aufhörliche Ewigkeiten zu leben. -- Und wir wollten uns unterwinden, den Rath des Ewigen zu erforschen; zu wissen, was ein Augenblick, ein Schicksal, uns und andern für unendlicher Ge- winn für die Ewigkeit sey?
Und dennoch ists nicht das allein, was uns den Rath unsers Gottes so unerforschlich macht. Wenn wir ein vortrefliches Kunstwerk einer ge- schickten Meisterhand bewundern, ohne seine Ein- richtung ganz zu verstehn; wenn wir gewar wer- den, wie seine kleinste Theile, aufs genaueste in einander gefügt, vom kleinsten bis zum größesten, in unzertrennlicher Verbindung stehn, und in un- verrückter Ordnung erhalten werden; wenn wir aus dieser Uebereinstimmung die erstaunenswür- digsten Würkungen erfolgen sehn: wie übereilt und unverständig wär es da nicht, beurtheilen wollen, ob nicht dieses und jenes der kleinsten Theilchen in demselben fehle, manche anders geordnet wer- den müsten, um noch größere Würkungen her- vorzubringen? So ein unermeßliches Wunder- werk der Meisterhand unsers Gottes, ist seine Welt. Ihre erstaunenswürdigen Veränderun- gen werden wir täglich gewar, aber die Ursachen derselben bleiben uns unersorschlich. Vom ver-
ächt-
aufhörliche Ewigkeiten zu leben. — Und wir wollten uns unterwinden, den Rath des Ewigen zu erforſchen; zu wiſſen, was ein Augenblick, ein Schickſal, uns und andern für unendlicher Ge- winn für die Ewigkeit ſey?
Und dennoch iſts nicht das allein, was uns den Rath unſers Gottes ſo unerforſchlich macht. Wenn wir ein vortrefliches Kunſtwerk einer ge- ſchickten Meiſterhand bewundern, ohne ſeine Ein- richtung ganz zu verſtehn; wenn wir gewar wer- den, wie ſeine kleinſte Theile, aufs genaueſte in einander gefügt, vom kleinſten bis zum größeſten, in unzertrennlicher Verbindung ſtehn, und in un- verrückter Ordnung erhalten werden; wenn wir aus dieſer Uebereinſtimmung die erſtaunenswür- digſten Würkungen erfolgen ſehn: wie übereilt und unverſtändig wär es da nicht, beurtheilen wollen, ob nicht dieſes und jenes der kleinſten Theilchen in demſelben fehle, manche anders geordnet wer- den müſten, um noch größere Würkungen her- vorzubringen? So ein unermeßliches Wunder- werk der Meiſterhand unſers Gottes, iſt ſeine Welt. Ihre erſtaunenswürdigen Veränderun- gen werden wir täglich gewar, aber die Urſachen derſelben bleiben uns unerſorſchlich. Vom ver-
ächt-
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aufhörliche Ewigkeiten zu leben. — Und wir
wollten uns unterwinden, den Rath des Ewigen
zu erforſchen; zu wiſſen, was ein Augenblick, ein
Schickſal, uns und andern für unendlicher Ge-
winn für die Ewigkeit ſey?
Und dennoch iſts nicht das allein, was uns
den Rath unſers Gottes ſo unerforſchlich macht.
Wenn wir ein vortrefliches Kunſtwerk einer ge-
ſchickten Meiſterhand bewundern, ohne ſeine Ein-
richtung ganz zu verſtehn; wenn wir gewar wer-
den, wie ſeine kleinſte Theile, aufs genaueſte in
einander gefügt, vom kleinſten bis zum größeſten, in
unzertrennlicher Verbindung ſtehn, und in un-
verrückter Ordnung erhalten werden; wenn wir
aus dieſer Uebereinſtimmung die erſtaunenswür-
digſten Würkungen erfolgen ſehn: wie übereilt und
unverſtändig wär es da nicht, beurtheilen wollen,
ob nicht dieſes und jenes der kleinſten Theilchen
in demſelben fehle, manche anders geordnet wer-
den müſten, um noch größere Würkungen her-
vorzubringen? So ein unermeßliches Wunder-
werk der Meiſterhand unſers Gottes, iſt ſeine
Welt. Ihre erſtaunenswürdigen Veränderun-
gen werden wir täglich gewar, aber die Urſachen
derſelben bleiben uns unerſorſchlich. Vom ver-
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/128>, abgerufen am 16.06.2024.
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