Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.V. Prüfung der vorgeschichtlich-anthropologischen Gegeninstanzen. ächte historische Beleg nothwendig mangelt und immer mangelnwird, die Kluft zwischen Theorie und thatsächlichem Befund zu überbrücken gesucht.1) Es verhält sich mit dem ganzen hier betrachteten Gebiete nicht 1) Vgl. überhaupt meine Geschichte der Beziehungen etc. II, 675 ff. 739 ff., nebst zugehörigen Noten, woselbst die Belege für das Obige zu finden sind. 2) Das Menschengeschlecht, II, 38. Zöckler, Urstand. 12
V. Prüfung der vorgeſchichtlich-anthropologiſchen Gegeninſtanzen. ächte hiſtoriſche Beleg nothwendig mangelt und immer mangelnwird, die Kluft zwiſchen Theorie und thatſächlichem Befund zu überbrücken geſucht.1) Es verhält ſich mit dem ganzen hier betrachteten Gebiete nicht 1) Vgl. überhaupt meine Geſchichte der Beziehungen ꝛc. II, 675 ff. 739 ff., nebſt zugehörigen Noten, woſelbſt die Belege für das Obige zu finden ſind. 2) Das Menſchengeſchlecht, II, 38. Zöckler, Urſtand. 12
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V. Prüfung der vorgeſchichtlich-anthropologiſchen Gegeninſtanzen.
ächte hiſtoriſche Beleg nothwendig mangelt und immer mangeln
wird, die Kluft zwiſchen Theorie und thatſächlichem Befund zu
überbrücken geſucht. 1)
Es verhält ſich mit dem ganzen hier betrachteten Gebiete nicht
anders: die Theorie muß vorhalten, da wo die ausreichenden That-
ſachenbelege mangeln! Die einzigen einigermaaßen directen Jndicien
für eine einſtige größere Affenähnlichkeit unſres Geſchlechts als die
dermalige, alſo für einen möglichen genealogiſchen Urzuſammenhang
zwiſchen Menſch und Affe, ſind ein paar dürftige, annähernd thier-
ähnlich geſtaltete Schädelbruchſtücke aus wahrſcheinlich ungeſtörten
Quaternärſchichten, denen eine überwältigende Mehrheit von Schädeln
oder Schädelbruchſtücken von normaler, nichts Affenähnliches ver-
rathender Bildung aus eben ſolchen Schichten gegenüberſteht! Wie
es um die Beweiskraft jener vereinzelten approximativ-thierähnlichen
Schädel für die Theſe des Darwinismus ſteht, darüber wollen wir
hier noch einen Anthropologen erſten Ranges ſich äußern laſſen.
A. de Quatrefages in ſeinem neuſten Hauptwerke 2) erklärt den
öfters gezognen Schluß: mit der thieriſch-artigen Form eines ſolchen
Schädels, wie der Neanderthaler, „müſſe nothwendigerweiſe eine
geringe intellectuelle und moraliſche Ausbildung gepaart ſein‟, für
einen durchaus irrigen und voreiligen. Er erinnert zum Beweiſe
dafür an einige Fälle von merkwürdigem Contraſt zwiſchen thieriſch-
ähnlicher Schädelbildung und hohem Jntelligenzgrade bei lebenden
oder der Geſchichte angehörigen Perſonen. „Auf dem anthropolog.
Congreſſe in Paris gedachte K. Vogt eines Freundes, deſſen Kopf
durchaus an den Neanderthal-Schädel erinnert, der aber gleichwohl
ein tüchtiger Pſychiater iſt. Jm Kopenhagener Muſeum fiel mir
ein Schädel auf, der mich ganz an den Neanderthal-Schädel er-
innerte; er gehörte dem däniſchen Edelmanne Kay Lykke an, der
1) Vgl. überhaupt meine Geſchichte der Beziehungen ꝛc. II, 675 ff. 739 ff.,
nebſt zugehörigen Noten, woſelbſt die Belege für das Obige zu finden ſind.
2) Das Menſchengeſchlecht, II, 38.
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