Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857."Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!" Ich wußte damals nicht, was das heißen sollte; -- Hier traten der alten Frau die Thränen in die -- "Gut. Von nun ab bekümmerte sich mein alter "Das ist die rechte Sorte!" rief er immer, sich die Französisch hatt' er etwas von der Wanderschaft mit- „Ruhe iſt die erſte Bürgerpflicht!“ Ich wußte damals nicht, was das heißen ſollte; — Hier traten der alten Frau die Thränen in die — „Gut. Von nun ab bekümmerte ſich mein alter „Das iſt die rechte Sorte!“ rief er immer, ſich die Franzöſiſch hatt’ er etwas von der Wanderſchaft mit- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0152" n="142"/><hi rendition="#c">„Ruhe iſt die erſte Bürgerpflicht!“</hi><lb/> oder ſo was, — ich hab’s vergeſſen — klappte ſeinen<lb/> Pfeifendeckel zu, drehte ſich langſam um und ging in’s<lb/> Haus zurück. Meine beiden Jungen brachte er mit,<lb/> worüber ich ſeelenfroh war. „Da Mutter,“ ſagte er,<lb/> als er ſie in die Thüre ſchob. „Heb’ ſie mir auf,“<lb/> ſagte er, „wir brauchen ſie einſtmal!“</p><lb/> <p>Ich wußte damals nicht, was das heißen ſollte; —<lb/> ſpäter erfuhr ich’s!“ —</p><lb/> <p>Hier traten der alten Frau die Thränen in die<lb/> Augen und ihr Spinnrad hörte auf zu ſchnurren. Es<lb/> herrſchte eine leiſe Stille im Zimmer. —</p><lb/> <p>— „Gut. Von nun ab bekümmerte ſich mein alter<lb/> Seliger um nichts mehr draußen, ſondern ging wieder<lb/> zu ſeinen Sägebock und ſägte weiter, bis die Einquar-<lb/> tirung kam. Herr meines Lebens; da hättet Ihr den<lb/> Mann ſehen ſollen! das ganze Haus kam in Aufruhr;<lb/> das Beſte, was Küch’ und Keller hielt, ward aufgetiſcht<lb/> und je mehr die kleinen, gelben Kerle ſchwadronirten<lb/> und ſakermentirten, deſto fröhlicher wurde mein Alter.</p><lb/> <p>„Das iſt die rechte Sorte!“ rief er immer, ſich die<lb/> Hände reibend. „Solche mußten’s ſein! Wenn nur<lb/> genug von ihnen da ſind?!“ —</p><lb/> <p>Franzöſiſch hatt’ er etwas von der Wanderſchaft mit-<lb/> gebracht und ſo waren ſie bald die beſten Freunde mit-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [142/0152]
„Ruhe iſt die erſte Bürgerpflicht!“
oder ſo was, — ich hab’s vergeſſen — klappte ſeinen
Pfeifendeckel zu, drehte ſich langſam um und ging in’s
Haus zurück. Meine beiden Jungen brachte er mit,
worüber ich ſeelenfroh war. „Da Mutter,“ ſagte er,
als er ſie in die Thüre ſchob. „Heb’ ſie mir auf,“
ſagte er, „wir brauchen ſie einſtmal!“
Ich wußte damals nicht, was das heißen ſollte; —
ſpäter erfuhr ich’s!“ —
Hier traten der alten Frau die Thränen in die
Augen und ihr Spinnrad hörte auf zu ſchnurren. Es
herrſchte eine leiſe Stille im Zimmer. —
— „Gut. Von nun ab bekümmerte ſich mein alter
Seliger um nichts mehr draußen, ſondern ging wieder
zu ſeinen Sägebock und ſägte weiter, bis die Einquar-
tirung kam. Herr meines Lebens; da hättet Ihr den
Mann ſehen ſollen! das ganze Haus kam in Aufruhr;
das Beſte, was Küch’ und Keller hielt, ward aufgetiſcht
und je mehr die kleinen, gelben Kerle ſchwadronirten
und ſakermentirten, deſto fröhlicher wurde mein Alter.
„Das iſt die rechte Sorte!“ rief er immer, ſich die
Hände reibend. „Solche mußten’s ſein! Wenn nur
genug von ihnen da ſind?!“ —
Franzöſiſch hatt’ er etwas von der Wanderſchaft mit-
gebracht und ſo waren ſie bald die beſten Freunde mit-
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