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Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 1. Mai 1915.

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Allgemeine Zeitung 1. Mai 1915.
[Spaltenumbruch]
Handel und Industrie
Bayerische Versicherungs-Bank.

Infolge der dem Kriegsausbruch vorangegangenen
unsicheren politischen und schlechten wirtschaftlichen Lage und
deren hemmenden Einflüsse auf alle geschäftliche Tätigkeit
war für die Bayerische Versicherungs-Bank der Uebergang
in den Kriegszustand weniger empfindlich. Zwar trat eine
weitere Verringerung des Neuzugangs ein, aber auch darin
zeigte sich in den späteren Kriegsmonaten eine Besserung.
Das bestehende Geschäft konnte im wesentlichen erhalten wer-
den, der Prämieneingang blieb nach vorübergehender
Stockung befriedigend und wo nötig, zeigte die Bank Ent-
gegenkommen. Abgesehen von den Kriegsschäden in der
Lebensversicherung hielt sich der Schadenanfall in den regel-
mäßigen Grenzen.

Die Vermögensanlage -- in den letzten Jahren vor-
wiegend Hypotheken- und Kommunaldarlehn -- hat sich wäh-
rend der Kriegsmonate bewährt; Zinsrückstände sind nur
in geringem Umfange vorhanden. Angelegt waren insge-
samt 114.42 Mill. Mark (+ 3.37 Mill. Mark), davon 67.01
Mill. Mark (66.55) in Hypotheken, 38.43 Mill. Mark (36.7)
in Kommunaldarlehn und 8.98 Mill. Mark (7.8) in Wert-
papieren. Die Zinseneinnahmen betrugen 5.41 Mill. Mark
(gegen 5.19 Mill. Mark), davon entfielen auf die Feuer- und
Einbruchdiebstahlversicherung 0.499 Mill. Mark (0.473),
Lebensversicherung 4.83 Mill. Mark (4.64) und auf die
Unfall- und Haftpflichtversicherung 0.085 Mill. Mark (0.083).
Die deutschen Wertpapiere sind zum Kurs vom 31. Dezember
1913 nach Abzug der schätzungsweise ermittelten Wertminde-
rungen, die ausländischen zum Kurs vom 31. Dezember 1914
aufgenommen. An der ersten Kriegsanleihe beteiligte sich
die Bank mit 1.5 Mill. Mark, an der zweiten mit 3 Mill.
Mark für eigene Rechnung. An den sonstigen durch den
Krieg geforderten Leistungen beteiligte sich die Bank in her-
vorragender Weise. Dem Fonds für Wohlfahrtszwecke wur-
den 158,815 Mark entnommen und wieder zugeführt.

Der Gesamtgewinn belief sich einschließlich Vortrag von
168,164 Mark auf 1,399,339 Mark (i. V. 1,642,539 Mark).
Seine Verwendung wurde von der Generalversammlung wie
folgt beschlossen: Dividende (wie i. V.) 875,000 Mark,
Tantiemen an Aufsichtsrat und Vorstand 89,375 Mark, an
die Feuerversicherung: a) zur Spezialreserve 40,000 Mark,
b) zum Fonds für außergewöhnliche Brandschäden 60,000
Mark, an die Einbruchdiebstahlversicherung: a) zur Spezial-
reserve 20,000 M, b) zum Fonds für außergewöhnliche Ein-
bruchdiebstahlschäden 40,000 Mark, an die Lebensversiche-
rung: zur Spezialreserve (zwecks Ergänzung auf 1,000,000
Mark) 10,000 Mark, an die Unfallversicherung: zur Spezial-
reserve 20,000 Mark, zum Fonds für Pensionen und Unter-
stützungen 60,000 Mark, für gemeinnützige Kriegszwecke
30,000 Mark und Vortrag auf neue Rechnung 154,964 Mark.

