Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Tägliche Bewegung der Erde. Voraussetzung, von der täglichen Bewegung derselben um ihreAxe, als die einzig wahre anzuerkennen. Wenn aber das Vorhergehende nur von der Unzulässigkeit der §. 20. (V. Aus dem Falle der Körper von größten Höhen.) Tägliche Bewegung der Erde. Vorausſetzung, von der täglichen Bewegung derſelben um ihreAxe, als die einzig wahre anzuerkennen. Wenn aber das Vorhergehende nur von der Unzuläſſigkeit der §. 20. (V. Aus dem Falle der Körper von größten Höhen.) <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0078" n="66"/><fw place="top" type="header">Tägliche Bewegung der Erde.</fw><lb/> Vorausſetzung, von der täglichen Bewegung derſelben um ihre<lb/> Axe, als die einzig wahre anzuerkennen.</p><lb/> <p>Wenn aber das Vorhergehende nur von der Unzuläſſigkeit der<lb/> Ruhe der Erde zeugt, alſo gleichſam nur als ein negativer Be-<lb/> weis für die Bewegung derſelben anzunehmen iſt, ſo fehlt es uns<lb/> deſſenungeachtet auch nicht an unmittelbaren, poſitiven Beweiſen<lb/> derſelben, und dieſe ſind es, die wir hier noch näher betrachten<lb/> wollen.</p><lb/> <p>§. 20. (<hi rendition="#aq">V.</hi> Aus dem Falle der Körper von größten Höhen.)<lb/> Es iſt allgemein bekannt (§. 8. <hi rendition="#aq">I</hi>), daß alle Körper, wenn ſie<lb/> ihrer Unterſtützung beraubt werden, ſenkrecht auf die Oberfläche<lb/> der Erde, oder in der Richtung gegen den Mittelpunkt derſelben<lb/> herabfallen. Für geringe Höhen, z. B. fünfzig oder hundert Fuß,<lb/> iſt dieß auch in der That den Erfahrungen oder den darüber an-<lb/> geſtellten Beobachtungen vollkommen gemäß, wie es auch nach<lb/> den erſten Grundſätzen der Mechanik ſeyn muß, wenn die Erde<lb/> keine Rotation um ſich ſelbſt hat. Allein bei einer um ihre Axe<lb/> rotirenden Erde wird dieß nicht mehr der Fall ſeyn. In der<lb/> That hat man auch dieſe Beobachtungen, ſo lange man ſie nicht<lb/> mit der gehörigen Schärfe anſtellte, als einen direkten Einwurf<lb/><hi rendition="#g">gegen</hi> die Umdrehung der Erde angeſehen, und ſelbſt <hi rendition="#aq">Riccioli</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Tycho</hi> ließen ſich zu dem Irrthume verleiten. Sie meinten näm-<lb/> lich, daß ein z. B. von der Spitze eines Thurmes fallender Stein,<lb/> bei einer gegen Oſt rotirenden Erde, nicht mehr an dem Fuße<lb/> des Thurmes oder ſenkrecht unter ſeinem Abgangspunkte, ſondern<lb/> daß er weſtlich vom Thurme zur Erde fallen müßte, weil der<lb/> Thurm während des Falles des Steines durch die Bewegung der<lb/> Erde weiter gegen Oſt vorgerückt wäre. Da aber dieſes den bis-<lb/> her darüber angeſtellten Erfahrungen entgegen war, ſo hielt man<lb/> eben durch dieſe Erfahrungen die Umdrehung der Erde als voll-<lb/> kommen widerlegt. <hi rendition="#aq">Mersenne</hi> und <hi rendition="#aq">Montier</hi> ſtellten darüber eigene<lb/> Verſuche mit Kugeln an, welche ſie aus ſenkrecht in die Erde ge-<lb/> grabenen Kanonen in die Höhe ſteigen ließen. Allein Experimente<lb/> dieſer Art können keine Genauigkeit gewähren, da die Kugel nicht<lb/> in allen Punkten der Kanonenröhre gleich feſt anliegt. Auch ent-<lb/> ſprachen die Reſultate derſelben keineswegs den gehofften Erwar-<lb/> tungen, indem einige dieſer Kugeln weit ſüdweſtlich, die anderen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0078]
Tägliche Bewegung der Erde.
Vorausſetzung, von der täglichen Bewegung derſelben um ihre
Axe, als die einzig wahre anzuerkennen.
Wenn aber das Vorhergehende nur von der Unzuläſſigkeit der
Ruhe der Erde zeugt, alſo gleichſam nur als ein negativer Be-
weis für die Bewegung derſelben anzunehmen iſt, ſo fehlt es uns
deſſenungeachtet auch nicht an unmittelbaren, poſitiven Beweiſen
derſelben, und dieſe ſind es, die wir hier noch näher betrachten
wollen.
§. 20. (V. Aus dem Falle der Körper von größten Höhen.)
Es iſt allgemein bekannt (§. 8. I), daß alle Körper, wenn ſie
ihrer Unterſtützung beraubt werden, ſenkrecht auf die Oberfläche
der Erde, oder in der Richtung gegen den Mittelpunkt derſelben
herabfallen. Für geringe Höhen, z. B. fünfzig oder hundert Fuß,
iſt dieß auch in der That den Erfahrungen oder den darüber an-
geſtellten Beobachtungen vollkommen gemäß, wie es auch nach
den erſten Grundſätzen der Mechanik ſeyn muß, wenn die Erde
keine Rotation um ſich ſelbſt hat. Allein bei einer um ihre Axe
rotirenden Erde wird dieß nicht mehr der Fall ſeyn. In der
That hat man auch dieſe Beobachtungen, ſo lange man ſie nicht
mit der gehörigen Schärfe anſtellte, als einen direkten Einwurf
gegen die Umdrehung der Erde angeſehen, und ſelbſt Riccioli und
Tycho ließen ſich zu dem Irrthume verleiten. Sie meinten näm-
lich, daß ein z. B. von der Spitze eines Thurmes fallender Stein,
bei einer gegen Oſt rotirenden Erde, nicht mehr an dem Fuße
des Thurmes oder ſenkrecht unter ſeinem Abgangspunkte, ſondern
daß er weſtlich vom Thurme zur Erde fallen müßte, weil der
Thurm während des Falles des Steines durch die Bewegung der
Erde weiter gegen Oſt vorgerückt wäre. Da aber dieſes den bis-
her darüber angeſtellten Erfahrungen entgegen war, ſo hielt man
eben durch dieſe Erfahrungen die Umdrehung der Erde als voll-
kommen widerlegt. Mersenne und Montier ſtellten darüber eigene
Verſuche mit Kugeln an, welche ſie aus ſenkrecht in die Erde ge-
grabenen Kanonen in die Höhe ſteigen ließen. Allein Experimente
dieſer Art können keine Genauigkeit gewähren, da die Kugel nicht
in allen Punkten der Kanonenröhre gleich feſt anliegt. Auch ent-
ſprachen die Reſultate derſelben keineswegs den gehofften Erwar-
tungen, indem einige dieſer Kugeln weit ſüdweſtlich, die anderen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |