Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Untersuchung/ derer von super-klugen Schuld haben. Daß es aber nicht wahr sey/könte ich leicht mit dem Beckern erweisen/ als welche mehrmahls ihre Stube zu der Zeit aus- kehren/ da ihre Tröge voll Teig stehen. Wenn die Weiber ja nur sprächen/ es wäre nicht gut/ wenn man auskehrete/ wo Teig im Troge stün- de/ so wäre es noch eine Sache/ die man vertre- ten könte/ wenn man spräche: Das Kehrig stü- bete in Teig. (Wiewohl der Teig von reinlichen Leuten stets zugedeckt seyn soll.) Da sie aber sa- gen/ man kehrete ein Brod mit hinaus/ da ist die Thorheit etwas gar zu handgreifflich gewiesen/ und kömmt im Superlativo alber heraus. Das 34. Capitel. Einen Eßig-Krug soll man nicht auff MAnch böse Weib (denn es müssen böse als/
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen Schuld haben. Daß es aber nicht wahr ſey/koͤnte ich leicht mit dem Beckern erweiſen/ als welche mehrmahls ihre Stube zu der Zeit aus- kehren/ da ihre Troͤge voll Teig ſtehen. Wenn die Weiber ja nur ſpraͤchen/ es waͤre nicht gut/ wenn man auskehrete/ wo Teig im Troge ſtuͤn- de/ ſo waͤre es noch eine Sache/ die man vertre- ten koͤnte/ wenn man ſpraͤche: Das Kehrig ſtuͤ- bete in Teig. (Wiewohl der Teig von reinlichen Leuten ſtets zugedeckt ſeyn ſoll.) Da ſie aber ſa- gen/ man kehrete ein Brod mit hinaus/ da iſt die Thorheit etwas gar zu handgreifflich gewieſen/ und koͤmmt im Superlativo alber heraus. Das 34. Capitel. Einen Eßig-Krug ſoll man nicht auff MAnch boͤſe Weib (denn es muͤſſen boͤſe als/
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Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
Schuld haben. Daß es aber nicht wahr ſey/
koͤnte ich leicht mit dem Beckern erweiſen/ als
welche mehrmahls ihre Stube zu der Zeit aus-
kehren/ da ihre Troͤge voll Teig ſtehen. Wenn
die Weiber ja nur ſpraͤchen/ es waͤre nicht gut/
wenn man auskehrete/ wo Teig im Troge ſtuͤn-
de/ ſo waͤre es noch eine Sache/ die man vertre-
ten koͤnte/ wenn man ſpraͤche: Das Kehrig ſtuͤ-
bete in Teig. (Wiewohl der Teig von reinlichen
Leuten ſtets zugedeckt ſeyn ſoll.) Da ſie aber ſa-
gen/ man kehrete ein Brod mit hinaus/ da iſt die
Thorheit etwas gar zu handgreifflich gewieſen/
und koͤmmt im Superlativo alber heraus.
Das 34. Capitel.
Einen Eßig-Krug ſoll man nicht auff
den Tiſch ſetzen/ denn es verdirbt der
Eßig davon.
MAnch boͤſe Weib (denn es muͤſſen boͤſe
Weiber ſeyn/ die den Eßig anſetzen und
fuͤllen/ wenn er ſoll fein ſauer werden)
naͤhme nicht viel/ und ſetzte ihren Krug/ darin-
nen ſie Eßig auffgeſtellet/ auff einen Tiſch/ in Be-
ſorgung/ der Eßig verderbe davon. Nun moͤch-
te ich zwar gerne gruͤndliche rationes hieruͤber
hoͤren/ warum hiervon der Eßig umſchlagen ſol-
te? Ich habe zwar noch biß dato keine andere
Nachricht von denen Weibern erhalten koͤnnen/
als/
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