Zu den einzelnen Geschäftszweigen bemerkt der Jahres-
bericht, daß die Feuerversicherung, die von keiner
Schwankung im Wirtschaftsleben unberührt bleibt, am aller-
meisten von so gewaltigen Erschütterungen, wie der Krieg,
betroffen wird. Immerhin sei dies nicht in dem Maße ein-
getreten, wie man sich allenthalben vorgestellt hatte. Das Neu-
geschäft stockte zwar und fremde Verbindungen wurden durch
das feindliche Ausland gestört, aber eine Steigerung der
Brandschäden nach Zahl und Umfang blieb bis jetzt aus.
Die Einbruchdiebstahlversicherung litt unter
dem Kriege besonders wegen der verhältnismäßig kurzen Zeit
ihres Bestehens. In beiden Geschäftszweigen zusammen be-
trug der Gewinn 1,080,423 Mark (1,090,180 Mark). In der
Lebensversicherung hat sich der auf dem Wirtschafts-
leben lastende Druck besonders beim Neuzugang bemerkbar
gemacht. Andrerseits hat gerade die in dieser Versicherungs-
form liegende und in politisch schwerer Zeit besonders hervor-
tretende Sicherheit der Fürsorge ein teilweises Gegengewicht
geschaffen. Seit Kriegsbeginn ist der Rückgang naturgemäß
ein starker. Die Prämieneingänge erfolgten wider Erwarten
gut und die Rückstände sind gegenüber normalen Jahren
[Spaltenumbruch] kaum gewachsen; ebenso befriedigend war das Ergebnis der
Zinseingänge. Die Sterblichkeit verlief befriedigend; die der
Kriegsteilnehmer ist bisher hinter den anfänglichen Berech-
nungen zurückgeblieben. Wenn nicht unvorhergesehene Er-
eignisse eintreten, kann infolge der fürsorglichen Maßnahmen
der Bank eine volle Entschädigung für die Kriegssterbefälle
als gesichert angenommen werden. Der Ueberschuß aus der
Lebensversicherung mit 1,789,769 Mark wurde in voller
Höhe für die Deckung von Kriegsschäden zurückgestellt. -- In
der Unfall- und Haftpflichtversicherung hat
sich das Geschäft trotz scharfer Konkurrenz verhältnismäßig
zufriedenstellend weiter entwickelt, bis der Kriegsausbruch nach
verschiedenen Richtungen diese Entwicklung störte. In der
Haftpflichtversicherung mußten infolge Uebergangs zahlreiche
Versicherungsobjekte an die Heeresleitung oder infolge Ein-
rückens des Versicherungsnehmers vielfach Versicherungen auf-
gehoben werden oder Prämienregulierungen stattfinden. In
der Unfallversicherung wurden wegen der Kriegsklausel zahl-
reiche Versicherungen bis nach Beendigung der Kriegsdienst-
leistung außer Kraft gesetzt, wobei die Bank ihr größtmög-
liches Entgegenkommen zeigte. Trotz alledem war das Ge-
samtergebnis beider Geschäftszweige nicht wesentlich vom
vorjährigen abweichend. Der Bestand an Unfallversicherungen
ist mit 8737 um 286 niedriger als im Vorjahre, während
der an Haftpflichtversicherungen bei 32,822 um 599 gegen-
über dem Vorjahr gestiegen ist.

In der Generalversammlung wurden die beiden statuten-
gemäß aus dem Aufsichtsrate ausscheidenden Herren Geh.
Justizrat Albert Gänßler und Staatsminister Dr. Robert
Ritter v. Landmann, Exzellenz, wieder und an Stelle der
ausgeschiedenen Herren Reichsrat v. Auer, Exzellenz, und
Obersthofmeister Graf v. Seinsheim, Exzellenz, die
Herren Kommerzienrat Max Schwarz, Augsburg, und
Geh. Kommerzienrat Gabriel Sedlmayr, München, neu
gewählt.



