Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.verrückts bewenden gehabt/ bis endlich denen Grafen/ gegen Ende des abgewichenen seculi, die Hoheits-Gedancken abermals aufgestiegen/ und sie theils den Fürsten-Standt ambiren und annehmen / theils aber/ ob sie gleich den Gräflichen Titul noch eine Zeitlang beybehalten / eine besondere Landes-Hoheit (die doch absonderlich in Sächsischen Lehnen mit dem Nexu, dadurch sie ans Haus Sachsen verbunden/ Eingangs erwehnten Umständen nach/ gantz incompatibel,) sich vorbilden/ und folglich zu dero vermeynten Substantiirung abermahls verschiedene Neuerungen machiniren und anspinnen wollen. Den Anfang darzu/ hat man in Arnstädtischen (als wovon dermahlen eintzigund allein die Rede ist) dadurch zu machen gesuchet/ daß man der Sächsischen Rechte und Gewohnheiten/ die doch von undencklichen Jahren her recipiret/ und jederzeit Landläuffig gewesen/ sich nach und nach zu entschütten gedacht; Zu dem Ende die Cantzeley zu besagten Arnstadt/ die/ in Parthey-Sachen geschlossene Acta nicht mehr/ wie sonst geschehen/ in den Schöppen-Stuhl zu Jena/ oder an andere Sächsische Collegia, sondern öffter ausser Landes verschicken/ auch in den befügten Urtheils-Fragen/ die auswärtige Concipienten mit ungleichen Meynungen praeoccupiren/ und selbige mit solchen Vorstellungen dahin bringen müssen/ daß sie manchmahl gantz contraire Sententzien ertheilet. Wie dann nur eines Exempels zugedencken/ in einer gewissen Inquisitions - Sache/ da ob Adulterium duplicatum den Inquisiten beyderseits/ weil sie confessi gewesen/ nach Sachsen-Recht/ das Leben aberkannt gewesen/ der Mannes-Person/ der man sonst nicht gar zu wohl gewolt / nach Inhalt des gesprochenen Urthels/ der Kopf abgeschlagen/ ratione der Weibs-Person hingegen die Acta nochmahlen verschicket/ und in der Urthels-Frage von der Cantzeley/ als wäre in den Schwartzburgischen/ man/ an den rigorem Juris Saxonici nicht vebunden/ ungegründet angeführet/ mithin dadurch so viel effectuiret worden/ daß die Facultaet zu Helmstädt die vorige Sentenz reformiret/ und beyde Inquisiten von der Todes-Straffe befreyet. Weil aber dem einen schon vor 4. Wochen der Kopf abgeschlagen/ und also zum wenigsten auf einem Theil ein unrechtmäßiges Verfahren notorisch und unläugbar gewesen/ so hat man Gräflicher Seits/ als bey dem Judice superiore zu Weimar/ von des Justificirten Freunden darüber Beschwerde geführet/ und die Acta einzuschicken befohlen worden/ allerhand Ausflüchte hervor gesucht/ und endlich mit Verlegung derselben sich entschuldigen wollen/ so/ daß bis dato die Beschaffenheit der Sache nicht untersuchet/ noch dem kundbahren Unrecht/ so auf dieser oder jener Seite vorgefallen/ gebührend remediret werden können. Gleich wie aber zu besserer Bemäntelung dieser und anderer dergleichen Injustitien/ Gräflicher Seits/ nohtwendig weiter hinaus und dahin gedacht werden müssen/ daß der Recursus ad Superiorem eingeschräncket/ und das beneficium apellandi den Unterthanen mit der Zeit/ wo nicht gar benommen/ doch schwer gemacht werden verrückts bewenden gehabt/ bis endlich denen Grafen/ gegen Ende des abgewichenen seculi, die Hoheits-Gedancken abermals aufgestiegen/ und sie theils den Fürsten-Standt ambiren und annehmen / theils aber/ ob sie gleich den Gräflichen Titul noch eine Zeitlang beybehalten / eine besondere Landes-Hoheit (die doch absonderlich in Sächsischen Lehnen mit dem Nexu, dadurch sie ans Haus Sachsen verbunden/ Eingangs erwehnten Umständen nach/ gantz incompatibel,) sich vorbilden/ und folglich zu dero vermeynten Substantiirung abermahls verschiedene Neuerungen machiniren und anspinnen wollen. Den Anfang darzu/ hat man in Arnstädtischen (als wovon dermahlen eintzigund allein die Rede ist) dadurch zu machen gesuchet/ daß man der Sächsischen Rechte und Gewohnheiten/ die doch von undencklichen Jahren her recipiret/ und jederzeit Landläuffig gewesen/ sich nach und nach zu entschütten gedacht; Zu dem Ende die Cantzeley zu besagten Arnstadt/ die/ in Parthey-Sachen geschlossene Acta nicht mehr/ wie sonst geschehen/ in den