Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.Durch dies wehmüthige Gefühl gebeugt, fürch- ten sie oft: Gott, der Allerheiligste, werde sich mit so unreinen fehlenden Menschen, die immer noch so unendlich weit von seinem allerhöchsten Ebenbilde entfernt sind, nicht vereinigen können; werde ermüden, sie durch seinen guten Geist zu leiten, zu ermuntern, zu stärken, weil ihr Herz noch immer nicht ganz durch ihn geheiligt ist; werde sie so vielen traurigen Folgen ihrer Schwachheit unter- liegen laßen; werde sie einst nicht würdigen kön- nen, sie zur Gesellschaft jener reinern Geister an seinem Throne, und zum Erbtheil der unbefleck- ten Seligkeit vollendeter Frommen, zu erhe- ben. Für diese Redlichen ist sie, die Ver- sicherung: Gott hat Geduld mit unsrer Schwachheit: Aufmunterung, damit ihr Herz nicht durch so viel Besorgniße zurückge- schreckt werde, mit allen seinen Kräften, mit der innigsten Liebe, und dem kindlichsten Ver- trauen, an dem Gott zu hangen, nach dem es sich sehnt; Trost, damit nicht, mitten in den seligsten Gefühlen, der inbrünstigsten Andacht, mit denen seine Liebe sie segnet, ein Gedanke an die heilige Majestät des großen Gottes, sie be- unruhige und martre; Stärkung, damit sie nie G
Durch dies wehmüthige Gefühl gebeugt, fürch- ten ſie oft: Gott, der Allerheiligſte, werde ſich mit ſo unreinen fehlenden Menſchen, die immer noch ſo unendlich weit von ſeinem allerhöchſten Ebenbilde entfernt ſind, nicht vereinigen können; werde ermüden, ſie durch ſeinen guten Geiſt zu leiten, zu ermuntern, zu ſtärken, weil ihr Herz noch immer nicht ganz durch ihn geheiligt iſt; werde ſie ſo vielen traurigen Folgen ihrer Schwachheit unter- liegen laßen; werde ſie einſt nicht würdigen kön- nen, ſie zur Geſellſchaft jener reinern Geiſter an ſeinem Throne, und zum Erbtheil der unbefleck- ten Seligkeit vollendeter Frommen, zu erhe- ben. Für dieſe Redlichen iſt ſie, die Ver- ſicherung: Gott hat Geduld mit unſrer Schwachheit: Aufmunterung, damit ihr Herz nicht durch ſo viel Beſorgniße zurückge- ſchreckt werde, mit allen ſeinen Kräften, mit der innigſten Liebe, und dem kindlichſten Ver- trauen, an dem Gott zu hangen, nach dem es ſich ſehnt; Troſt, damit nicht, mitten in den ſeligſten Gefühlen, der inbrünſtigſten Andacht, mit denen ſeine Liebe ſie ſegnet, ein Gedanke an die heilige Majeſtät des großen Gottes, ſie be- unruhige und martre; Stärkung, damit ſie nie G
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Durch dies wehmüthige Gefühl gebeugt, fürch-
ten ſie oft: Gott, der Allerheiligſte, werde ſich
mit ſo unreinen fehlenden Menſchen, die immer
noch ſo unendlich weit von ſeinem allerhöchſten
Ebenbilde entfernt ſind, nicht vereinigen können;
werde ermüden, ſie durch ſeinen guten Geiſt zu leiten,
zu ermuntern, zu ſtärken, weil ihr Herz noch immer
nicht ganz durch ihn geheiligt iſt; werde ſie ſo
vielen traurigen Folgen ihrer Schwachheit unter-
liegen laßen; werde ſie einſt nicht würdigen kön-
nen, ſie zur Geſellſchaft jener reinern Geiſter an
ſeinem Throne, und zum Erbtheil der unbefleck-
ten Seligkeit vollendeter Frommen, zu erhe-
ben. Für dieſe Redlichen iſt ſie, die Ver-
ſicherung: Gott hat Geduld mit unſrer
Schwachheit: Aufmunterung, damit ihr
Herz nicht durch ſo viel Beſorgniße zurückge-
ſchreckt werde, mit allen ſeinen Kräften, mit
der innigſten Liebe, und dem kindlichſten Ver-
trauen, an dem Gott zu hangen, nach dem es
ſich ſehnt; Troſt, damit nicht, mitten in den
ſeligſten Gefühlen, der inbrünſtigſten Andacht,
mit denen ſeine Liebe ſie ſegnet, ein Gedanke an
die heilige Majeſtät des großen Gottes, ſie be-
unruhige und martre; Stärkung, damit ſie
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Zitationshilfe: | Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/149>, abgerufen am 16.06.2024. |