Redaktions-Schluß 30. April.


Für die Redaktion verantwortlich: Alfred Frhr. v. Menst,
für den Inseratentetl: Hugo Waßmann, beide in München.

Verlag: Verlag der "Allgemeinen Zeitung", G. m. b. H., München.
Druck: Bayerische Druckerei & Verlagsanstalt, G. m. b. H., München.


Nachdruck unserer Artikel, deren gesamtes Verlagsrecht wir von den Ver-
fassern erwerben, ist nur auszugsweise und nur bei genauer Quellenangabe
Wochenschrift "Allgemeine Zeitung" (München) gestattet. Für unverlangt
eingesandte Manuskripte und Bücher wird keine Gewähr geleistet.


Vermischtes.

* Der Verein Zoologischer Garten München e. V. ersucht uns
um Bekanntgabe nachstehenden Aufrufes:

Die Kriegszeit hat den Verein Zoologischer Garten und seine
Schöpfung, den Tierpark Hellabrunn, in eine schwierige Lage ge-
bracht. Die Einnahmen sind geringer geworden, die Ausgaben
haben sich trotz aller Sparsamkeit durch das kurz vor Kriegsaus-
bruch geschaffene schöne Dickhäuterhaus erhöht. Der Garten kann
die Betriebskosten nicht mehr wie in Friedenszeiten aus laufenden
Mitteln decken. Die Opfer, welche die Mitglieder unseres gemein-
nützigen Vereins auf sich nehmen, reichen nicht aus, das Fehlende
zu decken. Wir müssen uns daher an die Allgemeinheit wenden.
An euch, ihr lieben Münchener insgesamt, ist es, das Euere bei-
zutragen, um den Tierpark Hellabrunn, den wohl jeder Besucher
liebgewonnen hat, zu erhalten und ihm über die schwierige Zeit
hinwegzuhelfen. Ihr werdet nicht haben wollen, daß eine mit so
großen Opfern erworbene und fortgeführte Belehrungs- und Er-
holungsstätte wieder verschwinden soll. Darum helft uns und gebt
uns! Jede, auch die kleinste Spende wird dankbar angenommen.

Wir wünschen dem Aufruf den besten Erfolg, denn es wäre
wirklich sehr zu bedauern, wenn der Zoologische Garten aus Mangel
an Unterstützung eingehen müßte.



[irrelevantes Material]
Allgemeine Zeitung 1. Mai 1915.
[Spaltenumbruch]
Handel und Induſtrie
Bayeriſche Verſicherungs-Bank.

Infolge der dem Kriegsausbruch vorangegangenen
unſicheren politiſchen und ſchlechten wirtſchaftlichen Lage und
deren hemmenden Einflüſſe auf alle geſchäftliche Tätigkeit
war für die Bayeriſche Verſicherungs-Bank der Uebergang
in den Kriegszuſtand weniger empfindlich. Zwar trat eine
weitere Verringerung des Neuzugangs ein, aber auch darin
zeigte ſich in den ſpäteren Kriegsmonaten eine Beſſerung.
Das beſtehende Geſchäft konnte im weſentlichen erhalten wer-
den, der Prämieneingang blieb nach vorübergehender
Stockung befriedigend und wo nötig, zeigte die Bank Ent-
gegenkommen. Abgeſehen von den Kriegsſchäden in der
Lebensverſicherung hielt ſich der Schadenanfall in den regel-
mäßigen Grenzen.

