Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.einander und auf Du und Du, daß die Nachbarn ordent- Der Deutschfranzos stieß mit den Andern den Kopf "Immer bleiben wir da!" sagt der Deutschfranzos. "Woui!" schrieen die Andern und hielten sich die "Ne," sagt mein Alter, "immer nicht. Ihr seid einander und auf Du und Du, daß die Nachbarn ordent- Der Deutſchfranzos ſtieß mit den Andern den Kopf „Immer bleiben wir da!“ ſagt der Deutſchfranzos. „Woui!“ ſchrieen die Andern und hielten ſich die „Ne,“ ſagt mein Alter, „immer nicht. Ihr ſeid <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0153" n="143"/> einander und auf Du und Du, daß die Nachbarn ordent-<lb/> lich die Naſen rümpften. Die aber gingen zu allen<lb/> Depentaſchonen und illuminirten und bekränzten ihre Häu-<lb/> ſer und ſo, — das that aber mein Gottfried nicht und<lb/> wenn er Einen vom Rath der Stadt ſah, zog er jedes-<lb/> mal richtig die Zipfelmütze herunter über die Ohren.<lb/> Gut, da war ein Franzos zwiſchen den Andern, der<lb/> war von daher, wo ſie halb Deutſch, halb Franzöſch’<lb/> ſprechen, den konnt’ ich auch verſtehen, und es war ſo<lb/> gut, als wenn ich Franzöſch’ gekonnt hätte. Was ge-<lb/> ſchieht? Eines Abends ſitzen ſie alle zuſammen und mein<lb/> Alter mitten drinnen und kauderwelſchten, daß Einem<lb/> Hören und Sehen verging, und ſaß ich im Winkel und<lb/> ſtrickte und die Jungen ſpielten im Winkel. Spricht mein<lb/> Alter auf einmal zu dem Deutſchfranzos: „Nun ſagt<lb/> mal Kamerad, wie lange denkt Ihr denn eigentlich noch<lb/> in Deutſchland zu bleiben?“</p><lb/> <p>Der Deutſchfranzos ſtieß mit den Andern den Kopf<lb/> zuſammen, und ſie ſchnatterten was in ihrer Sprache.<lb/> Dann lachten ſie aus vollem Halſe.</p><lb/> <p>„Immer bleiben wir da!“ ſagt der Deutſchfranzos.<lb/> „Wir ſein einmal da; wir gehen nit raus wieder!“ —</p><lb/> <p>„Woui!“ ſchrieen die Andern und hielten ſich die<lb/> Bäuche. „Nit raus! nit raus!“ —</p><lb/> <p>„Ne,“ ſagt mein Alter, „immer nicht. Ihr ſeid<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0153]
einander und auf Du und Du, daß die Nachbarn ordent-
lich die Naſen rümpften. Die aber gingen zu allen
Depentaſchonen und illuminirten und bekränzten ihre Häu-
ſer und ſo, — das that aber mein Gottfried nicht und
wenn er Einen vom Rath der Stadt ſah, zog er jedes-
mal richtig die Zipfelmütze herunter über die Ohren.
Gut, da war ein Franzos zwiſchen den Andern, der
war von daher, wo ſie halb Deutſch, halb Franzöſch’
ſprechen, den konnt’ ich auch verſtehen, und es war ſo
gut, als wenn ich Franzöſch’ gekonnt hätte. Was ge-
ſchieht? Eines Abends ſitzen ſie alle zuſammen und mein
Alter mitten drinnen und kauderwelſchten, daß Einem
Hören und Sehen verging, und ſaß ich im Winkel und
ſtrickte und die Jungen ſpielten im Winkel. Spricht mein
Alter auf einmal zu dem Deutſchfranzos: „Nun ſagt
mal Kamerad, wie lange denkt Ihr denn eigentlich noch
in Deutſchland zu bleiben?“
Der Deutſchfranzos ſtieß mit den Andern den Kopf
zuſammen, und ſie ſchnatterten was in ihrer Sprache.
Dann lachten ſie aus vollem Halſe.
„Immer bleiben wir da!“ ſagt der Deutſchfranzos.
„Wir ſein einmal da; wir gehen nit raus wieder!“ —
„Woui!“ ſchrieen die Andern und hielten ſich die
Bäuche. „Nit raus! nit raus!“ —
„Ne,“ ſagt mein Alter, „immer nicht. Ihr ſeid
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