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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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ten: Sonnen müßen leuchten, auch damit der
Wurm im Staube seine Nahrung finde, und sich
der Wärme erfreue; große Fürsten werden gebo-
ren, damit auch ihr ger[i]ngster Unterthan durch
sie glücklich werde; kein Sperling fällt auf die
Erde ohne Gottes Willen;
kein Mensch leidet
den geringsten Schmerz, der nicht unter der Lei-
tung seines Gottes sich in Freude für ihn verwan-
dein soll; keiner wird geboren, keiner stirbt, des-
sen Leben und Tod nicht für seine Mitgeschöpfe,
in jedem Augenblick, heilsam wird. Wenn wir
alle, die wir [i]tzt leben, längst im Staube verweset
sind, wenn unsre Sonne nicht mehr leuchtet, und
diese Erde schon in ihre Trümmer zerfallen ist:
wird dennoch jedes unsrer Schicksale, Heil für die
unbegränzte Ewigkeit, und jede Ve[r]änderung die-
ser ersten Welt, Stoff zur Seligkeit für neue
Welten werden -- So groß ist Gott! seine
Majestät umfaßt aller Himmel Himmel, und dringt
bis in die verborgensten Tieffen; er schafft eine
Welt für die andre, und alle für die Ewigkeit.
(Röm. 11, 33.) O! welch eine Tieffe des
Reichthums der Weisheit und Erkentniß
unsers Gottes! -- Unerforschlich sind seine
Gerichte;
seine allweise allgütige Rathschlüße!

Eben



ten: Sonnen müßen leuchten, auch damit der
Wurm im Staube ſeine Nahrung finde, und ſich
der Wärme erfreue; große Fürſten werden gebo-
ren, damit auch ihr ger[i]ngſter Unterthan durch
ſie glücklich werde; kein Sperling fällt auf die
Erde ohne Gottes Willen;
kein Menſch leidet
den geringſten Schmerz, der nicht unter der Lei-
tung ſeines Gottes ſich in Freude für ihn verwan-
dein ſoll; keiner wird geboren, keiner ſtirbt, deſ-
ſen Leben und Tod nicht für ſeine Mitgeſchöpfe,
in jedem Augenblick, heilſam wird. Wenn wir
alle, die wir [i]tzt leben, längſt im Staube verweſet
ſind, wenn unſre Sonne nicht mehr leuchtet, und
dieſe Erde ſchon in ihre Trümmer zerfallen iſt:
wird dennoch jedes unſrer Schickſale, Heil für die
unbegränzte Ewigkeit, und jede Ve[r]änderung die-
ſer erſten Welt, Stoff zur Seligkeit für neue
Welten werden — So groß iſt Gott! ſeine
Majeſtät umfaßt aller Himmel Himmel, und dringt
bis in die verborgenſten Tieffen; er ſchafft eine
Welt für die andre, und alle für die Ewigkeit.
(Röm. 11, 33.) O! welch eine Tieffe des
Reichthums der Weisheit und Erkentniß
unſers Gottes! — Unerforſchlich ſind ſeine
Gerichte;
ſeine allweiſe allgütige Rathſchlüße!

Eben
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[80/0132] ten: Sonnen müßen leuchten, auch damit der Wurm im Staube ſeine Nahrung finde, und ſich der Wärme erfreue; große Fürſten werden gebo- ren, damit auch ihr geringſter Unterthan durch ſie glücklich werde; kein Sperling fällt auf die Erde ohne Gottes Willen; kein Menſch leidet den geringſten Schmerz, der nicht unter der Lei- tung ſeines Gottes ſich in Freude für ihn verwan- dein ſoll; keiner wird geboren, keiner ſtirbt, deſ- ſen Leben und Tod nicht für ſeine Mitgeſchöpfe, in jedem Augenblick, heilſam wird. Wenn wir alle, die wir itzt leben, längſt im Staube verweſet ſind, wenn unſre Sonne nicht mehr leuchtet, und dieſe Erde ſchon in ihre Trümmer zerfallen iſt: wird dennoch jedes unſrer Schickſale, Heil für die unbegränzte Ewigkeit, und jede Veränderung die- ſer erſten Welt, Stoff zur Seligkeit für neue Welten werden — So groß iſt Gott! ſeine Majeſtät umfaßt aller Himmel Himmel, und dringt bis in die verborgenſten Tieffen; er ſchafft eine Welt für die andre, und alle für die Ewigkeit. (Röm. 11, 33.) O! welch eine Tieffe des Reichthums der Weisheit und Erkentniß unſers Gottes! — Unerforſchlich ſind ſeine Gerichte; ſeine allweiſe allgütige Rathſchlüße! Eben

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/132>, abgerufen am 16.06.2024.