Die Vermögensanlage — in den letzten Jahren vor-
wiegend Hypotheken- und Kommunaldarlehn — hat ſich wäh-
rend der Kriegsmonate bewährt; Zinsrückſtände ſind nur
in geringem Umfange vorhanden. Angelegt waren insge-
ſamt 114.42 Mill. Mark (+ 3.37 Mill. Mark), davon 67.01
Mill. Mark (66.55) in Hypotheken, 38.43 Mill. Mark (36.7)
in Kommunaldarlehn und 8.98 Mill. Mark (7.8) in Wert-
papieren. Die Zinſeneinnahmen betrugen 5.41 Mill. Mark
(gegen 5.19 Mill. Mark), davon entfielen auf die Feuer- und
Einbruchdiebſtahlverſicherung 0.499 Mill. Mark (0.473),
Lebensverſicherung 4.83 Mill. Mark (4.64) und auf die
Unfall- und Haftpflichtverſicherung 0.085 Mill. Mark (0.083).
Die deutſchen Wertpapiere ſind zum Kurs vom 31. Dezember
1913 nach Abzug der ſchätzungsweiſe ermittelten Wertminde-
rungen, die ausländiſchen zum Kurs vom 31. Dezember 1914
aufgenommen. An der erſten Kriegsanleihe beteiligte ſich
die Bank mit 1.5 Mill. Mark, an der zweiten mit 3 Mill.
Mark für eigene Rechnung. An den ſonſtigen durch den
Krieg geforderten Leiſtungen beteiligte ſich die Bank in her-
vorragender Weiſe. Dem Fonds für Wohlfahrtszwecke wur-
den 158,815 Mark entnommen und wieder zugeführt.

Der Geſamtgewinn belief ſich einſchließlich Vortrag von
168,164 Mark auf 1,399,339 Mark (i. V. 1,642,539 Mark).
Seine Verwendung wurde von der Generalverſammlung wie
folgt beſchloſſen: Dividende (wie i. V.) 875,000 Mark,
Tantiemen an Aufſichtsrat und Vorſtand 89,375 Mark, an
die Feuerverſicherung: a) zur Spezialreſerve 40,000 Mark,
b) zum Fonds für außergewöhnliche Brandſchäden 60,000
Mark, an die Einbruchdiebſtahlverſicherung: a) zur Spezial-
reſerve 20,000 M, b) zum Fonds für außergewöhnliche Ein-
bruchdiebſtahlſchäden 40,000 Mark, an die Lebensverſiche-
rung: zur Spezialreſerve (zwecks Ergänzung auf 1,000,000
Mark) 10,000 Mark, an die Unfallverſicherung: zur Spezial-
reſerve 20,000 Mark, zum Fonds für Penſionen und Unter-
ſtützungen 60,000 Mark, für gemeinnützige Kriegszwecke
30,000 Mark und Vortrag auf neue Rechnung 154,964 Mark.

Zu den einzelnen Geſchäftszweigen bemerkt der Jahres-
bericht, daß die Feuerverſicherung, die von keiner
Schwankung im Wirtſchaftsleben unberührt bleibt, am aller-
meiſten von ſo gewaltigen Erſchütterungen, wie der Krieg,
betroffen wird. Immerhin ſei dies nicht in dem Maße ein-
getreten, wie man ſich allenthalben vorgeſtellt hatte. Das Neu-
geſchäft ſtockte zwar und fremde Verbindungen wurden durch
das feindliche Ausland geſtört, aber eine Steigerung der
Brandſchäden nach Zahl und Umfang blieb bis jetzt aus.
Die Einbruchdiebſtahlverſicherung litt unter
dem Kriege beſonders wegen der verhältnismäßig kurzen Zeit
ihres Beſtehens. In beiden Geſchäftszweigen zuſammen be-
trug der Gewinn 1,080,423 Mark (1,090,180 Mark). In der
Lebensverſicherung hat ſich der auf dem Wirtſchafts-
leben laſtende Druck beſonders beim Neuzugang bemerkbar
gemacht. Andrerſeits hat gerade die in dieſer Verſicherungs-
form liegende und in politiſch ſchwerer Zeit beſonders hervor-
tretende Sicherheit der Fürſorge ein teilweiſes Gegengewicht
geſchaffen. Seit Kriegsbeginn iſt der Rückgang naturgemäß
ein ſtarker. Die Prämieneingänge erfolgten wider Erwarten
gut und die Rückſtände ſind gegenüber normalen Jahren
[Spaltenumbruch] kaum gewachſen; ebenſo befriedigend war das Ergebnis der
Zinseingänge. Die Sterblichkeit verlief befriedigend; die der
Kriegsteilnehmer iſt bisher hinter den anfänglichen Berech-
nungen zurückgeblieben. Wenn nicht unvorhergeſehene Er-
eigniſſe eintreten, kann infolge der fürſorglichen Maßnahmen
der Bank eine volle Entſchädigung für die Kriegsſterbefälle
als geſichert angenommen werden. Der Ueberſchuß aus der
Lebensverſicherung mit 1,789,769 Mark wurde in voller
Höhe für die Deckung von Kriegsſchäden zurückgeſtellt. — In
der Unfall- und Haftpflichtverſicherung hat
ſich das Geſchäft trotz ſcharfer Konkurrenz verhältnismäßig
zufriedenſtellend weiter entwickelt, bis der Kriegsausbruch nach
verſchiedenen Richtungen dieſe Entwicklung ſtörte. In der
Haftpflichtverſicherung mußten infolge Uebergangs zahlreiche
Verſicherungsobjekte an die Heeresleitung oder infolge Ein-
rückens des Verſicherungsnehmers vielfach Verſicherungen auf-
gehoben werden oder Prämienregulierungen ſtattfinden. In
der Unfallverſicherung wurden wegen der Kriegsklauſel zahl-
reiche Verſicherungen bis nach Beendigung der Kriegsdienſt-
leiſtung außer Kraft geſetzt, wobei die Bank ihr größtmög-
liches Entgegenkommen zeigte. Trotz alledem war das Ge-
ſamtergebnis beider Geſchäftszweige nicht weſentlich vom
vorjährigen abweichend. Der Beſtand an Unfallverſicherungen
iſt mit 8737 um 286 niedriger als im Vorjahre, während
der an Haftpflichtverſicherungen bei 32,822 um 599 gegen-
über dem Vorjahr geſtiegen iſt.

In der Generalverſammlung wurden die beiden ſtatuten-
gemäß aus dem Aufſichtsrate ausſcheidenden Herren Geh.
Juſtizrat Albert Gänßler und Staatsminiſter Dr. Robert
Ritter v. Landmann, Exzellenz, wieder und an Stelle der
ausgeſchiedenen Herren Reichsrat v. Auer, Exzellenz, und
Oberſthofmeiſter Graf v. Seinsheim, Exzellenz, die
Herren Kommerzienrat Max Schwarz, Augsburg, und
Geh. Kommerzienrat Gabriel Sedlmayr, München, neu
gewählt.



Redaktions-Schluß 30. April.


Für die Redaktion verantwortlich: Alfred Frhr. v. Menſt,
für den Inſeratentetl: Hugo Waßmann, beide in München.

Verlag: Verlag der „Allgemeinen Zeitung“, G. m. b. H., München.
Druck: Bayeriſche Druckerei & Verlagsanſtalt, G. m. b. H., München.


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faſſern erwerben, iſt nur auszugsweiſe und nur bei genauer Quellenangabe
Wochenſchrift „Allgemeine Zeitung“ (München) geſtattet. Für unverlangt
eingeſandte Manuſkripte und Bücher wird keine Gewähr geleiſtet.


Vermiſchtes.

