Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.V. Prüfung der vorgeschichtlich-anthropologischen Gegeninstanzen. wohl ohnedies nur von den im Torf begrabnen Pfahlbauten vor-auszusetzen; so muß denn die Deutung hier vor Allem mit der größten Vorsicht vorgehen. Was bis heute über die Schädel ver- lautet, die man aus Pfahlbauten erhoben, läßt vermuthen, daß sie alle keine Merkmale tragen, die sie entschieden von denen der heut an gleichen Orten lebenden Menschen unterschieden. Jedenfalls scheint das Eine gewiß, daß die Pfahlbauer ihre Todten nicht in den See warfen, über dem sie wohnten, sondern daß sie dieselben am Lande bestatteten1)". Was die Monumente der Vorzeit nirgends darbieten wollen: 1) Ratzel, a. a. O., 198 f.
V. Prüfung der vorgeſchichtlich-anthropologiſchen Gegeninſtanzen. wohl ohnedies nur von den im Torf begrabnen Pfahlbauten vor-auszuſetzen; ſo muß denn die Deutung hier vor Allem mit der größten Vorſicht vorgehen. Was bis heute über die Schädel ver- lautet, die man aus Pfahlbauten erhoben, läßt vermuthen, daß ſie alle keine Merkmale tragen, die ſie entſchieden von denen der heut an gleichen Orten lebenden Menſchen unterſchieden. Jedenfalls ſcheint das Eine gewiß, daß die Pfahlbauer ihre Todten nicht in den See warfen, über dem ſie wohnten, ſondern daß ſie dieſelben am Lande beſtatteten1)‟. Was die Monumente der Vorzeit nirgends darbieten wollen: 1) Ratzel, a. a. O., 198 f.
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V. Prüfung der vorgeſchichtlich-anthropologiſchen Gegeninſtanzen.
wohl ohnedies nur von den im Torf begrabnen Pfahlbauten vor-
auszuſetzen; ſo muß denn die Deutung hier vor Allem mit der
größten Vorſicht vorgehen. Was bis heute über die Schädel ver-
lautet, die man aus Pfahlbauten erhoben, läßt vermuthen, daß ſie
alle keine Merkmale tragen, die ſie entſchieden von denen der heut
an gleichen Orten lebenden Menſchen unterſchieden. Jedenfalls ſcheint
das Eine gewiß, daß die Pfahlbauer ihre Todten nicht in den See
warfen, über dem ſie wohnten, ſondern daß ſie dieſelben am Lande
beſtatteten 1)‟.
Was die Monumente der Vorzeit nirgends darbieten wollen:
klare, unzweideutige Jndicien unſres Thierurſprunges, das hat man
ſchließlich mit um ſo größerem Eifer dem anthropologiſch-ethnolo-
giſchen Forſchungsbereiche der Gegenwart zu entnehmen verſucht.
Wir überſchreiten im Grunde unſer eigentliches Unterſuchungsgebiet,
wenn wir auch dieſem Gegenſtande hier noch eine flüchtige Be-
trachtung widmen; doch darf dieſelbe, damit wir unſre Auseinander-
ſetzung mit unſren Gegnern darwiniſtiſchen Standpunkts zu voll-
ſtändigem Abſchluſſe bringen, hier nicht fehlen. Man hat, da
Skeletbau, Hirn- und Schädelbildung der jetzigen anthropoïden
Affenarten (Orang, Chimpanſe, Gorilla) bei genauerer Vergleichung
mit denen des Menſchen nie andre als negative Reſultate ergeben
und ein Zwiſchenglied zwiſchen beiden Theilen auf das Empfindlichſte
vermiſſen laſſen, dieſes fehlende Zwiſchenglied auf allerlei Wegen
herbeizuſchaffen verſucht. Die angeblichen Waldmenſchen ver-
ſchiedner Tropenländer, d. h. von Wurzeln, Beeren oder Baum-
früchten lebende, viehiſch rohe und abſolut culturfeindliche Wilde,
ſind verſchiedentlich zur Ausfüllung der klaffenden Lücke zu verwerthen
geſucht worden. Allein die ihnen angedichteten affengleichen Schädel
oder thierähnlichen Schnauzen ſind bei nüchterner anatomiſcher Unter-
ſuchung noch jedesmal als Phantaſiegebilde entlarvt worden. Des
Amerikaners Bond Waldmenſchenpaar aus den Bergjungles der
1) Ratzel, a. a. O., 198 f.
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