Schöppen-Stuhl zu Jena/ oder an andere Sächsische Collegia, sondern öffter ausser Landes verschicken/ auch in den befügten Urtheils-Fragen/ die auswärtige Concipienten mit ungleichen Meynungen praeoccupiren/ und selbige mit solchen Vorstellungen dahin bringen müssen/ daß sie manchmahl gantz contraire Sententzien ertheilet. Wie dann nur eines Exempels zugedencken/ in einer gewissen Inquisitions - Sache/ da ob Adulterium duplicatum den Inquisiten beyderseits/ weil sie confessi gewesen/ nach Sachsen-Recht/ das Leben aberkannt gewesen/ der Mannes-Person/ der man sonst nicht gar zu wohl gewolt / nach Inhalt des gesprochenen Urthels/ der Kopf abgeschlagen/ ratione der Weibs-Person hingegen die Acta nochmahlen verschicket/ und in der Urthels-Frage von der Cantzeley/ als wäre in den Schwartzburgischen/ man/ an den rigorem Juris Saxonici nicht vebunden/ ungegründet angeführet/ mithin dadurch so viel effectuiret worden/ daß die Facultaet zu Helmstädt die vorige Sentenz reformiret/ und beyde Inquisiten von der Todes-Straffe befreyet. Weil aber dem einen schon vor 4. Wochen der Kopf abgeschlagen/ und also zum wenigsten auf einem Theil ein unrechtmäßiges Verfahren notorisch und unläugbar gewesen/ so hat man Gräflicher Seits/ als bey dem Judice superiore zu Weimar/ von des Justificirten Freunden darüber Beschwerde geführet/ und die Acta einzuschicken befohlen worden/ allerhand Ausflüchte hervor gesucht/ und endlich mit Verlegung derselben sich entschuldigen wollen/ so/ daß bis dato die Beschaffenheit der Sache nicht untersuchet/ noch dem kundbahren Unrecht/ so auf dieser oder jener Seite vorgefallen/ gebührend remediret werden können. Gleich wie aber zu besserer Bemäntelung dieser und anderer dergleichen Injustitien/ Gräflicher Seits/ nohtwendig weiter hinaus und dahin gedacht werden müssen/ daß der Recursus ad Superiorem eingeschräncket/ und das beneficium apellandi den Unterthanen mit der Zeit/ wo nicht gar benommen/ doch schwer gemacht werden <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0164" n="121"/> verrückts bewenden gehabt/ bis endlich denen Grafen/ gegen Ende des abgewichenen seculi, die Hoheits-Gedancken abermals aufgestiegen/ und sie theils den Fürsten-Standt ambiren und annehmen / theils aber/ ob sie gleich den Gräflichen Titul noch eine Zeitlang beybehalten / eine besondere Landes-Hoheit (die doch absonderlich in Sächsischen Lehnen mit dem Nexu, dadurch sie ans Haus Sachsen verbunden/ Eingangs erwehnten Umständen nach/ gantz incompatibel,) sich vorbilden/ und folglich zu dero vermeynten Substantiirung abermahls verschiedene Neuerungen machiniren und anspinnen wollen. Den Anfang darzu/ hat man in Arnstädtischen (als wovon dermahlen eintzigund allein die Rede ist) dadurch zu machen gesuchet/ daß man der Sächsischen Rechte und Gewohnheiten/ die doch von undencklichen Jahren her recipiret/ und jederzeit Landläuffig gewesen/ sich nach und nach zu entschütten gedacht; Zu dem Ende die Cantzeley zu besagten Arnstadt/ die/ in Parthey-Sachen geschlossene Acta nicht mehr/ wie sonst geschehen/ in den Schöppen-Stuhl zu Jena/ oder an andere Sächsische Collegia, sondern öffter ausser Landes verschicken/ auch in den befügten Urtheils-Fragen/ die auswärtige Concipienten mit ungleichen Meynungen praeoccupiren/ und selbige mit solchen Vorstellungen dahin bringen müssen/ daß sie manchmahl gantz contraire Sententzien ertheilet. Wie dann nur eines Exempels zugedencken/ in einer gewissen Inquisitions - Sache/ da ob Adulterium duplicatum den Inquisiten beyderseits/ weil sie confessi gewesen/ nach Sachsen-Recht/ das Leben aberkannt gewesen/ der Mannes-Person/ der man sonst nicht gar zu wohl gewolt / nach Inhalt des gesprochenen Urthels/ der Kopf abgeschlagen/ ratione der Weibs-Person hingegen die Acta nochmahlen verschicket/ und in der Urthels-Frage von der Cantzeley/ als wäre in den Schwartzburgischen/ man/ an den rigorem Juris Saxonici nicht vebunden/ ungegründet angeführet/ mithin dadurch so viel effectuiret worden/ daß die Facultaet zu Helmstädt die vorige Sentenz reformiret/ und beyde