* Der Verein Zoologiſcher Garten München e. V. erſucht uns
um Bekanntgabe nachſtehenden Aufrufes:

Die Kriegszeit hat den Verein Zoologiſcher Garten und ſeine
Schöpfung, den Tierpark Hellabrunn, in eine ſchwierige Lage ge-
bracht. Die Einnahmen ſind geringer geworden, die Ausgaben
haben ſich trotz aller Sparſamkeit durch das kurz vor Kriegsaus-
bruch geſchaffene ſchöne Dickhäuterhaus erhöht. Der Garten kann
die Betriebskoſten nicht mehr wie in Friedenszeiten aus laufenden
Mitteln decken. Die Opfer, welche die Mitglieder unſeres gemein-
nützigen Vereins auf ſich nehmen, reichen nicht aus, das Fehlende
zu decken. Wir müſſen uns daher an die Allgemeinheit wenden.
An euch, ihr lieben Münchener insgeſamt, iſt es, das Euere bei-
zutragen, um den Tierpark Hellabrunn, den wohl jeder Beſucher
liebgewonnen hat, zu erhalten und ihm über die ſchwierige Zeit
hinwegzuhelfen. Ihr werdet nicht haben wollen, daß eine mit ſo
großen Opfern erworbene und fortgeführte Belehrungs- und Er-
holungsſtätte wieder verſchwinden ſoll. Darum helft uns und gebt
uns! Jede, auch die kleinſte Spende wird dankbar angenommen.

Wir wünſchen dem Aufruf den beſten Erfolg, denn es wäre
wirklich ſehr zu bedauern, wenn der Zoologiſche Garten aus Mangel
an Unterſtützung eingehen müßte.



