Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Tägliche Bewegung der Erde. noch weiter östlich an der Mündung niederfielen, und einige der-selben gar nicht mehr gefunden werden konnten. Erst Newton hatte von dieser Sache, wie von so vielen an- Die königliche Gesellschaft, welcher Newton's Schreiben vorgelegt 5 *
Tägliche Bewegung der Erde. noch weiter öſtlich an der Mündung niederfielen, und einige der-ſelben gar nicht mehr gefunden werden konnten. Erſt Newton hatte von dieſer Sache, wie von ſo vielen an- Die königliche Geſellſchaft, welcher Newton’s Schreiben vorgelegt 5 *
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0079" n="67"/><fw place="top" type="header">Tägliche Bewegung der Erde.</fw><lb/> noch weiter öſtlich an der Mündung niederfielen, und einige der-<lb/> ſelben gar nicht mehr gefunden werden konnten.</p><lb/> <p>Erſt <hi rendition="#aq">Newton</hi> hatte von dieſer Sache, wie von ſo vielen an-<lb/> deren, zuerſt die richtigen Begriffe aufgeſtellt, und ſelbſt dieſer<lb/> große Mann erkannte ſie, wenigſtens anfangs, nicht ganz in ih-<lb/> rem wahren Lichte. Es war am 28. November 1679, daß er an<lb/><hi rendition="#aq">Hooke,</hi> Secretär d. k. Societät der Wiſſenſchaften in London,<lb/> ſchrieb, daß er ein Mittel gefunden habe, die Umdrehung der Erde<lb/> durch unmittelbare Beobachtungen, deren man bisher entbehrt<lb/> hatte, zu beweiſen, und er ſchlug zu dieſem Zwecke die Beobach-<lb/> tungen des Falles kleiner und ſehr dichter Körper aus ſehr be-<lb/> trächtlichen Höhen, z. B. von der Spitze eines Thurmes, vor. Hat<lb/> die Erde, ſetzte er hinzu, keine Bewegung in ſich ſelbſt, ſo werden<lb/> jene Körper in einer ſenkrechten Linie zur Erde fallen. Hat ſie<lb/> aber, wie man bisher aus anderen Gründen mit Recht voraus-<lb/> ſetzte, eine Bewegung gegen Oſten, ſo muß der fallende Körper<lb/> am Ende ſeines Falles eine Abweichung von der ſenkrechten Linie,<lb/> und zwar gegen <hi rendition="#g">Oſten</hi> (nicht, wie man früher glaubte, gegen<lb/> Weſten) zeigen. Wenn nämlich die Erde ſich um ihre Axe dreht,<lb/> ſo müſſen auch alle zur Erde gehörigen Körper, alſo auch die<lb/> Luft, die ſie umgibt, und der Stein, den wir aus der Hand fal-<lb/> len laſſen, an dieſer Umdrehung der Erde Theil nehmen, ſo daß<lb/> alſo der Stein, während ſeines Falles, zugleich eben die Bewe-<lb/> gung nach Oſten haben wird, wie die Thurmſpitze, von welcher<lb/> er gefallen iſt. Dieſe Spitze hat aber eine <hi rendition="#g">ſchnellere</hi> Bewegung<lb/> nach Oſten, als der Fuß des Thurmes, weil ſie in größerer Ent-<lb/> fernung von dem Mittelpunkte der Erde iſt, alſo auch einen grö-<lb/> ßeren Kreis um denſelben beſchreibt, als der dem Mittelpunkte<lb/> nähere Fuß des Thurmes. Da alſo der Stein dieſe ſchnellere<lb/> Bewegung nach Oſten während ſeines Falles beibehält, ſo wird<lb/> er auch, wenn er die Erde erreicht, einen größeren Weg nach<lb/> Oſten zurückgelegt haben, als der Fuß des Thurmes, und daher<lb/> öſtlich von dieſem Fuße niederfallen.</p><lb/> <p>Die königliche Geſellſchaft, welcher <hi rendition="#aq">Newton’s</hi> Schreiben vorgelegt<lb/> wurde, ſetzte einen großen Werth auf die darin vorgetragenen Ideen<lb/> und trug ihrem Secretär auf, darüber unmittelbare Experimente an-<lb/> zuſtellen. <hi rendition="#aq">Hooke</hi> war nicht nur ein Mann von ausgezeichnetem<lb/> <fw place="bottom" type="sig">5 *</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0079]
Tägliche Bewegung der Erde.
noch weiter öſtlich an der Mündung niederfielen, und einige der-
ſelben gar nicht mehr gefunden werden konnten.
Erſt Newton hatte von dieſer Sache, wie von ſo vielen an-
deren, zuerſt die richtigen Begriffe aufgeſtellt, und ſelbſt dieſer
große Mann erkannte ſie, wenigſtens anfangs, nicht ganz in ih-
rem wahren Lichte. Es war am 28. November 1679, daß er an
Hooke, Secretär d. k. Societät der Wiſſenſchaften in London,
ſchrieb, daß er ein Mittel gefunden habe, die Umdrehung der Erde
durch unmittelbare Beobachtungen, deren man bisher entbehrt
hatte, zu beweiſen, und er ſchlug zu dieſem Zwecke die Beobach-
tungen des Falles kleiner und ſehr dichter Körper aus ſehr be-
trächtlichen Höhen, z. B. von der Spitze eines Thurmes, vor. Hat
die Erde, ſetzte er hinzu, keine Bewegung in ſich ſelbſt, ſo werden
jene Körper in einer ſenkrechten Linie zur Erde fallen. Hat ſie
aber, wie man bisher aus anderen Gründen mit Recht voraus-
ſetzte, eine Bewegung gegen Oſten, ſo muß der fallende Körper
am Ende ſeines Falles eine Abweichung von der ſenkrechten Linie,
und zwar gegen Oſten (nicht, wie man früher glaubte, gegen
Weſten) zeigen. Wenn nämlich die Erde ſich um ihre Axe dreht,
ſo müſſen auch alle zur Erde gehörigen Körper, alſo auch die
Luft, die ſie umgibt, und der Stein, den wir aus der Hand fal-
len laſſen, an dieſer Umdrehung der Erde Theil nehmen, ſo daß
alſo der Stein, während ſeines Falles, zugleich eben die Bewe-
gung nach Oſten haben wird, wie die Thurmſpitze, von welcher
er gefallen iſt. Dieſe Spitze hat aber eine ſchnellere Bewegung
nach Oſten, als der Fuß des Thurmes, weil ſie in größerer Ent-
fernung von dem Mittelpunkte der Erde iſt, alſo auch einen grö-
ßeren Kreis um denſelben beſchreibt, als der dem Mittelpunkte
nähere Fuß des Thurmes. Da alſo der Stein dieſe ſchnellere
Bewegung nach Oſten während ſeines Falles beibehält, ſo wird
er auch, wenn er die Erde erreicht, einen größeren Weg nach
Oſten zurückgelegt haben, als der Fuß des Thurmes, und daher
öſtlich von dieſem Fuße niederfallen.
Die königliche Geſellſchaft, welcher Newton’s Schreiben vorgelegt
wurde, ſetzte einen großen Werth auf die darin vorgetragenen Ideen
und trug ihrem Secretär auf, darüber unmittelbare Experimente an-
zuſtellen. Hooke war nicht nur ein Mann von ausgezeichnetem
5 *
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |