonne und Seligkeit auflöſen würden. —
Von Ewigkeit waren alle, auch die kleinſten Be-
gebenheiten, auf unſrer Erde, wie in jedem an-
dern unermeßlichen Weltkörper, mit ihren un-
merklichſten Folgen, ſeiner Allwißenheit gegen-
wärtig, damit ſeine Weisheit und Allmacht ſie
unverrückt dahin leiten könnte, daß ſein guter
Wille im Himmel und auf Erden geſchehe. Von
Ewigkeit ſahe er den Menſchen, den er nach ſei-
nem Ebenbilde ſchuf, fallen, ſeine Würde ent-
ehren, ſeine Glückſeligkeit verſcherzen, und be-
ſchloß aus unendlicher Liebe das hohe unbegreif-
liche Werk der Erlöſung durch Jeſum Chriſtum.
— Jahre und Jahrhunderte heben an, und
werden wieder vollendet; Welten entſtehn, und
werden wieder zu Staub; Reiche blühen auf, und
gehen unter; Menſchen werden geboren, und
ſinken ins Grab: Gottes Rath bleibt ewig, der
er war; ſchafft in einem Jahrhundert Glückſelig-
keit für das andre; läßt keinen Staub zertrüm-
merter Welten verloren gehn, um ſchönere aus
ihnen zu erbaun; läßt Reiche der Erde ſinken,
um andre neben ihnen zu erhöhn, und Menſchen
gutes thun, um ihre Nachwelt zu ſegnen. —
Ein Tag verkündigts dem andern, ein Jahrhun-
dert dem andern, eine Welt der andern:
(Eſ.
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Zitationshilfe: | Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/126>, abgerufen am 16.06.2024. |