Inquisiten von der Todes-Straffe befreyet. Weil aber dem einen schon vor 4. Wochen der Kopf abgeschlagen/ und also zum wenigsten auf einem Theil ein unrechtmäßiges Verfahren notorisch und unläugbar gewesen/ so hat man Gräflicher Seits/ als bey dem Judice superiore zu Weimar/ von des Justificirten Freunden darüber Beschwerde geführet/ und die Acta einzuschicken befohlen worden/ allerhand Ausflüchte hervor gesucht/ und endlich mit Verlegung derselben sich entschuldigen wollen/ so/ daß bis dato die Beschaffenheit der Sache nicht untersuchet/ noch dem kundbahren Unrecht/ so auf dieser oder jener Seite vorgefallen/ gebührend remediret werden können. Gleich wie aber zu besserer Bemäntelung dieser und anderer dergleichen Injustitien/ Gräflicher Seits/ nohtwendig weiter hinaus und dahin gedacht werden müssen/ daß der Recursus ad Superiorem eingeschräncket/ und das beneficium apellandi den Unterthanen mit der Zeit/ wo nicht gar benommen/ doch schwer gemacht werden </p> </div> </body> </text> </TEI> [121/0164]
verrückts bewenden gehabt/ bis endlich denen Grafen/ gegen Ende des abgewichenen seculi, die Hoheits-Gedancken abermals aufgestiegen/ und sie theils den Fürsten-Standt ambiren und annehmen / theils aber/ ob sie gleich den Gräflichen Titul noch eine Zeitlang beybehalten / eine besondere Landes-Hoheit (die doch absonderlich in Sächsischen Lehnen mit dem Nexu, dadurch sie ans Haus Sachsen verbunden/ Eingangs erwehnten Umständen nach/ gantz incompatibel,) sich vorbilden/ und folglich zu dero vermeynten Substantiirung abermahls verschiedene Neuerungen machiniren und anspinnen wollen. Den Anfang darzu/ hat man in Arnstädtischen (als wovon dermahlen eintzigund allein die Rede ist) dadurch zu machen gesuchet/ daß man der Sächsischen Rechte und Gewohnheiten/ die doch von undencklichen Jahren her recipiret/ und jederzeit Landläuffig gewesen/ sich nach und nach zu entschütten gedacht; Zu dem Ende die Cantzeley zu besagten Arnstadt/ die/ in Parthey-Sachen geschlossene Acta nicht mehr/ wie sonst geschehen/ in den Schöppen-Stuhl zu Jena/ oder an andere Sächsische Collegia, sondern öffter ausser Landes verschicken/ auch in den befügten Urtheils-Fragen/ die auswärtige Concipienten mit ungleichen Meynungen praeoccupiren/ und selbige mit solchen Vorstellungen dahin bringen müssen/ daß sie manchmahl gantz contraire Sententzien ertheilet. Wie dann nur eines Exempels zugedencken/ in einer gewissen Inquisitions - Sache/ da ob Adulterium duplicatum den Inquisiten beyderseits/ weil sie confessi gewesen/ nach Sachsen-Recht/ das Leben aberkannt gewesen/ der Mannes-Person/ der man sonst nicht gar zu wohl gewolt / nach Inhalt des gesprochenen Urthels/ der Kopf abgeschlagen/ ratione der Weibs-Person hingegen die Acta nochmahlen verschicket/ und in der Urthels-Frage von der Cantzeley/ als wäre in den Schwartzburgischen/ man/ an den rigorem Juris Saxonici nicht vebunden/ ungegründet angeführet/ mithin dadurch so viel effectuiret worden/ daß die Facultaet zu Helmstädt die vorige Sentenz reformiret/ und beyde Inquisiten von der Todes-Straffe befreyet. Weil aber dem einen schon vor 4. Wochen der Kopf abgeschlagen/ und also zum wenigsten auf einem Theil ein unrechtmäßiges Verfahren notorisch und unläugbar gewesen/ so hat man Gräflicher Seits/ als bey dem Judice superiore zu Weimar/ von des Justificirten Freunden darüber Beschwerde geführet/ und die Acta einzuschicken befohlen worden/ allerhand Ausflüchte hervor gesucht/ und endlich mit Verlegung derselben sich entschuldigen wollen/ so/ daß bis dato die Beschaffenheit der Sache nicht untersuchet/ noch dem kundbahren Unrecht/ so auf dieser oder jener Seite vorgefallen/ gebührend remediret werden können. Gleich wie aber zu besserer Bemäntelung dieser und anderer dergleichen Injustitien/ Gräflicher Seits/ nohtwendig weiter hinaus und dahin gedacht werden müssen/ daß der Recursus ad Superiorem eingeschräncket/ und das beneficium apellandi den Unterthanen mit der Zeit/ wo nicht gar benommen/ doch schwer gemacht werden
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