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[Seite 274.[274]/0012] Allgemeine Zeitung 1. Mai 1915. Handel und Induſtrie Bayeriſche Verſicherungs-Bank. Infolge der dem Kriegsausbruch vorangegangenen unſicheren politiſchen und ſchlechten wirtſchaftlichen Lage und deren hemmenden Einflüſſe auf alle geſchäftliche Tätigkeit war für die Bayeriſche Verſicherungs-Bank der Uebergang in den Kriegszuſtand weniger empfindlich. Zwar trat eine weitere Verringerung des Neuzugangs ein, aber auch darin zeigte ſich in den ſpäteren Kriegsmonaten eine Beſſerung. Das beſtehende Geſchäft konnte im weſentlichen erhalten wer- den, der Prämieneingang blieb nach vorübergehender Stockung befriedigend und wo nötig, zeigte die Bank Ent- gegenkommen. Abgeſehen von den Kriegsſchäden in der Lebensverſicherung hielt ſich der Schadenanfall in den regel- mäßigen Grenzen. Die Vermögensanlage — in den letzten Jahren vor- wiegend Hypotheken- und Kommunaldarlehn — hat ſich wäh- rend der Kriegsmonate bewährt; Zinsrückſtände ſind nur in geringem Umfange vorhanden. Angelegt waren insge- ſamt 114.42 Mill. Mark (+ 3.37 Mill. Mark), davon 67.01 Mill. Mark (66.55) in Hypotheken, 38.43 Mill. Mark (36.7) in Kommunaldarlehn und 8.98 Mill. Mark (7.8) in Wert- papieren. Die Zinſeneinnahmen betrugen 5.41 Mill. Mark (gegen 5.19 Mill. Mark), davon entfielen auf die Feuer- und Einbruchdiebſtahlverſicherung 0.499 Mill. Mark (0.473), Lebensverſicherung 4.83 Mill. Mark (4.64) und auf die Unfall- und Haftpflichtverſicherung 0.085 Mill. Mark (0.083). Die deutſchen Wertpapiere ſind zum Kurs vom 31. Dezember 1913 nach Abzug der ſchätzungsweiſe ermittelten Wertminde- rungen, die ausländiſchen zum Kurs vom 31. Dezember 1914 aufgenommen. An der erſten Kriegsanleihe beteiligte ſich die Bank mit 1.5 Mill. Mark, an der zweiten mit 3 Mill. Mark für eigene Rechnung. An den ſonſtigen durch den Krieg geforderten Leiſtungen beteiligte ſich die Bank in her- vorragender Weiſe. Dem Fonds für Wohlfahrtszwecke wur- den 158,815 Mark entnommen und wieder zugeführt. Der Geſamtgewinn belief ſich einſchließlich Vortrag von 168,164 Mark auf 1,399,339 Mark (i. V. 1,642,539 Mark). Seine Verwendung wurde von der Generalverſammlung wie folgt beſchloſſen: Dividende (wie i. V.) 875,000 Mark, Tantiemen an Aufſichtsrat und Vorſtand 89,375 Mark, an die Feuerverſicherung: a) zur Spezialreſerve 40,000 Mark, b) zum Fonds für außergewöhnliche Brandſchäden 60,000 Mark, an die Einbruchdiebſtahlverſicherung: a) zur Spezial- reſerve 20,000 M, b) zum Fonds für außergewöhnliche Ein- bruchdiebſtahlſchäden 40,000 Mark, an die Lebensverſiche- rung: zur Spezialreſerve (zwecks Ergänzung auf 1,000,000 Mark) 10,000 Mark, an die Unfallverſicherung: zur Spezial- reſerve 20,000 Mark, zum Fonds für Penſionen und Unter- ſtützungen 60,000 Mark, für gemeinnützige Kriegszwecke 30,000 Mark und Vortrag auf neue Rechnung 154,964 Mark. Zu den einzelnen Geſchäftszweigen bemerkt der Jahres- bericht, daß die Feuerverſicherung, die von keiner Schwankung im Wirtſchaftsleben unberührt bleibt, am aller- meiſten von ſo gewaltigen Erſchütterungen, wie der Krieg, betroffen wird. Immerhin ſei dies nicht in dem Maße ein- getreten, wie man ſich allenthalben vorgeſtellt hatte. Das Neu- geſchäft ſtockte zwar und fremde Verbindungen wurden durch das feindliche Ausland geſtört, aber eine Steigerung der Brandſchäden nach Zahl und Umfang blieb bis jetzt aus. Die Einbruchdiebſtahlverſicherung litt unter dem Kriege beſonders wegen der verhältnismäßig kurzen Zeit ihres Beſtehens. In beiden Geſchäftszweigen zuſammen be- trug der Gewinn 1,080,423 Mark (1,090,180 Mark). In der Lebensverſicherung hat ſich der auf dem Wirtſchafts- leben laſtende Druck beſonders beim Neuzugang bemerkbar gemacht. Andrerſeits hat gerade die in dieſer Verſicherungs- form liegende und in politiſch ſchwerer Zeit beſonders hervor- tretende Sicherheit der Fürſorge ein teilweiſes Gegengewicht geſchaffen. Seit Kriegsbeginn iſt der Rückgang naturgemäß ein ſtarker. Die Prämieneingänge erfolgten wider Erwarten gut und die