Felsen zu, fanden auch, daß allhie weit bequemli- cher und sicherer zu verbleiben wäre, als auf der seichten Sand-Banck. So bald der Nachen ausgepackt war, fuhren wir eilig wieder zurück, um unsere kostbahreste Waare, nemlich die Concordia dahin zu führen, wiewol vor rathsam befunden wur- de, zugleich noch eine Last von den nothdürfftigsten Sachen aus dem Schiffe mit zu nehmen. Diese andere Farth gieng nicht weniger glücklich von stat- ten, derowegen wurde am Felsen eine bequeme Kluft aus gesucht, darinnen auch zur Zeit des Regens wol 9. Personen oberwarts bedeckt gantz geräumlich si- tzen konten. Allhier muste Concordia bey einem kleinen Feuer sitzen bleiben, wir aber thaten noch 2. Fahrten, und holeten immer so viel, als auf dem Na- chen fortzubringen war, herüber. Bey der 5ten Ladung aber, welche gantz gegen Abend gethan wurde, ermunterte sich Lemelie erstlich, und mach- te grosse Augen, da er viele Sachen und sonderlich die Victualien mangeln, uns aber annoch in völliger Arbeit auszuräumen sahe. Er fragte was das be- deuten solte? warum wir uns solcher Sachen be- mächtigten, die doch nicht allein unser wären, und ob wir etwa als See-Räuber agiren wolten? Be- fahl auch diese Verwegenheit einzustellen, oder er wolle uns etwas anders weisen. Monsieur Lemelie versatzte van Leuven hierauf, ich kan nicht anders glauben, als daß ihr euren Verstand verlohren ha- ben müsset, weil ihr euch weder unseres guten Raths noch würcklicher Hülffe bedienen wollet. Allein ich bitte euch sehr, höret auf zu brutalisiren, denn die Zeiten haben sich leyder! verändert, euer Comman-
do
Felſen zu, fanden auch, daß allhie weit bequemli- cher und ſicherer zu verbleiben waͤre, als auf der ſeichten Sand-Banck. So bald der Nachen ausgepackt war, fuhren wir eilig wieder zuruͤck, um unſere koſtbahreſte Waare, nemlich die Concordia dahin zu fuͤhren, wiewol vor rathſam befunden wur- de, zugleich noch eine Laſt von den nothduͤrfftigſten Sachen aus dem Schiffe mit zu nehmen. Dieſe andere Farth gieng nicht weniger gluͤcklich von ſtat- ten, derowegen wurde am Felſen eine bequeme Kluft aus geſucht, darinnen auch zur Zeit des Regens wol 9. Perſonen oberwarts bedeckt gantz geraͤumlich ſi- tzen konten. Allhier muſte Concordia bey einem kleinen Feuer ſitzen bleiben, wir aber thaten noch 2. Fahrten, und holeten immer ſo viel, als auf dem Na- chen fortzubringen war, heruͤber. Bey der 5ten Ladung aber, welche gantz gegen Abend gethan wurde, ermunterte ſich Lemelie erſtlich, und mach- te groſſe Augen, da er viele Sachen und ſonderlich die Victualien mangeln, uns aber annoch in voͤlliger Arbeit auszuraͤumen ſahe. Er fragte was das be- deuten ſolte? warum wir uns ſolcher Sachen be- maͤchtigten, die doch nicht allein unſer waͤren, und ob wir etwa als See-Raͤuber agiren wolten? Be- fahl auch dieſe Verwegenheit einzuſtellen, oder er wolle uns etwas anders weiſen. Monſieur Lemelie verſatzte van Leuven hierauf, ich kan nicht anders glauben, als daß ihr euren Verſtand verlohren ha- ben muͤſſet, weil ihr euch weder unſeres guten Raths noch wuͤrcklicher Huͤlffe bedienen wollet. Allein ich bitte euch ſehr, hoͤret auf zu brutaliſiren, denn die Zeiten haben ſich leyder! veraͤndert, euer Comman-
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Felſen zu, fanden auch, daß allhie weit bequemli-
cher und ſicherer zu verbleiben waͤre, als auf der
ſeichten Sand-Banck. So bald der Nachen
ausgepackt war, fuhren wir eilig wieder zuruͤck, um
unſere koſtbahreſte Waare, nemlich die Concordia
dahin zu fuͤhren, wiewol vor rathſam befunden wur-
de, zugleich noch eine Laſt von den nothduͤrfftigſten
Sachen aus dem Schiffe mit zu nehmen. Dieſe
andere Farth gieng nicht weniger gluͤcklich von ſtat-
ten, derowegen wurde am Felſen eine bequeme Kluft
aus geſucht, darinnen auch zur Zeit des Regens wol
9. Perſonen oberwarts bedeckt gantz geraͤumlich ſi-
tzen konten. Allhier muſte Concordia bey einem
kleinen Feuer ſitzen bleiben, wir aber thaten noch 2.
Fahrten, und holeten immer ſo viel, als auf dem Na-
chen fortzubringen war, heruͤber. Bey der 5ten
Ladung aber, welche gantz gegen Abend gethan
wurde, ermunterte ſich Lemelie erſtlich, und mach-
te groſſe Augen, da er viele Sachen und ſonderlich
die Victualien mangeln, uns aber annoch in voͤlliger
Arbeit auszuraͤumen ſahe. Er fragte was das be-
deuten ſolte? warum wir uns ſolcher Sachen be-
maͤchtigten, die doch nicht allein unſer waͤren, und
ob wir etwa als See-Raͤuber agiren wolten? Be-
fahl auch dieſe Verwegenheit einzuſtellen, oder er
wolle uns etwas anders weiſen. Monſieur Lemelie
verſatzte van Leuven hierauf, ich kan nicht anders
glauben, als daß ihr euren Verſtand verlohren ha-
ben muͤſſet, weil ihr euch weder unſeres guten Raths
noch wuͤrcklicher Huͤlffe bedienen wollet. Allein
ich bitte euch ſehr, hoͤret auf zu brutaliſiren, denn die
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1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/162>, abgerufen am 31.10.2024.
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