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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
neugte sich/ seiner gewohnheit nach/ auf das allerde-
mühtigste; und fragte/ was der Fürstin ihm zu be-
fehlen beliebte?

Sefira stellete sich erstlich an/ als were sie noch sehr
unbas. Darüm gab sie ihm auch zur antwort: daß sie
vermeinet hette was auf zu stehen/ und sich auf den
saal zu begeben den heiligen Festgeprängen zu zu sehen:
darzu sie seiner hülfe benöhtiget. Aber sie märkte nun/
daß es ihre schwachheit noch nicht zulaßen wolte. Doch
könte er ihr gleichwohl ein weilichen geselschaft halten.
Vielleicht möchte sie sich bald etwas stärker befinden.
Hiermit wiese sie nach dem stuhle zu/ der vor dem bette/
recht gegen ihrem angesichte über/ stund/ an zu zeigen/
daß er sich setzen solte. Und solches täht sie nur darüm/
damit sie ihn/ und er sie/ recht in die augen bekähme.

Josef hatte eben/ weil man der Isis fest feierte/
den Egiptern zu gefallen/ sein köstlichstes kleid anlegen
müssen. Dieses gab nicht allein seiner schönheit einen
helleren glantz; sondern auch der Sefira liebesgluht
eine grössere kraft. Und darüm blikte sie ihn üm so viel
öfter und verzükter an; wiewohl sie ihren anschlag/ ihn
nicht straks schüchtern zu machen/ eine lange weile ver-
barg. Seine blikke solten sich zuvor mit den ihrigen ver-
einbahren. Sie solten von ihrer ausbündigen schönheit/
die so bloß und nakkend vor seinen augen lag/ zuvor
feuer ziehen/ sein kaltes hertz in den brand zu helfen/
oder es zum wenigsten lüstern zu machen. Und zu dem
ende spielete sie mit den blitzen ihrer liebesreitzenden au-
gen fort und fort auf ihn zu. Auch bewegte sie viel-
mahls ihren obersten leib dermaßen/ daß der zweifache
schneehügel ihres füllig-schönen Busems/ über der dek-
ke/ gantz enblößet zu liegen kahm. Hier sahe man die
rechten lokvogel der liebe; die sich/ mit so lieblicher/ wie-
wohl stummer stimme/ die weisheit selbsten zu betöhren
bemüheten.

Wel-

Der Aſſenat
neugte ſich/ ſeiner gewohnheit nach/ auf das allerde-
muͤhtigſte; und fragte/ was der Fuͤrſtin ihm zu be-
fehlen beliebte?

Sefira ſtellete ſich erſtlich an/ als were ſie noch ſehr
unbas. Daruͤm gab ſie ihm auch zur antwort: daß ſie
vermeinet hette was auf zu ſtehen/ und ſich auf den
ſaal zu begeben den heiligen Feſtgepraͤngen zu zu ſehen:
darzu ſie ſeiner huͤlfe benoͤhtiget. Aber ſie maͤrkte nun/
daß es ihre ſchwachheit noch nicht zulaßen wolte. Doch
koͤnte er ihr gleichwohl ein weilichen geſelſchaft halten.
Vielleicht moͤchte ſie ſich bald etwas ſtaͤrker befinden.
Hiermit wieſe ſie nach dem ſtuhle zu/ der vor dem bette/
recht gegen ihrem angeſichte uͤber/ ſtund/ an zu zeigen/
daß er ſich ſetzen ſolte. Und ſolches taͤht ſie nur daruͤm/
damit ſie ihn/ und er ſie/ recht in die augen bekaͤhme.