Rückſtände ſind gegenüber normalen Jahren kaum gewachſen; ebenſo befriedigend war das Ergebnis der Zinseingänge. Die Sterblichkeit verlief befriedigend; die der Kriegsteilnehmer iſt bisher hinter den anfänglichen Berech- nungen zurückgeblieben. Wenn nicht unvorhergeſehene Er- eigniſſe eintreten, kann infolge der fürſorglichen Maßnahmen der Bank eine volle Entſchädigung für die Kriegsſterbefälle als geſichert angenommen werden. Der Ueberſchuß aus der Lebensverſicherung mit 1,789,769 Mark wurde in voller Höhe für die Deckung von Kriegsſchäden zurückgeſtellt. — In der Unfall- und Haftpflichtverſicherung hat ſich das Geſchäft trotz ſcharfer Konkurrenz verhältnismäßig zufriedenſtellend weiter entwickelt, bis der Kriegsausbruch nach verſchiedenen Richtungen dieſe Entwicklung ſtörte. In der Haftpflichtverſicherung mußten infolge Uebergangs zahlreiche Verſicherungsobjekte an die Heeresleitung oder infolge Ein- rückens des Verſicherungsnehmers vielfach Verſicherungen auf- gehoben werden oder Prämienregulierungen ſtattfinden. In der Unfallverſicherung wurden wegen der Kriegsklauſel zahl- reiche Verſicherungen bis nach Beendigung der Kriegsdienſt- leiſtung außer Kraft geſetzt, wobei die Bank ihr größtmög- liches Entgegenkommen zeigte. Trotz alledem war das Ge- ſamtergebnis beider Geſchäftszweige nicht weſentlich vom vorjährigen abweichend. Der Beſtand an Unfallverſicherungen iſt mit 8737 um 286 niedriger als im Vorjahre, während der an Haftpflichtverſicherungen bei 32,822 um 599 gegen- über dem Vorjahr geſtiegen iſt. In der Generalverſammlung wurden die beiden ſtatuten- gemäß aus dem Aufſichtsrate ausſcheidenden Herren Geh. Juſtizrat Albert Gänßler und Staatsminiſter Dr. Robert Ritter v. Landmann, Exzellenz, wieder und an Stelle der ausgeſchiedenen Herren Reichsrat v. Auer, Exzellenz, und Oberſthofmeiſter Graf v. Seinsheim, Exzellenz, die Herren Kommerzienrat Max Schwarz, Augsburg, und Geh. Kommerzienrat Gabriel Sedlmayr, München, neu gewählt. Redaktions-Schluß 30. April. Für die Redaktion verantwortlich: Alfred Frhr. v. Menſt, für den Inſeratentetl: Hugo Waßmann, beide in München. Verlag: Verlag der „Allgemeinen Zeitung“, G. m. b. H., München. Druck: Bayeriſche Druckerei & Verlagsanſtalt, G. m. b. H., München. Nachdruck unſerer Artikel, deren geſamtes Verlagsrecht wir von den Ver- faſſern erwerben, iſt nur auszugsweiſe und nur bei genauer Quellenangabe Wochenſchrift „Allgemeine Zeitung“ (München) geſtattet. Für unverlangt eingeſandte Manuſkripte und Bücher wird keine Gewähr geleiſtet. Vermiſchtes. * Der Verein Zoologiſcher Garten München e. V. erſucht uns um Bekanntgabe nachſtehenden Aufrufes: Die Kriegszeit hat den Verein Zoologiſcher Garten und ſeine Schöpfung, den Tierpark Hellabrunn, in eine ſchwierige Lage ge- bracht. Die Einnahmen ſind geringer geworden, die Ausgaben haben ſich trotz aller Sparſamkeit durch das kurz vor Kriegsaus- bruch geſchaffene ſchöne Dickhäuterhaus erhöht. Der Garten kann die Betriebskoſten nicht mehr wie in Friedenszeiten aus laufenden Mitteln decken. Die Opfer, welche die Mitglieder unſeres gemein- nützigen Vereins auf ſich nehmen, reichen nicht aus, das Fehlende zu decken. Wir müſſen uns daher an die Allgemeinheit wenden. An euch, ihr lieben Münchener insgeſamt, iſt es, das Euere bei- zutragen, um den Tierpark Hellabrunn, den wohl jeder Beſucher liebgewonnen hat, zu erhalten und ihm über die ſchwierige Zeit hinwegzuhelfen. Ihr werdet nicht haben wollen, daß eine mit ſo großen Opfern erworbene und fortgeführte Belehrungs- und Er- holungsſtätte wieder verſchwinden ſoll. Darum helft uns und gebt uns! Jede, auch die kleinſte Spende wird dankbar angenommen. Wir wünſchen dem Aufruf den beſten Erfolg, denn es wäre wirklich ſehr zu bedauern, wenn der Zoologiſche Garten aus Mangel an Unterſtützung eingehen müßte. _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-04-24T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 1. Mai 1915, S. Seite 274.[274]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine18_1915/12>, abgerufen am 01.11.2024.