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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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gen können; wollten wir darum im geringsten
zweifeln, ob er seine göttlichen Absichten auch je-
desmal ohnfehlbar erreiche? Was sollte ihm denn
daran hinderlich seyn? Sollten ihn jemals seine
gü[t]ige väterliche Rathschlüße zu unsrer Glückselig-
keit gereuen? sollt er in künftigen Zeiten, nicht
mehr der liebreiche, verschonende, wohlthätige
Vater gegen uns bleiben, der er von Ewigkeit
war? Nein, er ist der unveränderliche Gott:
(Es. 54, 10.) Berge weichen wohl, und
Hügel fallen hin, und Welten werden zu
Staub: aber seine Gnade wankt nie, und
sein freundschaftlicher Bund mit uns wird
in Ewigkeit nicht zerrißen.
-- Sollt er un-
übersteigliche Hinderniße finden, seine Absichten
auszuführen? Nein, er ist der allmächtige Gott:
(Ps. 33, 9.) wenn er spricht, so geschieht
es; wenn er gebeut, so stehets da. -- Sollt
er sich je in der Wahl des Besten irren? Nein
er ist der allweise Gott. Er, der der Sonne
ihre Bahn durch die Himmel angewiesen hat,
der die Erde in ihrem Gleichgewicht erhält, der
unzählbare unbekannte Welten durch seine Weis-
heit segnet; er sollte nicht jeden, der sich ihm ver-
traut, den gebahntesten Weg, durch frohe und
unangenehme Schicksale, zur unendlichen Glück-
seligkeit führen?

Scheint



gen können; wollten wir darum im geringſten
zweifeln, ob er ſeine göttlichen Abſichten auch je-
desmal ohnfehlbar erreiche? Was ſollte ihm denn
daran hinderlich ſeyn? Sollten ihn jemals ſeine
gü[t]ige väterliche Rathſchlüße zu unſrer Glückſelig-
keit gereuen? ſollt er in künftigen Zeiten, nicht
mehr der liebreiche, verſchonende, wohlthätige
Vater gegen uns bleiben, der er von Ewigkeit
war? Nein, er iſt der unveränderliche Gott:
(Eſ. 54, 10.) Berge weichen wohl, und
Hügel fallen hin, und Welten werden zu
Staub: aber ſeine Gnade wankt nie, und
ſein freundſchaftlicher Bund mit uns wird
in Ewigkeit nicht zerrißen.
— Sollt er un-
überſteigliche Hinderniße finden, ſeine Abſichten
auszuführen? Nein, er iſt der allmächtige Gott:
(Pſ. 33, 9.) wenn er ſpricht, ſo geſchieht
es; wenn er gebeut, ſo ſtehets da. — Sollt
er ſich je in der Wahl des Beſten irren? Nein
er iſt der allweiſe Gott. Er, der der Sonne
ihre Bahn durch die Himmel angewieſen hat,
der die Erde in ihrem Gleichgewicht erhält, der
unzählbare unbekannte Welten durch ſeine Weis-
heit ſegnet; er ſollte nicht jeden, der ſich ihm ver-
traut, den gebahnteſten Weg, durch frohe und
unangenehme Schickſale, zur unendlichen Glück-
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[86/0138] gen können; wollten wir darum im geringſten zweifeln, ob er ſeine göttlichen Abſichten auch je- desmal ohnfehlbar erreiche? Was ſollte ihm denn daran hinderlich ſeyn? Sollten ihn jemals ſeine gütige väterliche Rathſchlüße zu unſrer Glückſelig- keit gereuen? ſollt er in künftigen Zeiten, nicht mehr der liebreiche, verſchonende, wohlthätige Vater gegen uns bleiben, der er von Ewigkeit war? Nein, er iſt der unveränderliche Gott: (Eſ. 54, 10.) Berge weichen wohl, und Hügel fallen hin, und Welten werden zu Staub: aber ſeine Gnade wankt nie, und ſein freundſchaftlicher Bund mit uns wird in Ewigkeit nicht zerrißen. — Sollt er un- überſteigliche Hinderniße finden, ſeine Abſichten auszuführen? Nein, er iſt der allmächtige Gott: (Pſ. 33, 9.) wenn er ſpricht, ſo geſchieht es; wenn er gebeut, ſo ſtehets da. — Sollt er ſich je in der Wahl des Beſten irren? Nein er iſt der allweiſe Gott. Er, der der Sonne ihre Bahn durch die Himmel angewieſen hat, der die Erde in ihrem Gleichgewicht erhält, der unzählbare unbekannte Welten durch ſeine Weis- heit ſegnet; er ſollte nicht jeden, der ſich ihm ver- traut, den gebahnteſten Weg, durch frohe und unangenehme Schickſale, zur unendlichen Glück- ſeligkeit führen? Scheint

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/138>, abgerufen am 16.06.2024.