Joſef hatte eben/ weil man der Iſis feſt feierte/
den Egiptern zu gefallen/ ſein koͤſtlichſtes kleid anlegen
muͤſſen. Dieſes gab nicht allein ſeiner ſchoͤnheit einen
helleren glantz; ſondern auch der Sefira liebesgluht
eine groͤſſere kraft. Und daruͤm blikte ſie ihn uͤm ſo viel
oͤfter und verzuͤkter an; wiewohl ſie ihren anſchlag/ ihn
nicht ſtraks ſchuͤchtern zu machen/ eine lange weile ver-
barg. Seine blikke ſolten ſich zuvor mit den ihrigen ver-
einbahren. Sie ſolten von ihrer ausbuͤndigen ſchoͤnheit/
die ſo bloß und nakkend vor ſeinen augen lag/ zuvor
feuer ziehen/ ſein kaltes hertz in den brand zu helfen/
oder es zum wenigſten luͤſtern zu machen. Und zu dem
ende ſpielete ſie mit den blitzen ihrer liebesreitzenden au-
gen fort und fort auf ihn zu. Auch bewegte ſie viel-
mahls ihren oberſten leib dermaßen/ daß der zweifache
ſchneehuͤgel ihres fuͤllig-ſchoͤnen Buſems/ uͤber der dek-
ke/ gantz enbloͤßet zu liegen kahm. Hier ſahe man die
rechten lokvogel der liebe; die ſich/ mit ſo lieblicher/ wie-
wohl ſtummer ſtimme/ die weisheit ſelbſten zu betoͤhren
bemuͤheten.

Wel-
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[134/0158] Der Aſſenat neugte ſich/ ſeiner gewohnheit nach/ auf das allerde- muͤhtigſte; und fragte/ was der Fuͤrſtin ihm zu be- fehlen beliebte? Sefira ſtellete ſich erſtlich an/ als were ſie noch ſehr unbas. Daruͤm gab ſie ihm auch zur antwort: daß ſie vermeinet hette was auf zu ſtehen/ und ſich auf den ſaal zu begeben den heiligen Feſtgepraͤngen zu zu ſehen: darzu ſie ſeiner huͤlfe benoͤhtiget. Aber ſie maͤrkte nun/ daß es ihre ſchwachheit noch nicht zulaßen wolte. Doch koͤnte er ihr gleichwohl ein weilichen geſelſchaft halten. Vielleicht moͤchte ſie ſich bald etwas ſtaͤrker befinden. Hiermit wieſe ſie nach dem ſtuhle zu/ der vor dem bette/ recht gegen ihrem angeſichte uͤber/ ſtund/ an zu zeigen/ daß er ſich ſetzen ſolte. Und ſolches taͤht ſie nur daruͤm/ damit ſie ihn/ und er ſie/ recht in die augen bekaͤhme. Joſef hatte eben/ weil man der Iſis feſt feierte/ den Egiptern zu gefallen/ ſein koͤſtlichſtes kleid anlegen muͤſſen. Dieſes gab nicht allein ſeiner ſchoͤnheit einen helleren glantz; ſondern auch der Sefira liebesgluht eine groͤſſere kraft. Und daruͤm blikte ſie ihn uͤm ſo viel oͤfter und verzuͤkter an; wiewohl ſie ihren anſchlag/ ihn nicht ſtraks ſchuͤchtern zu machen/ eine lange weile ver- barg. Seine blikke ſolten ſich zuvor mit den ihrigen ver- einbahren. Sie ſolten von ihrer ausbuͤndigen ſchoͤnheit/ die ſo bloß und nakkend vor ſeinen augen lag/ zuvor feuer ziehen/ ſein kaltes hertz in den brand zu helfen/ oder es zum wenigſten luͤſtern zu machen. Und zu dem ende ſpielete ſie mit den blitzen ihrer liebesreitzenden au- gen fort und fort auf ihn zu. Auch bewegte ſie viel- mahls ihren oberſten leib dermaßen/ daß der zweifache ſchneehuͤgel ihres fuͤllig-ſchoͤnen Buſems/ uͤber der dek- ke/ gantz enbloͤßet zu liegen kahm. Hier ſahe man die rechten lokvogel der liebe; die ſich/ mit ſo lieblicher/ wie- wohl ſtummer ſtimme/ die weisheit ſelbſten zu betoͤhren bemuͤheten. Wel-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/158>, abgerufen am 01.11.2024.